Hagen. 572 Flüchtlinge wurden Hagen 2022 zugewiesen – viele ohne Bleibeperspektive. Hinzu kommen 1688 Kriegsflüchtlinge. Blick auf Herausforderungen:

Der Flüchtlingszustrom hält ungebrochen an: 572 Geflüchtete sind im vergangenen Jahr über Zuweisungen neu nach Hagen gekommen. Hinzuzurechnen sind 1688 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die im Rahmen der Freizügigkeit in die Stadt gekommen sind. Stand jetzt leben somit insgesamt 2299 zugewiesene Flüchtlinge in der Stadt. Viele davon ohne echte Bleibeperspektive.

„Wir gehen aktuell nicht von kurzfristig sinkenden Zuweisungszahlen aus. Allerdings lässt die Datenlage des Landes NRW weiterhin keine seriöse Einschätzung zu, wie viele Zuweisungen künftig nach Hagen erfolgen werden“, so Stadt-Sprecher Michael Kaub über die große Ungewissheit. Die Zahlen sind enorm gestiegen. Das zeigt allein schon der Blick auf 2021: Im Vorjahr wurden gerade einmal 140 Geflüchtete der Stadt zugewiesen.

Eine Herausforderung bleibt vor allem die Unterbringung. Hatte man zuletzt noch überlegt, beispielsweise das Haus Busch als Flüchtlingsunterkunft aufzugeben und wieder umzunutzen, sehen die Pläne nun anders aus. Vielmehr geht man im Rathaus davon aus, dass man auf die Plätze dort bald wieder dringend angewiesen sein könnte.

136 Wohnungen angemietet – weitere sollen folgen

„Aktuell stehen insgesamt 384 städtische oder durch die Stadt angemietete Wohnungen für die Unterbringung von Geflüchteten und Schutzsuchenden zur Verfügung. Diese sind nicht voll belegt“, gibt Kaub Einblicke in die Situation. Die Stadt hatte seit Kriegsbeginn in der Ukraine 136 zusätzliche Wohnungen von Wohnungsgesellschaften und auf dem freien Markt angemietet, um Kriegsflüchtlinge – vorwiegend Frauen mit ihren Kindern – dort unterbringen zu können. Weitere sollen folgen.

Zudem werden im Haus Busch 68 Plätze und in der Sammelunterkunft der ehemaligen Jugendbildungsstätte Berchum weitere 113 Plätze vorgehalten. „Die Unterkunft (Haus Busch) wurde Ende vergangenen Jahres freigezogen. Die Menschen sind überwiegend eigenständig oder in durch die Stadt angemietete Wohnungen umgezogen. Das Haus Busch wird aktuell für eine mögliche Wiederbelegung vorbereitet“, so Kaub.

Dynamische Lage

Durch die bevorstehenden weiteren Zuweisungen müsse die Stadt zudem weitere Maßnahmen ergreifen, um die Unterbringung auf Dauer sicherstellen zu können. „Die Lage ist weiterhin sehr dynamisch. Die Anzahl weiterer Anmietungen durch die Stadt hängt von der Entwicklung der Zuweisungszahlen ab“ – zunächst ginge es dabei um weitere 30 Wohneinheiten, wie zuletzt im Integrationsausschuss bekannt wurde. Ein entsprechendes Kontingent sei bereits durch HGW (Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) und insbesondere einzelne private Vermieter angeboten worden. Der Werkhof soll die Wohnungen nun mit Mobiliar ausstatten.

Das Haus Busch soll daher zunächst bis Ende Dezember 2023 als Unterkunft vorgehalten werden.

Viele ohne Bleibeperspektive

Dabei haben viele der Menschen keine echte Perspektive, dauerhaft in der Stadt zu bleiben: „Seitens der Ausländerbehörde der Stadt Hagen stellen wir in den vergangenen Monaten fest, dass es sich bei rund der Hälfte der Zuweisungen im Asylverfahren um Personen handelt, die grundsätzlich ohne (gute/langfristige) Bleibeperspektive sind“, so Kaub. Zugwiesen wurden unter anderem türkische, tunesische, marokkanische oder libanesische Staatsangehörige sowie Staatsangehörige aus sicheren Herkunftsstaaten (u.a. Albanien, Ghana, Serbien). „Vorbehaltlich der Einzelfallprüfung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dürfen diese Personen grundsätzlich keinen Status als Geflüchtete erhalten.“