Hagen. Schnäppchenpreise für gutes Essen: Viele Hagener setzen sich gegen Lebensmittelverschwendung ein und beteiligen sich an der App „Too good to go“.
„Die übrig gebliebenen Sachen wegzuwerfen, das käme für uns einfach nicht in Frage“, sagt der junge Iraker Jasim Khder und schüttelt den Kopf. Er hat eine Tüte gepackt. Sie ist prall gefüllt mit Backwaren, die am Ende des Tages eigentlich im Müll landen würden, „aber dafür ist das doch viel zu Schade.“ Um die Lebensmittel vor dem Müll zu bewahren, beteiligt sich Jasim Khder mit seinem Backshop HBB am Bahnhof an dem Programm „Too good to go“.
Einfach erklärt, können sich Hagenerinnen und Hagener über die gleichnamige App anzeigen lassen, welche Restaurants, Bäcker, oder auch Tankstellen in Hagen mitmachen. „Was abends übrig bleibt, verpacken wir und stellen es in der App ein. Am nächsten Tag können die Kunden es dann in einem bestimmten Zeitfenster abholen“, erklärt der Iraker. Pro Tag gebe er rund zwei prall gefüllte Tüten aus.
Nachhaltigkeit rückt in den Fokus
Das Konzept gibt es bereits seit mehreren Jahren. Aber in einer Zeit, in der die Preise fast in allen Bereichen in die Höhe schießen und die Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus rückt, zieht die Nachfrage an. Die Abholer wissen dabei vorher nicht, was sich in der Tüte befindet, zahlen nur einen kleinen Selbstabholerpreis – in diesem Fall sind es gerade mal drei Euro. „Für uns ist das kein Mehraufwand. Wir verdienen daran zwar so gut wie nichts, aber ich finde die Idee einfach schön“, sagt Jasim Khder.
Übrigens landen nicht nur Backwaren in den Too-good-to-go-Tüten, „sondern auch Lebensmittel, bei denen jetzt das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft. Wir gucken natürlich, dass alles noch genießbar ist.“ Belegte Brötchen dürfte er aus hygienischen Gründen nicht mit einpacken. „Die verschenken wir dann zum Beispiel an Obdachlose. Wie gesagt: Wegwerfen kommt für uns nicht in Frage.“
Während der Backshop am Hauptbahnhof schon seit gut einem Jahr mit dabei ist, ist das Hagener Strandhaus am Hengsteysee relativ frisch bei dem Programm eingestiegen – „wir sind vor drei Tagen zunächst mit einem Frühstücksangebot gestartet und wollten uns erst einmal rantasten“, sagt Betreiber Mike Henning. Für einen Obolus von vier Euro kann man sich in der Mittagszeit dort ein Frühstückspaket abholen. Allerdings gibt es auch hier ein begrenztes Kontingent – ist es erschöpft, wird „ausverkauft“ in der App angezeigt.
Kaum Mehraufwand fürs Personal
„Es kann immer vorkommen, dass man zu viel für ein Buffet produziert, oder etwas übrig bleibt – zuletzt beispielsweise beim Gänseessen. So kann man jemanden dann vielleicht etwas Gutes tun“, ist Henning überzeugt von dem Konzept, das für ihn und sein Team so gut wie keinen Mehraufwand bedeutet. Am Donnerstag waren die ersten Abholer da, „es hat alles reibungslos funktioniert.“
In dem Frühstückspaket würden dann beispielsweise Rührei, Würstchen, Frikadellen, Aufschnitt sowie zwei Brötchen landen, die verpackt abgeholt werden können. „Die Pakete – wir haben zunächst mal mit zwei Frühstückspaketen gestartet – waren sofort ausverkauft. Wenn es so gut weiterläuft, dann möchten wir es aber gerne erweitern, beispielsweise auf den Mittags- oder Abendessenbereich, wenn es sich anbietet“, so Henning.
Wer in Hagen mitmacht
Unter anderem mit dabei in Hagen sind noch: Aral mit Rewe-to-Go an der Herdecker Straße, das Shell-Café Wehringhauser Straße, das Sakura, die Westfalentankstelle Ruhrtalstraße, das Schnellrestaurant Kochlöffel, Nordsee, der Rewe-to-Go Hohenlimburger Straße, die Niehaves-Bäckerei an der Freiheitstraße, das Bistro Vital HEM, Edeka Westerhoff sowie Bft-Stationen.