Hagen. Angelika Lepak-Dewenter übergibt ihren Friseursalon in Hagen an ihre Tochter. Sie will sich im Zweithaar-Atelier den erkrankten Frauen widmen:
Es gibt gleich zwei Gründe, warum am Samstag, 28. Januar, kräftig gefeiert wird. Zum einen, da die Mutter nach beinahe 34 Jahren ihren Friseursalon an ihre Tochter übergibt, zum anderen, da jetzt das Zweithaar-Atelier mit Beratung für Krebspatienten einen größeren Stellenwert einnehmen wird. Die Rede ist von Angelika Lepak-Dewenter, die ihren Salon in der Boeler Straße 104 in Hagen jüngst an ihre Tochter Fabienne Dewenter übergeben hat und darauf am Wochenende mit Stammkunden anstößt.
Angelika Lepak-Dewenter ist auf der Boeler Straße bekannt wie ein bunter Hund. „Ich bin ja auch vom ersten Tag an hier ansässig gewesen, bin mit meinem Geschäft auf der Boeler Straße zweimal umgezogen“, blickt die gelernte Friseurmeisterin zurück. Auf der Boeler Straße 104 ist die 62-Jährige schon etliche Jahre beheimatet, „und seit neun Jahren unterstützt mich Fabienne hier“.
Fabienne Dewenter, 27 Jahre alt und seit kurzem neue Chefin des Traditionssalons in Altenhagen, hat ihr nun eigenes, 80 Quadratmeter großes „Schätzchen“ innerhalb von vier Wochen renoviert und modernisiert, „in Eigenleistung“, unterstreicht die junge Frau, die nach dem Abitur ein Friseurinternat in Duisburg besucht und eine Ausbildung zur „Make-up-Artistin“ absolviert hat.
Auf der Aida Passagiere frisiert und geschminkt
Einige Jahre hat sie dann im Salon ihrer Mutter gearbeitet, mit einigen Unterbrechungen. So hat Fabienne Dewenter eine Zeit lang auf dem Kreuzfahrtschiff Aida die Passagiere frisiert und geschminkt. Ihr Steckenpferd ist seit jeher Brautstyling, „Hochsteckfrisuren und Hochzeits-Make-ups sind mein Ding“, lächelt die 27-Jährige. Und in welchem Bereich fühlt sich Angelika Lepak-Dewenter stark? „Ganz klar im Bereich Haarschnitt, egal, ob Damen-, Herren- oder Kinderschnitt.“
Vor einiger Zeit hat die 62-Jährige eine Zusatzqualifizierung absolviert, darf sich seitdem geprüfte Fachkraft für Zweithaar nennen. In ihrem Zweithaar-Atelier nur einen Steinwurf vom Salon entfernt – in der Boeler Straße 122 – möchte sie sich jetzt voll und ganz Frauen (nur sehr wenige Männer suchen einen Zweithaar-Experten auf) widmen, die nach einer Krebserkrankung oder aufgrund eines anderen medizinischen Problems die Haare verlieren. „Während einer Chemotherapie fallen den meisten Frauen die Haare aus. Sie leiden darunter, auch, da volles Haar Lebenskraft und Selbstbewusstsein symbolisiert.“
Zweithaar-Atelier samt Beratungszentrum
In ihrem Zweithaar-Atelier samt Beratungszentrum hilft Angelika Lepak-Dewenter betroffenen Frauen, einen passenden Haarersatz zu finden, „ich mache auch Haus- und Klinikbesuche“, unterstreicht sie. Außerdem kümmert sie sich um die Abrechnung der Perücke mit der Krankenkasse (gegen Vorlage eines Rezeptes). „In Hagen gibt es nur wenige Friseure, die mit den Krankenkassen abrechnen dürfen, mein Zweithaar-Atelier gehört dazu. Es ist zertifiziert.“
Auch Tipps in puncto Styling, Pflege und Handhabung des Haarersatzes
Durch die Übergabe ihres Salons an ihre Tochter hat die 62-Jährige jetzt mehr Zeit, sich intensiv um ihre erkrankten Kundinnen zu kümmern, sprich, die ausgewählte Perücke individuell der Kopfform anzupassen und Tipps in puncto Styling, Pflege und Handhabung des Haarersatzes zu geben.
Ein Altenhagener Original
Die Salonübergabe wird am Samstag, 28. Januar, von 17 bis 22 Uhr in der Boeler Straße 104 mit Stammkunden gefeiert.
Angelika Lepak-Dewenter sieht sich selbst als Altenhagener Original. Sie war früher in der Tanzgarde der Blau-Weißen Funken aktiv, hat Karnevalsprinzessinnen frisiert und hat in ihrem Salon in Altenhagen mit ihren Angestellten stets kräftig Weiberfastnacht gefeiert.
Das Zweithaar-Atelier ist Partner des Geschäftes „Wäsche & mehr“ von Christine Kaul. Dort werden u.a. Miederwaren und Bademoden für Krebspatientinnen angeboten.
Fabienne Dewenter beschäftig in ihrem Salon sechs Mitarbeiterinnen sowie einen Auszubildenden. Der junge Mann stamme aus Syrien und passe toll ins Team, schwärmt die 27-jährige Friseurmeisterin.
„Ich nehme auch Echthaar-Spenden für einen guten Zweck an“, ergänzt Angelika Lepak-Dewenter und spielt damit auf eine Aktion des Berufsverbandes für Zweithaar (BVZ) in Frankfurt an. Konkret: In der Boeler Straße 122 wird Echthaar angenommen, das mindestens 30 Zentimeter lang und nicht durch eine Dauerwelle oder Färbung chemisch behandelt ist.
„Mehrmals im Jahr schicke ich besagte Haare dann nach Frankfurt, wo die Haarspenden vor Haarwarenherstellern meistbietend versteigert werden. Der Erlös fließt in die Herstellung von Kinder- und Jugendperücken, die erkrankte junge Menschen kostenlos erhalten“, erläutert die engagierte Friseurmeisterin, die im Laufe der vergangenen Jahre 25 junge Leute ausgebildet und insgesamt 30 Mitarbeiter beschäftigt hat.