Hagen. Das Modegeschäft Jean Biani in Hagen lockt seit Jahren Kunden mit einem Total-Räumungsverkauf wegen Insolvenz. Eine Mogelpackung?

Seit einer gefühlten Ewigkeit das selbe Bild: „Total-Räumungsverkauf wegen Insolvenz“ verkünden große, rote Banner an den Schaufenstern und über dem Eingang des Ladenlokals von Jean Biani. Der Herrenausstatter in der Elberfelder Straße 37 (zwischen dem früheren Takko-Laden und einer NKD-Filiale) steht demnach vor dem Aus. Das allerdings schon seit dem Frühsommer 2019, also seit fast vier (!) Jahren.

Eine Mogelpackung? Sollen die City-Bummler in die Irre geführt werden und denken, dass sie nur noch eine ganz kurze Zeit Superschnäppchen im insolventen Laden machen können?

Nicht ganz. Wir haben recherchiert und sind auf die Einzelhandelsberatung Leicht & Co., die mittlerweile bei Jean Biani Regie führt, gestoßen.

Das Foto wurde Mitte Juni 2019 aufgenommen. Es zeigt den Laden Jean Biani in der Elberfelder Straße 37 mit Bannern, die den Total-Räumungsverkauf ankündigen. Das Bild sowie die Situation haben sich im Vergleich zu heute (wie das Foto oben) zeigt, kaum geändert.
Das Foto wurde Mitte Juni 2019 aufgenommen. Es zeigt den Laden Jean Biani in der Elberfelder Straße 37 mit Bannern, die den Total-Räumungsverkauf ankündigen. Das Bild sowie die Situation haben sich im Vergleich zu heute (wie das Foto oben) zeigt, kaum geändert. © Yvonne Hinz

Aber der Reihe nach: Ende 2017 feierte der Herrenausstatter in der Elberfelder Straße 37 in Hagen (dort war vorher Jack & Jones) ansässig, Eröffnung. Knapp eineinhalb Jahre später meldete die französische Marke Jean Biani Insolvenz an, wie jeder, der durch die Fußgängerzone schlenderte, sehen konnte. Die Marke Jean Biani wurde damals vom Großhandel Lebemann Mode vertrieben.

„Schon seit Monaten versuchen wir, uns durch Abverkäufe von der französischen Marke zu verabschieden“, erklärte im Juni 2019 ­Arzum Alacam, Verkaufsleiterin und Lebemann-Sprecherin, auf Nachfrage unserer Zeitung. Ziel sei es, in Hagen mit neuen Marken zu starten. Allerdings meldetet später dann auch die Lebemann Mode GmbH Insolvenz an.

Warum sich der Räumungsverkauf dermaßen lange hinzieht

Die Lebemann-Ware (größtenteils Kleidung) ging an einen Insolvenzverwalter über, der wiederum die Einzelhandelsberatung Leicht & Co. aus Burscheid nahe Leverkusen mit ins Boot holte.

Kompletter Abverkauf findet in Hagen statt

„Die Lebemann Mode GmbH führte früher ein knappes Dutzend Geschäfte mit Herrenmode. Die Ware aus allen Läden wurde schließlich im Shop in Hagen zusammengezogen“, erläutert eine Assistentin der Leicht & Co.-Geschäftsleitung. Und fährt fort: „Wir betreiben seitdem das Unternehmen weiter, um den kompletten Abverkauf der Marke Jean Biani in Hagen durchzuführen, außerdem haben wir zur Ergänzung noch Teile von zum Beispiel Seidensticker und Boss hinzugenommen“, erklärt die Assistentin die Situation und den Grund, warum sich der Räumungsverkauf in der Elberfelder Straße dermaßen lange hinzieht.

Momentan hat der Jean-Biani-Laden in der Hagener Innenstadt montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Das Geschäft schließt im Frühjahr/Sommer­

„Aber nicht mehr lange. Das Geschäft schließt im Frühjahr/Sommer­“, sagt die Mitarbeiterin der Einzelhandelsberatung. Dann würde wohl der Mietvertrag für das Ladenlokal in der Fußgängerzone auslaufen.

Das Foto entstand kurz vor Schließung des Modegeschäftes Takko in der Elberfelder Straße 35. Mitte September 2022 hatte der Anbieter für günstige Mode seinen letzten Verkaufstag. Direkt daneben ist (noch) der Herrenausstatter Jean Biani ansässig.
Das Foto entstand kurz vor Schließung des Modegeschäftes Takko in der Elberfelder Straße 35. Mitte September 2022 hatte der Anbieter für günstige Mode seinen letzten Verkaufstag. Direkt daneben ist (noch) der Herrenausstatter Jean Biani ansässig. © Michael Kleinrensing

Eine Ergänzung: Seit Mitte September­ 2022 ist das Nachbar-Ladenlokal in der Elberfelder Straße 35 verwaist.

Takko-Räumlichkeiten stehen noch immer leer

Dort war bis vor vier Monaten der Günstig-Mode-Anbieter Takko beheimatet. Die Takko-Geschäftsleitung hatte den Mietvertrag für das insgesamt 750 Quadratmeter große Ladenlokal (davon 450 Quadratmeter Verkaufsfläche) gekündigt. Die Räumlichkeiten stehen­ seitdem leer.