Hagen-Mitte. Wie schützt man die Hagener Innenstadt vor dem nächsten Jahrhunderthochwasser. Nun kommt eine bauliche Idee ins Spiel. Es geht um Spundwände.

Es hat nicht viel gefehlt und die Volme wäre beim jüngsten Hochwasser am vergangenen Donnerstag in der Innenstadt wieder über die Ufer getreten. Wenige Zentimeter unter den Brücken an der Rathausstraße und der Badstraße rauschte der braungefärbte Fluss hindurch. Noch-Umweltdezernent Sebastian Arlt (ab dem 1. Februar als EN-Kreisdirektor tätig) bringt vor dem Hintergrund der neuerlichen Überflutungsgefahr bauliche Maßnahmen ins Spiel, um den Fluss zu bändigen. Eine Möglichkeit sind hydraulische Spundwände.

Zwei Tage nach dem Jahrhunderthochwasser 2021 in der Innenstadt. Die braune Volme war über die Ufer gelaufen. Über 40 Millionen Liter Wasser waren ins Parkhaus der Rathaus-Galerie gelaufen.
Zwei Tage nach dem Jahrhunderthochwasser 2021 in der Innenstadt. Die braune Volme war über die Ufer gelaufen. Über 40 Millionen Liter Wasser waren ins Parkhaus der Rathaus-Galerie gelaufen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Seit Ende des 18. Jahrhunderts ist das Bild der Volme in der Innenstadt das, was wir heute sehen. Eingehaust in hohen Mauern, dicht bebaut. Gemeinhin gilt der Fluss als vergessen und unerlebbar, weil jegliche Annäherungsmöglichkeit verbaut ist. An Hochwassertagen aber wird die Stadt schmerzlich daran erinnert, dass ein Fluss mitten durch sie hindurch fließt. „Ideal wäre, wenn man die Volme freilegen könnte“, sagt Ordnungs- und Umweltdezernent Sebastian Arlt. Der Zug ist städtebaulich allerdings so gut wie abgefahren, weswegen die Stadt nach anderen Möglichkeiten sucht, Überschwemmungslagen künftig zu verhindern. (Lesen Sie auch: Dreistelliger Millionen-Schaden - So viel wurde in Hagen durch das Jahrhundert-Hochwasser zerstört)

Kritisch zwischen Springe und Arbeitsamt

Die erste davon: angehobene Spundwände. Im Fall der Volme geht es um die Mauern, die den Fluss einhausen, also begrenzen. Beim Jahrhunderthochwasser am 14. Juli 2021 fehlten diesen Mauern 15 bis 20 Zentimeter, um das Wasser aufzuhalten. „Denkbar wäre, die Mauern in der Innenstadt zu erhöhen“, sagt Sebastian Arlt. Das wäre ein recht großer baulicher Eingriff auf ziemlich weiter Wegstrecke. Kritische Überschwemmungsbereiche gibt es zwischen Springe und Arbeitsagentur-Turm nahezu überall.

Eine Hochwasser-Schutzwand vor einem Restaurant am Rheinufer in Köln.
Eine Hochwasser-Schutzwand vor einem Restaurant am Rheinufer in Köln. © dpa | Oliver Berg

Zwischenlagerung unklar

Auch hydraulische Spundwände, die bei Bedarf hochgefahren werden könnten, würden auf die bisherigen Mauerkronen aufgesetzt. „Da geht es letztlich um die Einfachheit der Maßnahme“, sagt Arlt. Man könne derartige Wände nicht im Flussbett errichten. Mobile Spundwände hingegen, die bei Bedarf von der Feuerwehr zwischen fest installierten Pfosten eingerastet werden könnten, seien auch denkbar. Hier stelle sich allerdings die Frage, wo die Wandelemente so zwischengelagert werden könnten, dass zum einen Platz dafür sei und sie im Notfall schnell verfügbar seien. Dammbalken ist der fachlichere Ausdruck dafür. Sie werden in senkrechten Schienen geführt und gehalten.

Eine mobile Schutzwand an der Donau in Niederösterreich hält das Wasser von der Bebauung fern.
Eine mobile Schutzwand an der Donau in Niederösterreich hält das Wasser von der Bebauung fern. © dpa | Roland Schlager

Eine Überschwemmungsproblematik – auch wenn man das angesichts der Bachgröße zunächst nicht vermutet – gibt es auch beim Hasper Bach im Hagener Westen. Das verhältnismäßig kleine Gewässer mit nur zwölf Kilometern Länge zwischen Oberfeldhausen und dem Hasper Zentrum kommt ebenfalls für erhöhte Spundwände in Frage, weil auch hier Überschwemmungsszenarien drohen.

Feuerwehrmänner montieren vor dem Kloster Weltenburg in Bayern eine Hochwasserschutzwand.
Feuerwehrmänner montieren vor dem Kloster Weltenburg in Bayern eine Hochwasserschutzwand. © dpa | Armin Weigel

Rathaus-Galerie noch geschlossen

Die Überlegungen rund um die Spundwand-Thematik hat in der Verwaltung noch Ideen-Status. Wie verheerend die Folgen einer über die Ufer getretenen Volme sein können, zeigt die Tatsache, dass auch eineinhalb Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser immer noch Wiederaufbau- oder Reparaturarbeit betrieben wird. Die Rathaus-Galerie beispielsweise, in deren Tiefgarage Millionen Liter Wasser gelaufen waren, ist immer noch nicht wieder geöffnet.

Touristen und Anwohner gehen bei einer Wasserhöhe von 97 Zentimetern auf Laufstegen über den überschwemmten Markusplatz in Venedig, wo installierte Glasbarrieren verhindern, dass Meerwasser den 900 Jahre alten Markusdom flutet.
Touristen und Anwohner gehen bei einer Wasserhöhe von 97 Zentimetern auf Laufstegen über den überschwemmten Markusplatz in Venedig, wo installierte Glasbarrieren verhindern, dass Meerwasser den 900 Jahre alten Markusdom flutet. © dpa | Domenico Stinellis