Hagen. Der Lockdown bedeutet für das öffentliche Leben in Hagen einen harten Schnitt. Corona bringt weite Teile der Stadt zum Erliegen. Ein Überblick.
Lockdown. Das öffentliche Leben in Hagen kommt weitestgehend zum Erliegen. Noch am Dienstag zuvor war die Hölle los in den Friseursalons der Stadt, die Schulen wurden leerer und ein Masken-Ansturm auf die Apotheken begann. Außerdem: Baumärkte dürfen nun doch Gewerbetreibenden die Türen öffnen. Der Hagener Lockdown-Überblick.
Blickpunkt Friseursalons
In den Friseursalons war am Montag und Dienstag der Teufel los. Von morgens bis abends schnitten, kämmten und fönten die Mitarbeiter den Kunden die Haare. Denn ab heute ist das nicht mehr möglich. Einige Salons hatten bereits am Sonntag geöffnet, fast alle aber öffneten am Montag, eigentlich der Ruhetag der Friseure, ihren Laden.
„Es ist der Bär los“, so Angelika Baumann, die seit 29 Jahren den Salon Henne in Haspe betreibt und eine ehemalige Mitarbeiterin für zwei Tage um Aushilfe bat, um den Ansturm bewältigen zu können.
Die Salon-Inhaberin betonte, dass ausschließlich mit Maske und unter Einhaltung der im Hygienekonzept vorgeschriebenen Abstände gearbeitet werde. Zudem würden die Arbeitsplätze regelmäßig desinfiziert. Insofern sei es schade, dass die Friseure schließen müssten: „Dennoch will ich nicht über Politiker oder Virologen schimpfen. Wir erleben alle zum ersten Mal eine solche Situation.“ Ihr Umut richte sich vielmehr an jene Mitbürger, die sich nicht an die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen hielten: „So traurig wie es ist, aber es helfen offenbar nur Verbote, um die Lage zu beruhigen.“
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Auch im Salon von Angelika Lepak an der Boeler Straße herrschte Hochbetrieb, allein am Montag seien 55 Kunden im Geschäft gewesen: „Es ist der Wahnsinn.“ Die Hagenerin, die ihren Salon seit 31 Jahren führt, gehört zu den wenigen Friseuren, die auch während des Lockdowns arbeiten dürfen. denn Angelika Lepak ist geprüfte Fachkraft für Zweithaar und fertigt ärztlich verordnete Perücken an, etwa für Krebspatienten während einer Chemotherapie. Sie ist nicht überzeugt davon, dass der Lockdown, wie bislang vorgesehen, am 10. Januar ein Ende nimmt: „Ich fürchte, wir werden erst im Februar wieder öffnen dürfen.“
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Alev Polat (38) betreibt in Hagen zwei Friseursalons. Das Studio „Hair Society Style“ an der Boeler Straße und „Beauty Hair“ auf der Lange Straße in Wehringhausen. „Heute ist höllisch viel los“, sagt die Friseurmeisterin am Dienstag. Aber sie blickt auch sorgenvoll auf die nächsten Wochen. Im letzten Lockdown hat Polat Corona-Hilfe für nur für eines ihrer Studios erhalten. Einmalig 9000 Euro. „Wenn man mir diesmal auch nur für ein Studio hilft, kann es für einen der Läden kritisch werden“, sagt sie.
Blickpunkt Schulen
Viele Hagener Schulen wirken bereits wie leer gefegt. Die Schüler ab Klasse 8 dürfen laut Verordnung des Landes NRW bereits seit Montag nur noch digital unterrichtet werden, aber auch zahlreiche Eltern von Kindern der Jahrgänge 1 bis 7 haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihren Nachwuchs vom Präsenzunterricht im Schulgebäude abzumelden.
Vollständig umgesetzt worden ist das an der Hauptschule Ernst Eversbusch in Haspe, wo am Dienstag nicht einer der insgesamt 350 Schüler mehr erschien. „Die gesamte Schülerschaft befindet sich im Distanzlernen“, berichtet Rektorin Carmen Rudolph. Für den Distanzunterricht nutzt die Schule eine vom Schulministerium zur Verfügung gestellte Lernplattform, eine 9. Klasse schrieb dort am Dienstag sogar eine Mathematikarbeit.
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Auch an Hagens größter Schule, der Gesamtschule Fritz-Steinhoff in Helfe (1420 Schüler), ist es ungewöhnlich still geworden. Nur knapp 50 der insgesamt 560 Kinder aus den Jahrgängen 5 bis 7 werden noch vor Ort unterrichtet, der überwiegende Teil bleibt zu Hause.
Rund 40 Prozent der insgesamt 364 Schüler erschienen am Dienstag zum Unterricht an der katholischen Meinolf-Grundschule. Die Klassenverbände seien unterschiedlich groß, teilte Rektorin Adriane Hosang-Wieblelhaus mit, in einer Klasse säßen 17, in einer anderen nur zwei Kinder. Auch an der Overberg-Grundschule in Boelerheide (115 Schüler) wird noch knapp die Hälfte der Schüler vor Ort unterrichtet.
Blickpunkt Apotheken
Gestern fiel der Startschuss für die kostenlose Vergabe von FFP2-Schutzmasken, und auch in Hagener Apotheken war die Hölle los. „Wir haben schon einiges hinter uns“, bestätigt Beate Kivelitz. Die Inhaberin der Schwan-Apotheke an der Eilper Straße 101 hatte am vergangenen Freitag 2000 Masken bei einem Lieferanten bestellt,, „schon heute morgen kamen etliche Kunden und haben nach den Masken gefragt.“
Personen, die zur Corona-Risikogruppe gehören – sprich: Menschen über 60 oder mit Vorerkrankungen – erhalten, so hat es die Bundesregierung entschieden, vorerst drei kostenlose FFP2-Masken. Kivelitz appelliert an alle Kunden, die FFP2-Masken benötigen, ihre Stammapotheke aufzusuchen und kein Apotheken-Hopping zu betreiben.
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Ähnlich turbulent ging es gestern auch in der Haldener Straße 107 zu. In der Elisabeth-Apotheke gab Martin Thomsen, nachdem er seine Apotheke geöffnet hatte, innerhalb der ersten halben Stunde 400 FFP2-Masken an Kunden heraus.
Blickpunkt Handelshof
„Wir haben unsere Pforten auch für Privatleute geöffnet“, sagt Sitki Cetin. Damit spielt der Betriebsleiter des Handelshofs auf den Großverbrauchermarkt am Vorhaller Kreisel an. Während zur Zeit des ersten Lockdowns im Frühjahr der Handelshof nicht für Endverbraucher geöffnet hatte, sieht die Situation nun anders aus.
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Seit Anfang November dürfen nicht nur Kunden des Fachgroßhandels für Gastronomie, Großverbraucher und Handel im Markt Am Ringofen 19 einkaufen, sondern auch Privatleute. „Und jetzt haben wir von der NRW-Landesregierung auch die Erlaubnis erhalten, noch bis zum 31. Januar weiterhin an Privatkunden zu verkaufen“, so Cetin. 15.000 Großverbraucher besitzen eine Kundenkarte
Blickpunkt Baumärkte
Nun werden die Baumärkte zwar schließen. Für Gewerbetreibende aber bleiben sie geöffnet. Das Bauhaus an der Eckeseyer Straße in Hagen wird deshalb ab Mittwochmorgen strikte Einlasskontrollen durchführen und sich den jeweiligen Gewerbeschein in Kombination mit dem Personalausweis vorzeigen lassen. Es sollen noch dazu nur zwei Kollegen eines Unternehmens hineingelassen werden.
Malerfachhandel nur für Gewerbetreibende
Der Malerfachhandel Ambrock wird ebenfalls nur für Gewerbetreibende und nach telefonischer Vorbestellung geöffnet sein. Und zwar bis zum 22. Dezember und dann wieder ab dem 4. Januar.
Nach dem 6. Januar sollen Berechtigte zwei Coupons für jeweils sechs FFP2-Masken von ihren Krankenkassen erhalten. Diese können sie von Januar bis Mitte April in Apotheken einlösen. Die Patienten haben pro Coupon einen Eigenanteil von zwei Euro zu leisten.
Außerdem können sich Handwerksbetriebe weiterhin an die Baustoffhändler wenden. Das betrifft in Hagen beispielsweise Unternehmen wie Hofnagel und Bade (wo es auch eine Abfall-Annahme gibt), Demmler oder Ambrock (Malerbedarf). Bei Hofnagel und Bade im Lennetal wird die Abfallannahme auch für Privatkunden geöffnet bleiben. Auf dem restlichen Betriebsgelände und im Laden werden Privatkunden aber nicht mehr bedient. Nur noch Gewerbetreibende, zu denen übrigens auch Selbstständige gehören können, die nicht unbedingt einen Handwerksbetrieb haben. „Privatkunden werden von uns auch weiterhin privat beliefert“, sagt Geschäftsführer Achim Bade.