Hagen. Starke Einschränkung für alle Bahnreisenden. Der ICE hält zwischen Juni und Dezember nur noch alle zwei Stunden am Hagener Hauptbahnhof.

So lange es ihn gibt, genau so lange ist er umstritten: Der Halt des Intercity-Express (ICE) zwischen Köln und Berlin in Hagen stand immer mal wieder auf der Kippe, fiel aus, fiel weg oder wurde unterbrochen. Jetzt können sich Bahnreisende auf die nächste Einschränkung auf der in Deutschland bedeutenden Verbindung einstellen. Zwischen Juni und Dezember fallen die Hälfte der ICE-Halte in Hagen weg. Die Perspektive ab Dezember? Laut Bahn gut, in der Realität vage.

„Die Deutsche Bahn (DB) plant, die Fernverkehrskapazitäten zwischen NRW und Berlin bereits ab Dezember 2023 deutlich zu erweitern“, heißt es von der Bahn. Das klingt zunächst positiv. Auch für Hagen. „Ich muss allerdings sagen: Immer wenn es zu Baustellen und Einschränkungen gekommen ist, hieß es, dass hinterher alles gut ist“, sagt Rainer Preuß, langjähriges Ratsmitglied der Hagener Grünen und viele Jahre intensiver Nutzer der ICE-Strecke Hagen-Berlin.

Kein aufwendiges Kuppeln mehr

Mit zusätzlichen Verbindungen und dem vermehrten Einsatz moderner ICE 4-Züge stünden Fahrgästen an Ruhr und Wupper künftig rund 25 Prozent mehr Sitzplätze zur Verfügung, heißt es bei der Bahn weiter. Auch das zeitaufwendige Kuppeln der Züge in Hamm reduziere sich dadurch.

Die Trittstufen des ICE können am Hagener Hauptbahnhof übrigens nicht voll ausgefahren werden.
Die Trittstufen des ICE können am Hagener Hauptbahnhof übrigens nicht voll ausgefahren werden. © Michael Kleinrensing

Dann aber die Einschränkung: „Aktuell sind aus Sicht der DB die Qualität und Pünktlichkeit im Fernverkehr nicht zufriedenstellend. Durch die zahlreichen teilweise gleichzeitigen Baustellen im bundesweiten Schienennetz kommt es zu erheblichen Einschränkungen, Umleitungen und Fahrzeitverlängerungen. Um den Bahnverkehr in NRW während der Bauarbeiten zu entlasten, passt die DB vorübergehend in der Zeit vom 5. Juni bis zum 9. Dezember ihr Angebot an“.

Bahn: Gute Alternativverbindungen

Heißt konkret: Der zwischen Bonn/Köln und Hamm verkehrende Zugteil der ICE-Linie NRW-Berlin wird nur alle zwei Stunden statt wie bislang stündlich fahren. Diese Züge starten stattdessen ab Düsseldorf mit zwei Zugteilen.

Anstelle der Direktverbindungen gebe es gute Alternativverbindungen mit Umstieg etwa in Düsseldorf oder Hamm. Der ICE-Sprinter Bonn–Köln–Berlin werde ab 1. Juli dann wieder planmäßig verkehren – aber nicht in Hagen halten.

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Schon vor der Pandemie gab es bei der Bahn Gedankenspiele, den ICE in Hagen nicht mehr stündlich halten zu lassen. SIHK und Stadt hatten damals stark in Düsseldorf und Berlin interveniert und die ICE-Reduzierung in Hagen abwenden können. Nach Bahn-Plänen hätte hier nur noch jeder zweite ICE gestoppt, in den anderen Stunden sollte der ICE komplett durch das Ruhrgebiet fahren und nicht mehr – wie bislang – in Hamm geteilt werden. Hagen und Wuppertal wären Leidtragende gewesen.

„Eine drastische Einschränkung“

„Das ist jetzt schon eine drastische Einschränkung, die da auf Hagen zukommt“, sagt Jürgen Sporbeck, Verkehrsexperte der Grünen im Hagener Rat und als Verkehrsberater tätig. Dass es zwischen Juni und Dezember gute Alternativverbindungen gebe, zweifelt Sporbeck an. Ein Beispiel sei der Regionalexpress 7 von Krefeld nach Rheine, der in Hagen und Hamm zwischenhalte. „Da gibt es in Hamm eine Umsteigzeit von zehn Minuten“, blickt Sporbeck auf ICE-Nutzer. Und allein der RE 7 neige zu heftigen Verspätungen. Das betont auch Rainer Preuß: „Fahrplanmäßige Züge fallen doch regelmäßig aus. Der Ärger wird noch größer, wenn der ICE-Takt in Hagen auf zwei Stunden gestellt wird.“

Preuß hofft, dass es kein Lippenbekenntnis sei, dass die Fernverkehrskapazitäten zwischen NRW und Berlin bereits ab Dezember 2023 deutlich erweitert werden sollen. „Die Taktzeiten waren eigentlich immer unzuverlässig.“