Hohenlimburg. Seit dem Fahrplanwechsel gibt es den alten Ruhr-Sieg-Express nicht mehr – und die Nachfolger fahren an Hagen vorbei. Die Politik will das ändern

Bahnhof Hohenlimburg, 13.30 Uhr. Aus Richtung Iserlohn braust der neue „Dortmund-Siegerland-Express“ (RE 34) am Bahnsteig vorbei – ohne zu halten. Nächster Halt: Witten. Eine Stunde später, dasselbe Spiel: Diesmal ist es der Intercity, ebenfalls Linie 34, der durch den Bahnhof in Hohenlimburg rast, ohne dort zu halten.

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Kein Halt in Hagen

Den alten RE 16 (Ruhr-Sieg-Express) von Siegen über Hohenlimburg und Hagen nach Essen gibt es seit der Umstellung auf den Winterfahrplan Mitte Dezember nicht mehr. Dafür wechseln sich nun stündlich der neue Dortmund-Siegerland-Express und der IC-Sprinter ab. Beide umfahren das Hagener Stadtgebiet komplett, fahren von Letmathe aus durch das Lennetal, vorbei am Hengsteysee, zum nächsten Halt in Witten, und umgekehrt. Wer von Hagen aus auf diese Züge aufspringen will, der muss in Letmathe umsteigen – und damit in einer neuen Tarifzone. Als direkte Verbindung von Hagen nach Siegen verbleibt nur die stündlich verkehrende Ruhr-Sieg-Bahn (RB 91).

Ein Zustand, den die Hagener Allianz ändern will.

Der neue „Dortmund-Siegerland-Express“ (RE 34) fährt am Hagener Stadtgebiet vorbei. Die Politik fordert nun einen zusätzlichen Halt in Hohenlimburg.
Der neue „Dortmund-Siegerland-Express“ (RE 34) fährt am Hagener Stadtgebiet vorbei. Die Politik fordert nun einen zusätzlichen Halt in Hohenlimburg. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Umstieg in Letmathe

„Wir fanden es bedenklich, das unsere Stadtverwaltung das Thema nicht interessiert hat“, so Jürgen Sporbeck, Grüne, der den Antrag für die Hagener Allianz maßgeblich ausgestaltet hat. Schließlich erscheine die Situation für Hagen als Oberzentrum nicht optimal. „Normalerweise müsste der Verwaltungsvorstand tätig werden, denn hier geht es um das Wohl der Stadt.“

Neuer Halt in Hohenlimburg

Die Forderung der Allianz aus CDU, Grünen, Hagen Aktiv und FDP: Die Regionalbahn 34 soll künftig auch in Hohenlimburg halten, um über den Bahnhof an der Lenne das Hagener Stadtgebiet wieder mehr an den südwestfälischen Raum anzubinden. Damit würden die Züge weiter am Hagener Hauptbahnhof vorbeifahren, aber der Hohenlimburger Bahnhof würde als Knotenpunkt aufgewertet, gibt es von dort doch ein umfangreiches Buslinienangebot in das Hagener Stadtgebiet.

Bisher nur Zukunftsmusik

Sollten die zuständigen Stellen den Vorstoß bremsen, bittet die Politik, zumindest das Hagener Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) auf den Bahnhof Iserlohn-Letmathe auszudehnen, um so stündliche Fahrten zum Nahverkehrstarif zwischen Hohenlimburg und Dortmund zu ermöglichen. „Den Hagener Bürgern einen Mehrpreis zuzumuten, nur um diesen Zug nutzen zu können, das kann es nicht sein.“

Um die Änderung durchzuboxen, bedarf es der Unterstützung vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Von dort gebe es erste positive Signale, dass der Wunsch realisierbar wäre, so Sporbeck. „Allerdings erst zum Fahrplanwechsel im Jahr 2023.“

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Fernverkehr anbinden

Weiterhin soll auch der stündliche Intercity, Linie 34, künftig nicht nur durch Hohenlimburg brausen, sondern auch dort auch halten, fordert die Allianz. „Hier ist auch ein bisschen der Wunsch der Vater des Gedankens“, räumt Sporbeck ein. Der Ingenieur und selbstständige Berater für öffentliche Verkehrssysteme hält es aber für machbar, über den IC-Sprinter den Fernverkehr über Hohenlimburg anzubinden. „Mit dem heutigen Fahrplankonzept wird es aber nicht gehen, man müsste die Fahrzeit von Frankfurt bis Dortmund überarbeiten.“

Lennetal mit Dortmund vernetzen

Darüber hinaus will die Politik auch den Nahverkehr zwischen dem Dortmunder Süden und der Industrie im Lennetal enger vernetzen. Geprüft werden sollen mögliche Haltepunkte der Bahn für Halden und Kabel, Bathey und Hengstey, um dort neue Standorte zum Umsteigen auf Hagener Buslinien einzurichten. „Es gibt dort bisher eigentlich keine sinnvolle ÖPNV-Anbindung“, so Sporbeck. „Man muss fast immer über den Hagener Hauptbahnhof erst nach Dortmund und dann zurück in den Dortmunder Süden.“ Wohingegen die Strecke mit dem Auto in 20 Minuten zu schaffen ist.

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Verkehrswende voranbringen

Noch sind diese Vorschläge nicht mehr als Zukunftsmusik und weit von einer Umsetzung entfernt – für eine Verkehrswende aber wert, in Angriff genommen zu werden, ist Sporbeck sicher. „Wir haben noch ein Verkehrskonzept, das rund 30 Jahre alt ist. Um künftig mehr Leute für den öffentlichen Personennahverkehr zu interessieren, müssen wir auch attraktive Alternativen schaffen.“ Der Rat hat den gemeinsamen Antrag der Hagener Allianz von CDU/Grünen, Hagen Aktiv und FDP abgesegnet. Nun ist der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr am Zug.

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Oberbürgermeister Erik O. Schulz, seines Zeichens Verbandsvorsteher des VRR, erläuterte in der Ratssitzung, dass die Vorschläge im VRR- Verwaltungsrat noch nicht zur Entscheidung vorlagen und dort zunächst beraten würden.