Boele. Die siebte Boeler Stehung ist ein Comeback. Was besonders in den Fokus gerät, ist die Dankbarkeit. Sie richtet sich vor allem an die Macher.
Er ist einer, der schon viele Volksfeste und Veranstaltungen in Boele erlebt hat. Diese hier treibt ihm Tränen in die Augen. Der lebenserfahrene Boeler steht in der Mitte des Festzeltes am Hilgenland, als Patrick Engelbert und Julian Reffelmann alias „Tritsche & Tratsche“ gerade den Abend abmoderieren. „Eigentlich würde ich jetzt gerne auf die Bühne laufen, den beiden das Mikrofon abnehmen und ihnen sagen, wie toll das ist, was sie uns hier gegeben haben.“ Wohl wahr: Mit der Boeler Stehung ist Engelbert und Reffelmann und dem hinter ihnen stehenden Boeler Schützenverein etwas gelungen, das die Menschen des Stadtteils verbindet – und nichts als pure Freude bereitet.
Fotostrecke- Die 7. Boeler Stehung
Das große Finale ging bis unter das Dach des Festzeltes. Die Funken Rot-Weiß Hürth Gleul, ein Kölner Original, waren so zahlreich auf die Bühne marschiert, dass „Tritsche und Tratsche“ hinter ihnen – sie verbrachten den Moderationsabend an einer Art Küchenzeile – verschwanden. Ein Tanzmariechen tanzte, eine Kapelle musizierte, Karneval in seiner traditionsreichsten und ursprünglichsten Weise. Es sind diese Elemente, die den Machern der „Boeler Stehung“ wichtig sind. Es ist eine Art Rückbesinnung darauf, wo der Karneval herkommt. Was ihn in seinen traditionsreichen Ursprüngen ausmacht. Eine Ehrerbietung.
Zuvor: ein großer Kontrast. Ben Randerath, ein in der Szene sehr bekannter Mitsing-Konzertist, hatte das Festzelt mitgenommen, verzaubert, angerührt. So simpel und leicht und doch so schwer kopierbar. „Lieder, mit denen wir aufgewachsen sind. Lieder, die an Kindertage und Jugend erinnern und deren Texte wir auch nach all den Jahren noch immer mitsingen können. Natürlich gehören auch Kölsche Hits für mich als gebürtigen Kölner zu einem guten Mitsingabend dazu“, hatte er sich selbst angepriesen. So war das auch. Randerath animierte zum Mitsingen. Hits, zu denen man das erste Mal knutschte. Songs, die an tolle Zeiten des eigenen Lebens erinnern. Musik, die eine Verbindung darstellt.
Zwischendurch, wie eingangs beschrieben, immer wieder Kopfschütteln und Feststellen. Was haben diese beiden jungen Männer hier in Boele auf die Beine gestellt? Stehung, viele können sich unter diesem Begriff ja noch nicht mal etwas vorstellen. Dabei steht man einfach nur und sitzt nicht. Sie haben ein Format geschaffen, das qualitativ an die großen Prunksitzungen der großen Karnevalsgesellschaften locker herankommt. Sie haben eine Klammer geschaffen – für den gesamten Ortsteil. Alle Vereine, alle Boeler finden sich in dem Format wieder. Sie alle tanzen in einem Zelt.
Und „Tritsche und Tratsche“ haben selbst etwas gewagt. Sie waren keine Entertainer, keine Moderatoren. Das ist nicht despektierlich gemeint. Aber es ist eine große Leistung, wenn man im wahren Leben ein Gartenbauunternehmen führt oder im Gesundheitswesen arbeitet und samstagsabends vier Stunden eine Veranstaltung moderiert, so flüssig, so witzig auch und so liebevoll lokal, dass es Menschen amüsiert und bewegt.
Hunderte im Festzelt
Hunderte tummelten sich im Festzelt. Auch wenn viele Würdenträger oder leidenschaftliche Karnevalisten darunter schon eine lange Session in den Knochen haben. Immer wieder hört man an den Stehtischen den Satz: „Endlich geht das wieder so. Endlich wieder Karneval.“ Ja, die Pandemie hat weh getan, sie hat den Versuch unternommen, Veranstaltungen wie diese kaputt zu machen, verhungern zu lassen. Die große Botschaft, die von Abenden wie der Boeler Stehung ausgeht, ist: Sie hat es verflixt noch mal nicht geschafft.