Hohenlimburg. Das Reisebüro Schröder aus Boele zieht bald nach Hohenlimburg – in Sichtweite zum Reisebüro Sikorski. Die Inhaberin ist wenig begeistert
Im nächsten Jahr bekommt Hohenlimburg ein neues Reisebüro: Michael Schröder und seine Frau ziehen mit ihrem Team vom Boeler Stammsitz in die Fußgängerzone an die Lenne – nur wenige Meter neben Sikorski, einem eingesessenen Reisebüro aus Hohenlimburg.
Die Begeisterung über diese Konstellation hält sich bei Christiane Backhaus, die Sikorski mit ihrem Sohn betreibt, in Grenzen. Schröder dagegen hofft auf gute Nachbarschaft.
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Fast 30 Jahre im Ort
Wenn es um bekannte Läden in der Hohenlimburger Fußgängerzone geht, dann zählt das Reisebüro Sikorski dazu. Fast dreißig Jahre ist es her, dass Adelgunde Sikorski mit ihrer Nichte Christiane Backhaus neben dem Fachwerkhaus Alt Limburg ein Reisebüro eröffnet hat. Mittlerweile führt sie den Betrieb alleine. Gerade die letzten Jahre waren hart, sagt sie, und das nicht nur wegen der Pandemie, die ihren Betrieb wie die gesamte Reisebranche schwer traf. Denn vergangenen Sommer strömte eine Jahrhundertflut durch Hohenlimburg und das Wasser ging auch durch die Hinterräume des Reisebüros Sikorski. Sie suchte den Neuanfang und zog Anfang dieses Jahres in ein Ladenlokal, dass nur wenige hundert Meter entfernt in der Lohmannstraße 5a liegt.
Wenige Kunden
Wenige Meter daneben, in die Lohmannstraße 1, wird nun das Reisebüro Schröder einziehen. „Ich habe mich durch Corona gekämpft, durch das Hochwasser gekämpft und ein anderes Ladenlokal gesucht, weil ich in Hohenlimburg bleiben wollte“, sagt Christiane Backhaus, die von Stammkundschaft lebt. Doch ihre Existenz sieht sie durch die neue Konkurrenz nun gefährdet. „Das Potenzial für so viele Reisebüros ist in Hohenlimburg nicht da. Wer soll denn noch kommen?“, blickt sie auf die wenigen Leute, die täglich an den Schaufenstern in der Fußgängerzone vorbei gehen. Mit Hausemann und Mager gebe es zudem an der Hünenpforte bereits ein weiteres Reisebüro, nur ein paar Fahrminuten entfernt. „Wir sind auch Konkurrenten, kommen aber seit bald 30 Jahren gut miteinander aus.“
Öffnungszeiten beschränkt
Backhaus verkauft neben Reisen auch Fahrkarten und recyceltes Druckerzubehör. Nach Corona laufe bei ihr das Hauptgeschäft mit Reisen auch wieder an. Dennoch sei die Lage schwierig, gerade Familien hielten sich mit Buchungen zurück, sagt Backhaus, „und wer eine Reise bucht, der achtet mehr aufs Geld.“ Die Öffnungszeiten habe sie deshalb werktags auf 10 Uhr bis 14 Uhr beschränkt, auch wenn sie telefonisch und auf Anfrage für Kunden auch länger bleibt. Sie ärgere sich auch, dass der neue Mitbewerber nur einen Bruchteil der eigentlichen Miete zahle. Das stimmt: Denn die Neuansiedlung des Reisebüros wird über das Sofortprogramm Innenstadt gefördert, die Miete beträgt nur 20 Prozent bis Ende 2023. Mit dem Förderprogramm soll der Leerstand in Hohenlimburg verringert und die Fußgängerzone belebt werden. „Was wird da denn belebt?“, fragt Backhaus. Auf Dauer müsse ein Reisebüro in der Straße schließen, da ist sie sicher.
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Schröder setzt auf Stammkunden
Michael Schröder betont auf Anfrage, sie wollten niemandem die Kundschaft wegnehmen. „Wir leben von bestimmt 80 Prozent Stammkunden und die nehmen wir mit Sicherheit alle mit“, so Schröder. „Die Stammkunden des Reisebüros Sikorski werden auch dort bleiben.“ Er zieht den Vergleich mit Friseursalons. „Ihr Frisör behandelt sie regelmäßig und weiß, was sie möchten. Sie gehen nicht zu einem neuen Frisör, weil sie befürchten, der könnte die Haare nicht so gut machen.“
Wegen Standort gewählt
Anders als in Großstädten wie Dortmund sei die Laufkundschaft in Hohenlimburg auch nicht entscheidend. Das Ladenlokal – ehemals Elektro Holzrichter – haben sie in erster Linie wegen des exponierten Standortes gewählt, erzählt Ehefrau Andrea Hardenbicker. Das Reisebüro Sikorski in der Straßenzeile hätten sie erst später beim Spaziergang bemerkt. „Wir machen auch keine Fahrkarten und wenn sie um 14 Uhr schließt, fangen wir erst an. Unsere Kunden kommen schwerpunktmäßig erst nach der Arbeit.“ Man wolle das Gespräch mit dem Reisebüro suchen und sich ordentlich vorstellen – auf gute Nachbarschaft.