Hagen. Weil er nicht so recht wusste, was er im Leben machen sollte, ging Niko Salewski aus Hagen auf Reisen. Und kam mit neuen Ideen zurück.
Nachdem Niko Salewski (25) vor vier Jahren sein Physikstudium abgeschlossen hatte, wusste er nicht so recht, wie es für ihn im Leben weitergehen sollte. Also reiste er erst einmal um die Welt, um sich darüber klar zu werden, was für ihn das Richtige sein könnte. Es hat sich gelohnt: Salewski gründete eine Schachfirma im Internet und veranstaltet am Wochenende sein erstes Turnier – in Hagen.
50 Spieler erwartet Salewski zur Premiere am Samstag im Gemeindehaus der Matthäuskirche in der Lützowstraße (Gerichtsviertel), darunter den Großmeister Alexandre Dgebuadze aus Belgien. „Die meisten Teilnehmer kommen aber aus Hagen und Umgebung“, kündigt er an.
Die Wege, die das Leben nimmt, sind ja bekanntlich verflochten, und so dauerte es auch bei Niko Salewski, bis er entdeckte, dass sich mit seiner Leidenschaft für das Schachspielen durchaus beruflich Fuß fassen ließe. Nach dem Abitur im Jahr 2015 am Fichte-Gymnasium studierte er Physik an der TU Dortmund, verließ die Hochschule jedoch 2018 nach dem Bachelor-Abschluss und startete in eine Art Selbstfindungsphase: „Ich habe mich damals gefragt: Was machst du weiter aus deinem Leben?“
Beim Wandern kommen die Ideen
Wer sucht, der reist. Niko Salewski tourte durch Australien und Fernost, lebte monatelang im bulgarischen Bansko und unternahm lange Wanderungen im Pirin-Gebirge. „Ich bin vor allem um die Welt gereist, um eine Pause einzulegen, Abstand zu gewinnen und mir Zeit zu nehmen um darüber nachzudenken, was ich eigentlich gerne mit dem Leben anfangen möchte. Das wäre nicht gut gegangen, wenn ich einfach weiterstudiert hätte.“
Inspiriert wurde er vor allem von Remote Entwicklern, denen er unterwegs begegnete, also Weltenbummlern, die als Softwarespezialisten, Grafikdesigner oder Online-Unternehmer im Ausland leben und von dort aus arbeiten. „Das war cool“, erinnert er sich an sein Reise-Leben: „Man glaubt gar nicht, dass es so viele Leute gibt, die ständig reisen und gleichzeitig arbeiten.“
Salewski wanderte, dachte nach und skizzierte Ideen. Zurück in Hagen, rief er das Unternehmen „chess4u“ ins Leben – eine Online-Schachschule für Kinder und Jugendliche, die in wöchentlichen Trainingsstunden von erfahrenen Trainern wie Christian Braun (spielt gerade um die Europameisterschaft), Jonas Hacker oder Josefine Heinemann strategische Konzepte, Taktiken und komplexe Problemstellungen vermittelt bekommen. „Ich arbeite mit rund 20 Schachlehrern zusammen“, berichtet Salewski.
Schach mit Hochbegabten
Und der Erfolg gibt ihm recht. „Es läuft“, formuliert Salewski salopp die Entwicklung seiner im November 2020 gegründeten Firma, deren alleiniger Gesellschafter er ist. Für 80 Euro pro Monat erhält ein Schachspieler vier bis fünf Trainingsstunden pro Monat.
Unter seinen Kunden seien viele hochbegabte Kinder, sagt Salewski: „Natürlich muss man nicht hochbegabt sein, um Schach zu spielen. Aber Hochbegabte sind stark an Gedankenspielen interessiert, das korreliert einfach miteinander.“ Er hat auf der Website auch schon Simultan-Schachspiele organisiert, bei denen ein Großmeister gegen mehrere Jugendliche gleichzeitig antrat.
Schachspielen als Leidenschaft
Schachspielen werde immer beliebter, hat Niko Salewski festgestellt, der auf seinen Reisen durch die halbe Welt natürlich gegen andere Globetrotter gespielt hat. „Ich liebe Schach, weil ich mich damit selbst herausfordern kann“, sagt er. „Man kann regelrecht in eine Partei abtauchen, es hört nie auf, wird immer komplizierter, aber auch faszinierender.“ Schach zu spielen bedeute, eine besondere Verbindung zum eigenen Denken herzustellen.
Neben chess4u arbeitet der Hagener auch an anderen Online-Projekten, doch sein Hauptaugenmerk gilt der Schachfirma. Er lebe jetzt in Hagen, sagt Salewski, er hat eine Wohnung gemietet – „möbliert und befristet“.
Für eine bestimmten Zeitraum also nur. Sicher zieht es ihn irgendwann wieder in die Welt hinaus – auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und neuen Geschäftsideen.
Das Turnier in Hagen
Die „chess4u“ Schnellschach Open finden am Samstag, 11. März, im großen Saal neben der Matthäuskirche, Lützowstraße 113, von 10 bis 18 Uhr statt.
Gespielt werden neun Runden Schnell-Schach (jeder Spieler hat pro Partie zehn Minuten Zeit). Als Schiedsrichter fungiert Dirk Schiefelbusch.
Das Teilnehmerfeld hat die maximale Zahl von 50 Spielern erreicht, Anmeldungen sind nicht mehr möglich. Zuschauer sind aber während des Turniers herzlich willkommen.