Hagen-Mitte. Die Pflegeheimleitung aus Hagen setzt sich für Joseph Attitsogbui ein und sammelt Unterschriften: „Alle lieben ihn“. Jetzt hat er seinen Traumjob

Die Tür zum Büro im Wohnbereich 2 schwingt auf. Man braucht nicht lange mit Joseph Attitsogbui zu sprechen, um sich von seiner guten Laune und seiner positiven Art anstecken zu lassen. Er lacht viel. Die Bewohner hier kennen und lieben ihn. Sie singen zusammen. Machen Späße. Er nimmt sich Zeit, kümmert sich. „Ich liebe den Job. Früher, in Ghana, habe ich mich viel um meine Oma gekümmert. Als ich dann nach Deutschland kam, wollte ich gerne weiter den alten Menschen helfen. Sie sind so lieb“, sagt der Mann in gebrochenem aber gut verständlichen Deutsch und lächelt. Er kam 2015 aus Ghana nach Deutschland. Integrierte sich, engagierte sich in der Kirchengemeinde in Dortmund, im Sportverein – und kam über glückliche Zufälle für ein Praktikum in der Pflege nach Hagen zum Alloheim-Seniorenzentrum am Theater.

Nach seiner dreijährigen Ausbildung arbeitet er hier als fest angestellter Mitarbeiter. Dass das überhaupt möglich wurde, war ein langer (bürokratischer) Kampf. Und eine Herzensangelegenheit von Residenzleiterin Kristina Wagner. „Joseph sollte abgeschoben werden. Wir haben lange dafür gekämpft, dass er hierbleiben kann. Für unsere Einrichtung und die Bewohner wäre das ein ganz herber Schlag gewesen – und das in Zeiten des Fachkräftemangels, wo es ohnehin schwierig ist, Personal zu finden. Wenn dann jemand gehen muss, der mit Herz und Seele den Job macht, ist das umso schlimmer“, erzählt Wagner, die sich bei der zuständigen Ausländerbehörde für ihren Mitarbeiter einsetzte. „Wir haben Unterschriften gesammelt und sind sogar bis vor den Petitionsausschuss in Düsseldorf gezogen. Wir hatten Glück – Joseph durfte bleiben.“

Joseph Attitsogbui mit Residenzleiterin Kristina Wagner. Sie setzte sich dafür ein, dass er in Deutschland bleiben und im Seniorenheim arbeiten darf.
Joseph Attitsogbui mit Residenzleiterin Kristina Wagner. Sie setzte sich dafür ein, dass er in Deutschland bleiben und im Seniorenheim arbeiten darf. © WP | Laura Handke

Empathie und Geduld

Jospeh kennt die Abläufe hier gut. Heute ist er als Schichtleitung im Einsatz. Auf dem Flur kommen ihm zwei Frauen, ebenfalls Pflegekräfte entgegen, sie umarmen sich. Joseph lacht. Er steckt an mit seiner Art. Auch die Bewohner. „Ich habe verschiedene Aufgaben“, sagt der 42 Jahre alte Mann. Er verteilt die Dienste, kümmert sich um Wunderversorgung oder Medikamentenausgabe. „Und wir singen viel“, sagt Joseph. Für den Job braucht man Empathie. Darf aber auch nicht zimperlich sein. „Es ist natürlich ein Job, der auch hart sein kann. In dem Menschen, die einem ans Herz wachsen, versterben. Gerade die Coronazeit war für Mitarbeiter und Bewohner hart“, sagt Kristina Wagner.

„Im Sommer war es schwierig, immer mit Maske und Kittel zu arbeiten“, erinnert sich Joseph an die strengen Vorgaben in der Pandemiezeit. Hier in Hagen arbeiten 60 Pflegefachkräfte, insgesamt fast 100 Mitarbeiter, weil in der Einrichtung jeden Tag frisch gekocht wird, „wir haben auch für jeden Wohnbereich festes Reinigungspersonal“, so Wagner.

Internationales Team

Joseph Attitsogbui ist nicht der einzige Mitarbeiter mit einer anderen Nationalität. „Wir sind sehr bunt aufgestellt – das ist auch gut so“, betont Kristina Wagner. Sie und Joseph zählen auf: Es gibt Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter aus dem Iran, der Ukraine, Serbien, Kroatien, Italien, Tschechien, Polen, Tunesien. „Ausländische Fachkräfte sind gerade in der Pflege wichtig“, betont die Residenzleiterin mit Blick auf den in allen Branchen herrschenden Fachkräftemangel.

Joseph Attitsogbui sortiert die Medikamente der Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims
Joseph Attitsogbui sortiert die Medikamente der Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims © WP | Laura Handke

Zu seinem Werdegang erzählt Joseph Attitsogbui: „Nach dem Praktikum – ich hatte Frau Wagner in der Gemeinde kennengelernt und über ein Projekt ein Praktikum machen können – habe ich mich für die Ausbildung beworben. Und jetzt bin ich glücklicherweise jeden Tag hier“, sagt der Mann, der in Dortmund lebt und jeden Tag mit dem Zug anreist. Seinen Führerschein will er jetzt nachholen. „Damals hatte ich immer nur eine Duldung für drei Monate und musste das immer verlängern. Jetzt habe ich eine richtige Aufenthaltsgenehmigung. Es war nicht leicht. Aber ich bin froh, dass ich jetzt hier bin“, sagt der 42-Jährige. Genau wie das Team. Und die Bewohner.

Alle Fakten zum Job auf einen Blick:

Unternehmenspass: Die Alloheim-Senioren-Residenzen mit ihren 250 Standorten sind ein Betrieb der Pflegebranche und beschäftigen etwa 22.000 Mitarbeiter.

Tarif: Nein, Gehälter sind an regional übliche Entlohnung (SGB 11) angeglichen.

Arbeitszeit: Unterschiedlich. Regelarbeitszeit für Fachkräfte im Schichtdienst, für Pflegehelfer gibt es Dienste von 2 bis zu 7 Stunden.

Arbeitsplatz: Wohnzimmer auf Wohnbereichen können mitgenutzt werden, es gibt 2 Massagesessel. Garten kann für Pausen genutzt werden. Café kann von allen genutzt werden.

Kooperationen: keine.

Benefits: Allocard – ermöglicht, kostengünstig ein Dienstfahrrad zu leasen, es gibt wöchentlich Obst und etwas zu Naschen. Es gibt Mitarbeiterduschen.

Weiterbildungen: Unternehmen finanziert Weiterbildungen zur Praxisanleitung, Wohnbereichsleitung, Palliativfachkraft, Berater am Lebensende & Pflegedienstleitung. Trainee-Programm für Pflegedienst- und Einrichtungsleitungen, Weiterbildung zur Painnurse.

Weitere Besonderheiten: keine

Kontakt: Alloheim Senioren-Residenzen Zehnte SE & Co. KG, Seniorenzentrum Am Theater, Humboldtstraße 11, 58095 Hagen, Kontakt: hagen@alloheim.de, www.alloheim.de, 02331/8044300