Hohenlimburg. Sind Schachspieler introvertiert, hochintelligent und Spaßbremsen? Peter Herröder, Chef des SV Turm Hohenlimburg, räumt mit den Vorurteile auf.

Ein Intelligenzquotient von 140, Karohemd, introvertiert und am besten Mathematik studiert. Damit werden in unserer Gesellschaft sehr gerne Schachspieler assoziiert. Ist das jedoch wirklich so? Peter Herröder , erster Vorsitzender des Schachclubs SV Turm Hohenlimburg , stellt sich einigen provokanten Fragen.

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Von Dominik Brendel und Heinz-Werner Schroth

1 Muss man hochintelligent sein, um ein guter Schachspieler zu sein?
Nein. Die Taktik und die Logik spielen eine große Rolle – wenn man logisch gut denken kann, ist das die halbe Miete. Die Intelligenz ist natürlich förderlich. Aber Taktik und logisches Denke bringen einen schon weit. Schachspieler werden nach ELO-Ratings oder DWZ-Zahlen bewertet. Die Bundesligaspieler haben DWZ-Zahlen von 2300-2600, wir liegen in der Verbandsliga bei 1600-2000. Diese Relation ist nicht groß. Man darf auf nicht vergessen: Schach spielt man mit dem Herzen .

2 Sind alle Schachspieler unsportlich?
Um Gottes Willen, nein. Ich habe jahrelang die Jugend trainiert. Ich war immer froh, wenn die jungen Spieler gesagt haben: ‘Ich kann nächste Woche nicht, weil ich da Fußball, Handball oder Tischtennis spiele’. Ich sage immer: In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist. Fit sollte man sein.

3 Sind Schachspieler eher
introvertiert?

Schachspieler sind auch Menschen, und da gibt es diese und jene. Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Wenn man einmal Schach gelernt hat, begleitet einen das durch das ganze Leben. Man findet immer jemanden, der auch Schach spielt. Ich habe mal im Urlaub an der Ostsee mehrere Leute durch das Schachspiel kennengelernt.

4 Haben die meisten Schachspieler etwas mit Mathematik oder IT studiert?
In den höheren Klassen spielen bei uns auch Jugendliche, die in diese Richtung studieren. Das werden nicht alle sein, aber einige gehen sicherlich in die Richtung. Unser erstes Brett (höchster Spieler, d. Red.) mit einer DWZ-Zahl von über 2000 studiert Mathematik und Physik. Ein ehemaliger Jugendlicher aus unserem Verein spielt jetzt in der Zweiten Bundesliga, der studiert etwas ähnliches.

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5 Sind wirklich alle Schachspieler Spaßbremsen?
Na, dann müssen Sie mal zu unseren Aufstiegsfeiern vorbeikommen. Hier ist das auch wieder wie im Leben: Es gibt solche und solche. Ich spiele seit über 50 Jahren Schach und habe ganz viel Spaß.

6 Sind diejenigen, die online Schach spielen, die typischen Stubenhocker?
Es muss nicht immer Schach sein, und die Leute sitzen auch nicht immer davor. Ich glaube, dass das Suchtpotenzial eher bei anderen Spielen ist und nicht beim Schach. Schach bedeutet: Wenn ich weiterkommen will, bin ich angehalten, mich in die Theorie einzulesen und die anschließend anzuwenden. Sonst komme ich nicht weiter. Schach hat was mit Arbeit zu tun. Schach ist ein schönes Spiel, aber wenn Sie nicht in die Tiefe reinkommen, wird es langweilig. Irgendwann kommt jeder auf ein Level, dass bei Wettkämpfen die Beine und Hände zittern – das kann man sich so gar nicht vorstellen.