Haspe. Nachdem die Pläne für eine Kita am Hasper Markana-Platz geplatzt sind, setzt die Stadt jetzt auf Alternativen. Wir sagen, was geplant ist.

Nachdem die Stadt Hagen nach jahrelanger Planungs- und Vorbereitungszeit jetzt doch die Reißleine für eine vierzügige Kita (75 Plätze) auf dem Hasper Markana-Gelände gezogen hat, soll möglichst zeitnah eine Alternativfläche gefunden werden. Denn eine solches Angebot ist angesichts des anhaltenden Betreuungsdrucks für Kinder im Vorschulalter weiterhin überfällig. Und auch die AWO als potenzieller Träger steht weiterhin bereit, in Haspe eine Kita zu betreiben. Zunächst wird jetzt jedoch mit Priorität die Idee verfolgt, beispielsweise am Quambusch noch eine weitere Einrichtung zu realisieren.

„Aktiv bemüht“

Die Stadt Hagen reklamiert weiterhin für sich, dass sie „sehr aktiv bemüht“ sei, so Sprecher Michael Kaub, die Situation im Kita-Bereich zu entspannen.


„So konnten im Vorjahr zwei neue Kitas (Jungfernbruch und Emstlinge) mit insgesamt sieben Gruppen in Betrieb genommen werden. Zudem wurde die stark vom Hochwasser im Juli 2021 betroffene Kita Droste-Hülshoff mit drei Gruppen wieder in Betrieb genommen.“

„Angesichts der angespannten Versorgungssituation im Bereich der Kindertageseinrichtungen ist die Fachverwaltung bemüht, möglichst zeitnah ein alternatives Grundstück benennen zu können“, verlautbart Stadt-Sprecher Michael Kaub und bringt noch einen zweiten potenziellen Standort in die Debatte: „Seitens der Stadt wird alternativ geprüft, ob sich andere Grundstücke wie das im städtischen Besitz befindliche Grundstück ,Schlackenmühle‘ für die Errichtung einer neuen Kita besser eignen.“ Dieses Areal im Schatten des Konrad-Adenauer-Rings, das am Fuße der Hestert direkt an die Hördenstraße grenzt, liegt jedoch weit entfernt vom Hasper Zentrum.

FESH winkt vor vier Jahren ab

An gleicher Stelle hatte im April 2019 die Freie Evangelische Schule (FESH) ihre ehrgeizigen Pläne zum Bau eines neuen Schulzentrums in Haspe aufgegeben. Die Hanglage des Geländes Schlackenmühle lasse es leider nicht zu, dort den vorgesehenen Gebäudekomplex zu errichten, bedauerte seinerzeit die FESH-Geschäftsführung. Dabei hatte der Stadtrat dem Vorhaben bereits grünes Licht erteilt. Im Laufe der Planungen stellte sich jedoch heraus, dass die Baukosten in Höhe von etwa 20 Millionen Euro aufgrund der Topographie sich um 40 Prozent erhöhen würden. Vor allem für eine barrierefreie Erschließung aller Nutzungsbereiche wären aufwändige bauliche Konstruktionen erforderlich gewesen, ergaben die Untersuchungen.

Immerhin war durch die Erweiterungswünsche der FESH das brach liegende Grundstück an der Schlackenmühle wieder in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Auf dem Areal befand sich früher ein Teil der Hasper Hütte, seit Jahren wird es als Grabeland gärtnerisch genutzt, befindet sich jedoch im Eigentum der Stadt, die mit den Parzellenbesitzern kurzfristig kündbare Verträge abgeschlossen hat. Die Stadt kündigte seinerzeit an, man wolle ein Bodengutachten einholen, um auszuloten, wie das Areal künftig konkret verwertet werden könne. Welche Ergebnisse aus diesen Untersuchungen hinsichtlich einer möglichen Schwermetallbelastung inzwischen vorliegen, hat das Rathaus bislang nicht kommuniziert.

Erschließung zu kompliziert

Zumindest wäre dort absehbar der Erschließungsaufwand deutlich geringer als auf dem Markana-Areal. Hier hatten die jüngsten Untersuchungen ergeben, dass die Entfernung der dortigen Altlasten mit immensem Aufwand verbunden wäre. Zudem hätte die angedachte Lärmschutzwand deutlich höher und länger als ursprünglich gedacht dimensioniert werden müssen, so dass zugleich weitere Altbaumbestände der Kettensäge zum Opfer gefallen wären. „Das gesamte Projekt ist einfach viel zu zeitaufwendig und bindet zu viel Manpower“, machte Axel Groening, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales, zuletzt in der Bezirksvertretung Haspe deutlich, dass bei einer gesamtstädtischen Betrachtung die Realisierung der Kita Markana auf unbestimmte Zeit nicht zu vertreten sei.

Insgesamt, so Groening weiter, habe sein Ressort zuletzt feststellen müssen, dass der Bedarf an Kita-Plätzen angesichts der anhaltenden Zuwanderung weiter steige, parallel die Baugeschwindigkeit jedoch permanent abnehme. Für die Drei- bis Sechsjährigen, die ja einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben, rutsche die Deckung inzwischen unter die 90-Prozent-Marke: „Das ist ein erschreckendes Signal und wird zugleich zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem“, warnte der Fachbereichsleiter. Zugleich mahnte er an, dass die Stadt ab dem Jahr 2026 auch den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz erfüllen müsse, so dass auch auf diesem Terrain das Tempo dringend erhöht werden müsse.

Fachbereich mahnt Tempo an

Vor diesem Hintergrund setzt die Stadt jetzt mit Priorität zunächst auf die schnelle Realisierung einer zweiten Kita am Quambusch am Jungfernbruch. So soll auf dem Gelände der im vergangenen Jahr eröffneten, viergruppigen Einrichtung baugleich eine zweite Immobilie entstehen, um den Druck in Haspe zu mildern. Immerhin besteht auf dem Areal bereits Baurecht.

Für Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki ist diese Ankündigung allerdings nur eine Nebelkerze, denn der Bau einer Zweit-Kita an dem Standort sei ohnehin schon angedacht gewesen. Allerdings löse dieses Objekt unweit der Gevelsberger Stadtgrenze weder den Versorgungsdruck im Bereich Kückelhausen/Hestert noch ersetze es den fehlenden Quartiersraum für Sozialarbeit, der mit der Markana-Lösung unweit des Hasper Kreisels mitgedacht wurde. Die Bezirksvertretung Haspe erwartet, dass die Stadt bis zur März-Sitzung ihre Vorplanungen für künftige Kita-Standorte präsentiert.