Breckerfeld. Familie Piepenstock aus Breckerfeld setzt auf eine besondere Form der Direktvermarktung. Darum bringt der Bauer die Milch jetzt bis an die Tür.

Ein Teil der Zukunft sitzt mit am Tisch im Wohnzimmer. Ein Teil der Zukunft ist Fanny Piepenstock (22). Der andere teil ihre Schwester Maike (21), die noch draußen auf dem Hof zu tun hat. Beide studieren. Beide sind am Ende ausgebildete Landwirtinnen. Beiden wurde von den Eltern dieser so besondere Beruf quasi mit in die Wiege gelegt. „Ganz ehrlich: Etwas anderes ist für mich nie in Frage gekommen“, sagt Fanny und lächelt.

Dass der Hof Piepenstock in Breckerfeld eine Zukunft hat und dass ein wichtiger Baustein dieser Zukunft die Direktvermarktung mit einem Milchwagen ist, der sich in diesen Tagen zum ersten Mal auf den Weg zu den Kunden macht – den Glauben daran hat die Familie nicht verloren. Auch wenn die Zeiten gerade besonders hart sind...

Milchautomat funktioniert

„Muh to go“ ist der Slogan, den der Automat am sogenannten Milchhäusel Huxhardt trägt. Kunden können an dieser Zapfstelle die Milch direkt erwerben. Dazu landwirtschaftliche Produkte direkt aus einem Automaten. Ein Konzept, mit dem Piepenstocks vor gut fünf Jahren an den Start gegangen sind und das direkt an der Verbindungsstraße zwischen Rummenohl und Ehringhausen. Zumindest an dieser Stelle, die die Kunden quasi im Vorbeifahren ansteuern können.

Die Milch liefert Familie Piepenstock in Breckerfeld und Schalksmühle jetzt bis an die Haustür.
Die Milch liefert Familie Piepenstock in Breckerfeld und Schalksmühle jetzt bis an die Haustür. © WP | Michael Kleinrensing

Anders verhält es sich allerdings an jenen Stationen, die die Bauern-Familie in diversen Supermärkten in der Umgebung aufgestellt hat. „Wir haben damals eine Beratung der Landwirtschaftskammer in Anspruch genommen und uns überzeugen lassen“, blickt Kirsten Piepenstock zurück. „100 Liter pro Tag hat man uns prognostiziert. Am Ende haben wir im Schnitt nur zehn Liter Milch pro Tag verkauft.“ Die Kosten aber bleiben. Verträge sind geschlossen. Und all das bringt ein landwirtschaftliches Familienunternehmen in eine ökonomische Schieflage.

100 Kühe an zwei Standorten

„Wir sind längst nicht die einzigen, denen es so ergangen ist“, sagt Kirsten Piepenstock, die sich gemeinsam mit ihrem Mann Hermann und den beiden Töchtern um 100 Kühe an zwei Standorten kümmert. „Alle Landwirte, von denen wir gehört haben, dass sie auf Milchautomaten gesetzt haben, haben aufgegeben. Der Verbraucher will das offenbar nicht. Er hat unser Angebot nie richtig angenommen.“ Eine Ausnahme bilde da noch der Milchautomat in Dahl, der direkt an der Bundesstraße 54 im Ortskern aufgestellt ist. Allerdings sei offen, ob der Verkauf weiterhin wirtschaftlich bleibe, wenn denn wieder ein Supermarkt im Hagener Süden eröffne.

Sechs von zwölf kleinen Automaten und zwei von einst vier großen sind noch am Netz. Durch ein Miet-Kauf-Modell entstehen Kosten in Höhe von 2500 Euro, die derzeit nicht reinzuholen sind. „Vor diesem Hintergrund mussten wir überlegen, wie es weitergehen kann“, sagt Kirsten Piepenstock. Hinzu kommen die Probleme, die allen Landwirten permanent zu schaffen machen. „Immer neue Vorgaben aus der Politik – ein langfristiges Planen ist da kaum möglich.“

Breckerfeld und Schalksmühle werden angefahren

Die Lösung: Wenn der Kunde nicht zur Milch kommt, dann funktioniert es vielleicht umgekehrt. „Wir fahren in einem ersten Schritt Schalksmühle und Breckerfeld an – zweimal pro Woche, immer montags und donnerstags“, sagt Kirsten Piepenstock. „Pro Liefergebiet brauchen wir zunächst 20 Kunden. Beim ersten Mal muss der Kunde noch zuhause sein, danach können wir unsere Produkte auch an einem vereinbarten Abstellort deponieren.“

Neben Werbung in den sozialen Netzwerken setzt die Familie auf Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir hoffen, dass sich unser Angebot schnell herumspricht“, sagt Kirsten Piepenstock. Eine Homepage, über die die Kunden Pakete oder einzelne Lebensmittel ordern können, ist schon im Netz zu finden (https://hofmolkerei-piepenstock.de).