Hagen. Das frühere Tierheim am Kratzkopf bietet ein trauriges Bild. Was die Stadt Hagen mit dem Gelände und dem verrotteten Gebäude vor hat.

Die Natur hat längst von dem Gebäude Besitz ergriffen – das Haus ist verrottet, das Grundstück zugewuchert, das Metalltor, das das eingeschossige Gebäude vom Weg trennt, mit Grünspan belegt. Das frühere Tierheim am Kratzkopf gibt ein trauriges Bild ab. Das städtische Gebäude, in dem über Jahrzehnte Hunde, Katzen und Kleintiere gepflegt und vermittelt wurden, soll abgerissen werden. Doch das Vorhaben scheint auf Eis gelegt zu sein.

Spaziergänger, die ihre Runden am Kratzkopf drehen oder Leute, die ihre Angehörigen oder Freunde in den hoch über den Dächern von Hagen ansässigen Pflegeeinrichtungen Stadtblick oder Curanum besuchen und mit ihnen durchs Viertel gehen, stoßen unweigerlich auf das hinter dem grünen Tor versteckt zurück liegende Gebäude, an dem noch immer das Schild „Stadt Hagen – Tierheim. Unsere Öffnungszeiten ...“ angebracht ist.

An diesem „Lost place“ (verlorenen Ort) kommt Wehmut auf, schließlich war die Einrichtung früher mit Leben, mit Tieren und mit Besuchern gefüllt.

Der Tierschutzverein Hagen und Umgebung wurde erstmals 1898 erwähnt

Die WP-Stadtredaktion hat alte Unterlagen gewälzt, in Archiven geforscht und ist fündig geworden: So wurde der Tierschutzverein Hagen und Umgebung erstmals am 13. April 1898 (also vor beinahe 125 Jahren) erwähnt. Die offizielle Eintragung beim Amtsgericht erfolgte am 25. Januar 1921. Nach Auflösung des städtischen Tierasyls wurde am 11. Dezember 1954 (also vor über 68 Jahren) das städtische Tierheim Hagen am Kratzkopf in der Natorp­straße 40 eröffnet; es war mit Unterstützung des Tierschutzvereins gebaut worden.

Vermerk in der Stadtchronik

Eine ähnliche Auskunft steuert auch Stadtarchivar Hubertus Wolzenburg bei: „In unserer Stadtchronik findet sich folgender Vermerk: „12. Dezember 1954: Das Hagener Tierheim auf dem Kratzkopf – erstes modern eingerichtetes und in städtischer Regie geführtes Tierasyl in der Bundesrepublik Deutschland – wird der Öffentlichkeit übergeben.“

Über 55 Jahre war das Tierheim dann in Betrieb, doch das Gebäude kam in die Jahre, über einen Neubau an einem anderen Standort wurde nachgedacht und dieser schließlich beschlossen.

Das alte Schild „ziert“ noch immer das alte Tierheim am Kratzkopf.
Das alte Schild „ziert“ noch immer das alte Tierheim am Kratzkopf. © Yvonne Hinz

Das unter der Federführung der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH) errichtete neue städtische Tierheim konnte nach rund eineinhalbjähriger Realisierungsphase im Oktober 2012 seine Aufgaben an der Hasselstraße in Eilpe aufnehmen. Der über Jahre intensiv diskutierte Neubau war dringend erforderlich geworden, weil die alten und zum Teil maroden Räumlichkeiten an der Natorpstraße sowohl tierschutz- als auch arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben nicht mehr entsprachen.

1,5 Millionen Euro an Bundesmitteln

Mit Bundesmitteln in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus dem sogenannten Konjunkturpaket II sowie mit Spenden von mehr als einer halben Millionen Euro, die der Hagener Tierschutzverein gesammelt hatte, konnte schließlich die Finanzierung des Projektes auf den Weg gebracht werden und das neue Tierheim vor gut zehn Jahren eingeweiht werden.

Tierheim in der Hasselstraße wochentags ab 8 Uhr geöffnet

Das „neue“ städtische Tierheim an der Hasselstraße 15 in Eilpe hat wochentags ab 8 Uhr geöffnet, außerdem nach telefonischer Absprache unter der Rufnummer 02331/ 207-2545.

Samstags hat die Einrichtung nur nach telefonischer Absprache geöffnet, sonntags bleibt das Tierheim geschlossen. Interessierte können für einen Besuch einen Termin per Telefon vereinbaren.

Seit Sommer 2022 haben Tierärztin Annika Möhl und Dr. Andrea Piepenbrink nach einer eineinhalb Jahre langen Übergangsphase die Leitung der Einrichtung übernommen.

Ein öffentlicher Beschluss liegt vor

Aber zurück zum „Lost place“: Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt Stadtsprecherin Clara Treude mit: „Es gibt es einen öffentlichen Beschluss (0688/2022) zum Abriss der Gebäude.“

+++ Einen Kommentar von Yvonne Hinz zum Thema „Tierheim-Abriss“ findet Sie hier +++

Der Abriss sei also perspektivisch geplant und solle durch die Gebäudewirtschaft umgesetzt werden. Clara Treude weiter: „Eine Zeitschiene für den Abriss gibt es noch nicht. Weitere Planungen nach dem Abriss bestehen zurzeit nicht.“ Aufgrund einer Altlastenproblematik auf dem Gelände sei es sehr schwierig, eine andere Nutzung des Geländes zu planen und zu realisieren. „Das Gelände bleibt voraussichtlich erst einmal grün“, so die Stadtsprecherin.

Das Gelände hinter dem Zaun wuchert mehr und mehr zu.
Das Gelände hinter dem Zaun wuchert mehr und mehr zu. © Yvonne Hinz

Neubau entsteht in direkter Nähe

Nur einen Steinwurf entfernt von dem maroden Gebäude baut das Architekturbüro Sommer & Partner ein Mehrfamilienhaus. „Dort entsteht ein Komplex mit fünf Mietwohnungen“, erklärt Erwin Sommer. Und direkt neben besagtem Grundstück in der Natorpstraße 32 plant das Architekturbüro Sommer ein weiteres Mehrfamilienhaus.

Ebenfalls im direkten Umfeld des früheren Tierheims (zur anderen Seite hin) ist ein Dreifamilienhaus, Baujahr ca. 1981, zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben.