Hagen. Der Kaufhof in der Hagener Innenstadt soll noch im Sommer 2023 geschlossen werden. Die Hintergründe und Hagener Stimmen:
Eine Hiobsbotschaft für die Innenstadt: Das größte Geschäft in der Hagener City, der Kaufhof, wird noch in diesem Jahr schließen. Wie der Gesamtbetriebsrat am Montag mitteilte, sollen zur wirtschaftlichen Rettung des insolventen Essener Unternehmens insgesamt 52 der 129 Filialen geschlossen werden – darunter auch die Hagener Filiale. Sie soll noch diesen Sommer dichtmachen.
Das Warenhaus in der Innenstadt hatte am Nachmittag schon gegen 14 Uhr wegen der großen Mitarbeiter-Informationsveranstaltung seine Türen geschlossen. Schon kurz vorher war aber durchgesickert: Von den gut 17.000 Arbeitsplätzen sollen nach Betriebsratsangaben rund 5000 abgebaut werden. Im Unternehmen ist von gut 4000 die Rede.
Rund 70 Mitarbeiter in Hagen betroffen
Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der schon seit Wochen einen engen Kontakt zum Insolvenzverwalter gehalten hatte, wurde gestern vom örtlichen Betriebsratsvorsitzenden informiert: „Das ist natürlich ein schwerer Schlag für die Hagener Innenstadt, aber auch sämtliche Mitarbeiter. Sie werden ja schon seit Jahren von einer Hängepartie in die nächste geschubst.“ Der Verwaltungschef will in den nächsten Tagen auch noch einmal den Kontakt zur Kaufhof-Galerie-Geschäftsführung suchen, um die Situation zu erörtern.
„Am Hagener Standort arbeiten etwa 70 Mitarbeiter“, blickte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Monika Grothe auf die schlechten Nachrichten. „Mich hat diese Entscheidung nicht wirklich überrascht“, betonte in einer ersten Stellungnahme die Hagener Verdi-Gewerkschaftssekretärin Monika Grothe, der vor allem der drohende Verlust von 70 Beschäftigten Kopfzerbrechen bereitet. „Aber das Thema ist noch nicht durch, wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, kündigte sie an, zu Gesprächen auf die Mitarbeiter zugehen zu wollen. Die Nachricht sei zudem ein Nackenschlag für den Einzelhandelsstandort Hagen: „Die These ,Stirbt das Warenhaus, stirbt die Innenstadt‘ hat leider auch heute noch ihre Gültigkeit.“
Sanierungspläne für das Karree
Grothe erinnerte zugleich an die Entwicklung in Witten, wo das Kaufhof-Warenhaus, trotz schwarzer Zahlen, bereits vor Jahren geschlossen worden sei. Seitdem stehe die Immobilie leer, und sämtliche Alternativplanungen seien im Sande verlaufen. „Und das nächste 1-Euro-Paradies ist wirklich keine Alternative“, sorgt sich die Verdi-Vertreterin um die Zukunft der gesamten Einkaufssituation in Hagen.
Zuletzt hatte es für die Filiale Hagen sowie für das gesamte Karree noch Sanierungs- und Umbaupläne gegeben, die die Stadt vor rund zwei Jahren vorgestellt hatte. Demnach wollte die „Lenz & Saas Immobilienanlagen GmbH“ aus Koblenz als Eigentümer der Immobilie einen hohen Millionenbetrag in die Immobilie in der Hagener Innenstadt investieren und den Bereich so weiter aufwerten.
Was wird aus Umbauplänen?
Verbunden war die Sanierung des Kaufhofs auch mit einem Neubau an der Hochstraße. Ebenerdig sollten hier sowie in zwei Geschossen darunter 120 Stellplätze entstehen, darüber sollten 76 Wohnungen neu gebaut werden, die sich bis in den Innenbereich des Karrees hinein erstrecken. Hinzu kommen eine stationäre Kurzzeitpflege sowie eine Tagespflege. Auch die Wohnungen, in denen sogenanntes Service-Wohnen möglich ist, sind vorzugsweise für ältere Mieter bestimmt.
Was nun aus diesen Plänen wird, scheint offen. Die „Lenz & Saas Immobilienanlagen GmbH“ wollte sich – nachdem die Schließungspläne bekannt wurden – auf Anfrage spontan nicht äußern. Man habe noch keine offiziellen Informationen – hieß es aus Koblenz.
Den Blick Blick nach vorn richtete Dr. Christopher Schmitt, Chef der Wirtschaftsentwicklung Hagen: „Für die betroffenen Mitarbeiter ist das eine extrem traurige Nachricht. Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass der Standort verschont bleibt. Letztlich muss sich aber auch ein Oberzentrum wie Hagen dem Strukturwandel im Einzelhandel stellen. Wir müssen jetzt alles tun, um gemeinsam mit dem Eigentümer ein sinnvolles Konzept zu entwickeln.“