Hagen. Ob die Hagener Kaufhof-Mitarbeiter nach der Schließung in eine Transfergesellschaft wechseln und wann der Abverkauf startet, steht in den Sternen.
Die letzten Jahre waren für die Kaufhof-Mitarbeiter turbulent und durch Unsicherheit geprägt. Seit Montag, 13. März, steht nun fest, dass das Hagener Haus unwiderruflich geschlossen wird. Peter Erb, seit November 2020 Filial-Geschäftsführer in Hagen, war bei der Sitzung in Essen, auf der bekanntgegeben wurde, welche Warenhäuser geschlossen werden, zugegen. „Ich musste dann meine Mitarbeiter über die Entscheidung informieren“, sagt Peter Erb mit Enttäuschung in der Stimme.
Betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden, so heißt es seitens der Geschäftsführung, das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, erhalten. „Was das für die Hagener Mitarbeiter bedeutet, kann ich noch nicht sagen. Fest steht nur, dass die Hagener Filiale zum 30. Juni 2023 schließt“, sagt Peter Erb. Auch darüber, ob und wenn ja wann der Abverkauf in Hagen starte, könne er noch keine Auskunft geben, „es kann auch sein, dass unsere Ware in andere Filialen verschoben wird“.
9800 Quadratmeter Verkaufsfläche
Die Verkaufsfläche im Hagener Haus beträgt inklusive aller Gänge 9800 Quadratmeter. Im Souterrain werden u.a. Elektrokleingeräte, Bettwaren, Geschirr und Kurzwaren angeboten, im Erdgeschoss Parfümerieartikel, Uhren und Schmuck, Damenwäsche sowie Süßwaren. Damenbekleidung und -schuhe werden in der ersten Etage präsentiert, Herrenbekleidung und -schuhe im 2. OG.
Spielwaren und Reisegepäcke gibt’s im 3. Stockwerk, Sportbekleidung wird in der vierten Etage angeboten. Das früher im oberen Stockwerk ansässige Restaurant Linea wurde bereits vor Jahren geschlossen. Zum Hagener Warenhaus gehört auch ein Parkhaus mit 85 Stellplätzen.
Zentralkasse im Erdgeschoss
Vor drei Jahren wurden die Kassen auf den einzelnen Etagen abgeschafft und es wurde eine Zentralkasse im Erdgeschoss eingerichtet.
Seit Ende 2021 wird der Hagener Kaufhof als lokales Forum geführt, sprich, das Sortiment ist auf lokale Kundschaft ausgerichtet.
Zur Erinnerung: Damals wurden alle zum Konzern gehörenden Warenhäuser in die Kategorien Weltstadthaus, regionaler Magnet und lokales Forum eingeteilt. Das Hagener Haus in der Elberfelder Straße 23-25 wird seitdem als lokales Forum betrieben. Auf lokale Bedürfnisse und Gegebenheiten soll also stärker eingegangen werden. So sollen beim Warenangebot die Einzelhandels- und Kundenstruktur der Stadt sowie des Umlandes mehr Beachtung finden und berücksichtigt werden, ob sich das Haus in einem Unter- oder Oberzentrum befindet.
Arbeit vorerst normal weiterführen
Aber zurück zu Peter Erb und seinen Mitarbeitern: „Wir sind nicht alleine Herr im Ring, es werden bundesweit schließlich 52 Filialen geschlossen. Wir werden unsere Arbeit vorerst normal weiterführen. Für meine Mitarbeiter und mich hoffe ich aber auf zeitnahe und aussagekräftige Informationen seitens der Geschäftsleitung.“
Das sagen Wirtschaft und Politik
Auch Vertreter der Hagener Wirtschaft und der Politik melden sich zu den Entwicklungen rund um den Hagener Kaufhof zu Wort. Wie die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen:
„Die SIHK reagiert mit großer Betroffenheit, dass mit dem Kaufhof das größte Kaufhaus in Hagen bereits Mitte des Jahres geschlossen werden soll. Bis zuletzt konnten wir nur hoffen, dass der Standort erhalten bleibt. Für die Hagener Innenstadt, die Beschäftigten und die langjährige Kundschaft sind das schlechte Nachrichten.
Als Traditionsunternehmen war der Kaufhof über einen langen Zeitraum hinweg ein wichtiger Anlaufpunkt in Hagen. Die Innenstadtentwicklung in Hagen muss jetzt mit noch mehr Energie vorangetrieben werden. Und für das Kaufhof-Gebäude müssen in den nächsten Monaten zukunfts- und tragfähige Nutzungsmodelle entworfen werden. Es braucht jetzt positive Signale für die Hagener Innenstadt. Dafür werden wir uns in den nächsten Monaten verstärkt mit den Akteuren der Hagener Innenstadt einsetzen“, so Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK.
„Mit dem Kaufhof bricht ein wichtiger Kundenmagnet für die Hagener Innenstadt weg“, ergänzt SIHK-Geschäftsbereichsleiter Christoph Brünger. Mehr denn je komme es jetzt darauf an, für die Hagener Innenstadt ein zukunftsfähiges Profil zu entwickeln.
SPD spricht vom Totalversagen der Konzernleitung
Die SPD Hagen äußert sich wie folgt zur Schließung des Kaufhofs in Hagen:
Zur gestern bekannt gewordenen Schließung der Filiale von Galeria Kaufhof in Hagen erklärt die SPD in Hagen: „Die Entscheidung des Konzerns ist das Endergebnis eines kompletten Management-Versagens, das auch mit 680 Millionen Euro staatlicher Unterstützung nicht geheilt werden konnte.
Einzelhandel seit Jahren im Wandel
Der Einzelhandel befindet sich seit vielen Jahren im Wandel. Es ist eigentlich die Aufgabe der Konzernleitung, Standorte innovativ und zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Die Schließung von nun fast der Hälfte der Standorte zeigt, dass die Chefetage des Konzerns nicht mehr über ein Konzept für die Zukunftssicherung des Modells ,Warenhaus’ verfügt und die ganze Entwicklung im Einzelhandel seit Jahren verschlafen hat. Und nun müssen wieder einmal die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das absolute Versagen des Managements ausbaden. Wir stehen daher solidarisch an der Seite der Beschäftigten, die nach oft langjähriger engagierter Tätigkeit und der Bereitschaft für den Erhalt des Standorts hohe Einbußen in Kauf zu nehmen, nun von ihrem Arbeitgeber in eine ungewisse Zukunft geschickt werden.“
Konzern trägt Mitverantwortung
Der Konzern und insbesondere René Benko seien nun in der Pflicht, die Beschäftigten in dieser Situation sozial abzusichern. Ebenso, unterstreichen Timo Schisanowski (MdB) und Claus Rudel, Vorsitzender der SPD Hagen, trage der Konzern die Mitverantwortung für die weitere Nutzung des Gebäudes in der Elberfelder Straße, welches in bester Lage eine große Bedeutung für die Entwicklung der Innenstadt hat. „Es darf nicht sein, dass ein Warenhaus in dieser Größe mitten in der Fußgängerzone monate- oder gar jahrelang brach liegt, betonen Schisanowski und Rudel.