Hagen. Das hätte für Hagens Feuerwehrchef Veit Lenke kaum besser laufen können: Die Anklage wegen eines Untreueverdachts ist vom Richtertisch.
Das ist jetzt eine richtig gute Nachricht für Hagens Feuerwehr-Chef Veit Lenke (48): Die Staatsanwaltschaft hat ihre Anklageschrift wegen „Untreue im Amt“ gegen ihn zurückgezogen und das Ermittlungsverfahren gegen ihn „mangels Tatverdacht eingestellt“. Der oberste Feuerwehrmann kann aufatmen – er wird sich jetzt doch nicht vor dem Schöffengericht verantworten müssen.
Auf die 180-Grad-Wende in diesem Fall ist Lenkes Düsseldorfer Strafverteidiger (von der Kanzlei TDWE) stolz. Doch: „Bis auf die Umstände, dass die Verteidigung ein Erfolg geworden ist, kann ich dazu noch nichts sagen“, erklärt der Anwalt, der selbst nicht namentlich genannt werden möchte. Er hatte eine 20-seitige Verteidigungsschrift für seinen Mandanten verfasst, die offenbar juristisch überzeugen konnte. Was letztlich den Wandel in der Rechtsauffassung bewirkt hat, kann er noch nicht sagen: „Ich habe jetzt erst mal die Ermittlungsakten angefordert. Erst wenn diese vorliegen, weiß ich mehr.“
Gericht sieht keinen Tatverdacht
Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli: „Im Zwischenverfahren hatte sich der Angeschuldigte über seinen Verteidiger weitestgehend geäußert. Aufgrund der neuen Sachlage hat der Richter, der über die Zulassung der Anklageschrift zur Hauptverhandlung entscheiden musste, die Akte an die Staatsanwaltschaft zurückgeschickt.“ Ergo: Das Gericht hatte keinen Tatverdacht gesehen, die Staatsanwaltschaft sich nach erneuter Prüfung dieser Sichtweise angeschlossen.
In der nunmehr zurückgenommenen Anklageschrift waren 31 Untreue-Fälle aufgelistet, die die Stadt Hagen bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht hatte. Es ging dabei um fehlende Kursgebühren und fehlende Trägeranteile in Höhe von 107.000 Euro aus der gemeinsam betriebenen Rettungsdienstschule der Städte Hagen und Iserlohn. Diese Gelder, so der inzwischen fallengelassene Vorwurf, hätte der Angeschuldigte in seiner Funktion als Leiter der Feuerwehr im Zeitraum von September 2016 bis Dezember 2018 vereinnahmen müssen – was aber unterblieben ist. Dadurch sei der Stadt der beträchtliche Schaden entstanden.
Die Ursprünge dieser leidigen Geschichte, über die diese Zeitung mehrfach berichtet hat, reichen bis ins Jahr 2008 zurück. In einem nicht-öffentlichen Papier hatten die Rechnungsprüfer der Stadt ein zwischen 2008 und 2015 aufgelaufenes Betriebskosten-Defizit in Höhe von 620.000 Euro festgestellt.
Vorgänger zahlt Geldbuße
Bis 2011 war noch Veit Lenkes Vor-Vorgänger Horst Wisotzki (heute Bezirksbürgermeister in Haspe) im Amt, der für sich selbst in Anspruch nimmt, immer alle Teilnehmergebühren und Trägeranteile der „Lehranstalt für Rettungsassistenten“ korrekt vereinnahmt zu haben. Irgendwelche Vorwürfe gegen ihn wären ohnehin strafrechtlich verjährt. In die Dienstzeit von Lenkes direktem Vorgänger Heinz Jäger fallen Abrechnungsschludrigkeiten, die gegen Zahlung von 4000 Euro Geldbuße eingestellt wurden.
Dieses Angebot hatte die Staatsanwaltschaft dem jetzigen Feuerwehr-Chef ebenfalls gemacht: Einstellung des Untreue-Ermittlungsverfahrens gegen die Zahlung von 4000 Geldbuße. Doch Veit Lenke lehnte das konsequent ab. Gegenüber dieser Zeitung erklärte er im vergangenen Jahr: „Hätte ich mich schuldig gefühlt, hätte ich einer Einstellung zugestimmt. Doch weil ich unschuldig bin, widerstrebt das meinem Rechtsgefühl.“
So kam es dann zunächst zur Anklageerhebung, doch am Ende hat sich diese Hartnäckigkeit für den Feuerwehr-Chef ausgezahlt: Er kann nun erhobenen Hauptes vorweisen, dass an den von der Stadt erhobenen Vorwürfen nichts dran war.
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