Hagen. Isabel Bernat aus Hagen ist Künstlerin, das bedeutet Freiheit und Unsicherheit zugleich. Wir haben sie in ihrem Atelier in Wehringhausen besucht:

Viel Freiheit, wenig finanzielle Sicherheit. „Aber ich liebe es, dass ich mich so verwirklichen kann und dabei so flexibel bin“, sagt Isabel Bernat. Sie sitzt auf einem Drehhocker in ihrem kleinen Atelier mitten in Wehringhausen. Ein Stadtteil, der sicher mehr als alle anderen für Kreativität und Kunst steht.

„Viele bewundern meine Entscheidung, mich als Künstlerin selbstständig zu machen. Das ist ja nicht ganz ohne Risiko“, sagt die 26-Jährige, die eigentlich zunächst mehr für sich selbst malte, als für andere. Dann aber kamen mehr und mehr Auftragsarbeiten rein. „Sie sind nicht mein Hauptfokus, der liegt auf meiner eigenen Kunst. Aber sie ermöglichen es mir, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte und jetzt einfach Künstlerin sein kann.“

Inspiriert von der Natur

Im Atelier selbst arbeitet sie schon seit fast zwei Jahren, parallel studierte sie damals Modedesign an einer Schule in Düsseldorf, absolvierte Praktika unter anderem bei renommierten Marken wie Gucci. „Am Ende musste ich aber feststellen, dass die Branche nicht genau das Richtige für mich war“, sagt die Hagenerin heute. Den Bezug zu dieser Zeit hat sie nie ganz verloren: Die Textilien der Modekollektionen fanden und finden immer wieder ihren Weg von der Schneiderpuppe auf die Leinwand.

Die Kunst, die Kreativität – all das zieht sich wie ein roter Farben durch ihr Leben. Sie sei immer schon kreativ gewesen, sagt Isabel Bernat: „Als ich klein war habe ich angefangen mit Zeichen- und Malkursen. Zuhause habe ich zuerst im Waschkeller gemalt“, erinnert sie sich und lacht.

Heute arbeitet sie hauptsächlich großformatig auf Leinwänden, mit Strukturpasten aber eben auch Textilien. „Meine Arbeit ist dabei inspiriert von der Natur. Ich war immer schon sehr naturverbunden, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind mir wichtig.“

Besuch im Atelier von Isabel Bernat in Wehringhausen: Ihre Werke verkauft sie, stellt aber auch aus.
Besuch im Atelier von Isabel Bernat in Wehringhausen: Ihre Werke verkauft sie, stellt aber auch aus. © WP | Michael Kleinrensing

Das Material, das sie für ihre Kunst verwendet, ist weitestgehend nachhaltig. „Das Gewebe für die Leinwände ist beispielsweise biologisch abbaubar. Das ist so nicht üblich. Außerdem mische ich meine Strukturpasten selbst. Ich versuche, soweit es eben geht, nachhaltig zu arbeiten – auch wenn es natürlich nicht zu 100 Prozent klappt.“

Die 26-Jährige verbringt jeden Tag mehrere Stunden in ihrem kleinen Atelier. Das Alleinsein macht ihr dabei nichts aus. So kann sie besser, konzentrierter, kreativer arbeiten. „Eine Blockade hatte ich zum Glück noch nie“, sagt Isabel Bernat. Im Hintergrund läuft leise Musik aus den 80ern, „die höre ich am Liebsten während ich hier bin.“

Isabel Bernat schneidet Stoff - oft verschwimmen die Grenzen zwischen ihrem Modedesign-Studium und ihrer Kunst. Sie arbeitet auch gerne mit Stoffen.
Isabel Bernat schneidet Stoff - oft verschwimmen die Grenzen zwischen ihrem Modedesign-Studium und ihrer Kunst. Sie arbeitet auch gerne mit Stoffen. © WP | Michael Kleinrensing

Keinen Tag bereut

Allein ist man viel, hier im Atelier. Zwischendurch schätzt die 25-Jährige daher auch den Austausch mit anderen Künstlern. Den Nachhaltigkeitsgedanken möchte Isabel Bernat über ihre Kunst weitergeben, gerade auch an die jüngere Generation. Dafür kooperiert sie mit Grundschulen im Stadtgebiet. „An mehreren Projekttagen machen wir gemeinsam Kunst. Ich kläre über das Thema Nachhaltigkeit auf und arbeite inspiriert von der Natur – letztes Mal zum Beispiel mit Ton, angelehnt zum Thema ,Boden’“, gibt Bernat Einblicke. Gefördert werden die Projekte über das Landesprogramm „Kultur und Schule“.

Auch ausgestellt hat Isabel Bernat in Hagen schon. „Ich finde es wichtig, sich in der eigenen Stadt zu vernetzen.“ Sie sei zwar gerne auf Reisen – „aber Hagen ist meine Basis, daher käme auch Wegziehen für mich nicht in Frage. Ich bin zwar gerne unterwegs, um Inspirationen zu sammeln, komme aber immer gerne zurück“.

Ja, Isabel Bernat hat in jungen Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – als Künstlerin. Das bedeutet eben große Freiheit, aber auch Unsicherheiten – „aber ich habe es keinen Tag bereut. Ich mache das was ich liebe.“

Nicht nur schwarz und weiß: Im Atelier wird auch viel bunte Farbe auf die Leinwände gebracht.
Nicht nur schwarz und weiß: Im Atelier wird auch viel bunte Farbe auf die Leinwände gebracht. © WP | Michael Kleinrensing