Hagen. Dr. Bimpong-Buta arbeitet in Hagen als Kardiologe. Er forschte schon in der Schwerelosigkeit und möchte sein Wissen auf Youtube weitergeben.
Bei den Visiten auf der Station sagt er normalerweise nicht viel. Er hört hin. Fragt, wie es den Patienten geht, nimmt sich Zeit. „Zu fragen, wie es jemandem geht, kostet nur ein paar Sekunden mehr. Etwas einfach und verständlich zu erklären, ist tiefsinniger – und hilft den Patienten. Man kann ein exzellenter Arzt sein – und gleichzeitig ein empathischer Mensch, der den Patienten in erster Linie als Menschen sieht“, sagt Dr. Nana-Yaw Bimpong-Buta. Er ist Oberarzt in der interventionellen Kardiologie am Ev. Krankenhaus Hagen-Haspe, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Notfallmediziner.
Es geht ihm nicht um sich. Sondern die Gesundheit. Es geht ihm darum, Lebensqualität zu steigern, komplexe Sachverhalte zu erklären, „mit Liebe und in einfachen Worten, die jeder versteht.“ Das ist der Job. Ein Job mit viel Verantwortung. Ein Job, der an vielen Tagen Herausforderungen birgt. Aber es ist ein Job, mit dem man Menschen etwas mitgeben, ihnen helfen kann. Es geht ihm also um die Sache – ums Herz. In dieser Geschichte aber soll es auch um ihn gehen: den „Herzensdoc“. Den Arzt, der sein Wissen teilen möchte – über Vorträge, aber auch seinen Youtube-Kanal „Herzensdoc Nana“.
Um das zu verstehen, was der Kardiologe heute macht, ist es nicht ganz unerheblich, auf seinen Werdegang zu schauen. „Mein Papa stammt aus Ghana. Er ist 1964 nach Deutschland gekommen und hat hier ein Stipendium bekommen – er ist ebenfalls Arzt, Neurologe“, sagt Nana-Yaw Bimpong-Buta. Er – und seine zwei Brüder – wuchsen in Bonn auf, er machte dort sein Abi (Lieblingsfächer: Chemie und Biologie), studierte in Bonn Medizin. „Schon in der Studienzeit bin ich viel rumgekommen. Ich war in Ghana, Guatemala, Frankreich, den USA – teils privat, teils für Praktika“, zählt der 42-Jährige, der fünf Sprachen spricht, auf.
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Nach dem Studium zog es ihn drei Jahre in die Schweiz an die Uniklinik in Bern, unter anderem für sein praktisches Jahr. „Das war eine tolle Zeit, in der ich als Arzt aber auch als Mensch viel gelernt habe“, sagt Bimpong-Buta. Er fand dort Anschluss in der christlichen Gemeinde, engagierte sich im Gospelchor. „Neben dem Job tanze und singe ich gern“, sagt der Wuppertaler, der jeden Tag nach Hagen pendelt und lacht. Als „Deutsche Frohnatur, echter Rheinländer“, wie er selbst sagt, vermisste er das Leben in Deutschland. „Selbst Karneval“, sagt Bimpong-Buta und schmunzelt. 2011 kehrte er zurück. Zunächst als Assistenzarzt an die Uniklinik Düsseldorf.
Auf Parabelflügen geforscht
„In Düsseldorf habe ich meine Facharzt-Ausbildungen gemacht.“ Innere Medizin, Notfallmedizin, Kardiologie. Und er beteiligte sich an der Forschung für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), „als erster Deutsch-Ghanaer in der Schwerelosigkeit.“ Das Magazin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf kann man heute noch einsehen. „Parabelflug: 22 Sekunden völlig losgelöst.“ Auf dem Titelblatt schwebt Dr. Nana-Yaw Bimpong-Buta in einem Airbus. „Wir haben Veränderungen der Mikrozirkulation untersucht“, erklärt er. Mit einer speziellen Messmethode sollte untersucht werden, ob die Messung der Mikrozirkulation am Zungengrund Rückschlüsse auf Veränderungen im Herz-Kreislauf-System eines Patienten zulassen. „In der Schwerelosigkeit wird quasi der Zustand eines Schocks nachgeahmt“, so der Kardiologe über die zweieinhalbwöchige Exkursion nach Bordeaux (Frankreich). „Die Schwerelosigkeit zu erleben – das werde ich nie vergessen“, sagt Bimpong-Buta.
Nach sieben Jahren in Düsseldorf kam er über eine „wärmste Empfehlung“ nach Hagen. „Ich war sofort von der Einstellung und vom Team überzeugt. Also habe ich die Stelle angenommen“, blickt der „Herzensdoc“ zurück. Das war 2018. „Für mich war es immer wichtig, das Wissen weiterzugeben. So einfach und verständlich wie möglich. In erster Linie natürlich bei den Patienten und Angehörigen. Aber auch bei den Assistenzärzten, die ich ausbilde. Ich sage ihnen immer: Arzt sein bedeutet viel Zuhören. Das Medizinische können sie fast alle. Das Zuhören, Empathie, Verständnis und die Zeit für die Patienten aufzubringen - dafür muss man sich im stressigen Alltag immer wieder bewusst entscheiden."
Das, so Bimpong-Buta, sei auch eine Frage des Zeitmanagements. Dass er das gut kann, merkt man allein, wenn man ihm zuhört. Neben der Arbeit im Krankenhaus spielt er Klavier und Schlagzeug, einmal pro Woche Basketball („mit meinem Chef im Uni-Sport“), er geht drei- bis viermal pro Woche ins Fitnessstudio, singt gerne, verbringt Zeit mit seiner Frau und seinen Töchtern, ist bei Forschungsprojekten an der Uni in Witten beteiligt – und unterrichtet dort Studenten. In seiner Freizeit hält er als „Herzensdoc“ nun Vorträge und dreht Youtube-Videos.
Gutes tun – und Leben retten
Einen ersten, kostenlosen Vortrag hat er schon gehalten – in der MStage-Tanzschule. Zum Team gehören neben ihm Leiterin Mona Stöcker und Videograf Faton Cakaj. „Es ging um das Thema Herzinfarkt. Ich war total überrascht, dass so viele Leute da waren“, sagt der Arzt, der seine Vortragsreihe nun einmal pro Monat anbieten möchte.
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„Es wird sicher wachsen. Wir haben vor, das mal mit einer Spendenaktion zu verbinden, z.B. für bedürftige Kinder: Dann können wir doppelt Gutes tun“. Er lächelt. Videos auf seinem Youtube-Kanal soll es aber häufiger geben: „Wir haben in der Tanzschule ein cooles Set aufgebaut und gemeinsam mit Faton Cakaj dort die ersten Folgen aufgenommen“, so Bimpong-Buta. „Stellen Sie sich mal vor: Wenn nur einer von 100, der vielleicht an Symptomen leidet unseren Vortrag hört oder eines der Videos sieht – und zum Arzt geht –, dann kann man damit am Ende Leben retten. Das ist mein Job“, sagt der Arzt. Aber es ist mehr als das. Eine Herzens-Angelegenheit.
Der nächste Vortrag über das Thema „Vorhofflimmern“ findet am 25. Februar um 17 Uhr im Tanzstudio MStage in der Wippermannpassage in Hagen statt. Der Eintritt ist kostenlos.