Hagen. Der Ausbau der Schulen in Hagen kommt nicht voran. Oberbürgermeister Schulz betont, dies habe nicht mit Defiziten in der Stadtverwaltung zu tun.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat den Vorwurf zurückgewiesen, die Schulentwicklung in Hagen sei offensichtlich zum Stillstand gekommen. Dies hatte die Stadtschulpflegschaft dem Stadtoberhaupt nach der letzten Sitzung des Schulausschusses im Juni vorgehalten. Im Gegenteil, so Schulz: „Allen, die in unserer Stadt Verantwortung tragen, ist klar, dass die Schaffung von Kita- und Schulplätzen ganz oben auf der Agenda steht.“
Die Rahmenbedingungen im Baubereich seien jedoch derzeit äußerst schwierig, so Schulz. In den letzten Monaten seien mehrmals Ausschreibungen für Gewerke leergelaufen, da es keine Angebote gegeben habe.
Dass bei der Umsetzung der im Grundschulbereich geplanten Maßnahmen die ursprünglichen Zeitpläne nicht eingehalten werden könnten, sei eben nicht auf Defizite in der städtischen Personalausstattung zurückzuführen, sondern auf die genannten Probleme im Baubereich. „Rat und Verwaltung haben klare Prioritäten hinsichtlich der Schaffung neuen Schulraums gesetzt“, so Schulz.
Mindestens 1800 Erstklässler in Hagen
Zum neuen Schuljahr, das nach den Sommerferien beginnt, rechnet die Stadt mit mindestens 1800 Erstklässlern. Doch die dringend erforderliche Realisierung von Neu- und Anbauten ist ins Stocken geraten. Der geplante Neubau einer Grundschule auf dem „Terra 1“ titulierten Gelände an der Minervastraße in Wehringhausen kann voraussichtlich erst 2025 eröffnet werden, ebenso verhält es sich mit der Erweiterung der Goldbergschule in Oberhagen. Der geplante Anbau der Grundschule Henry van de Velde an der Blücherstraße kann sogar erst frühestens 2026 vollendet werden.
Diese Verzögerungen seien für die Eltern in Hagen erschreckend, so Natascha Veneziano, Vorsitzende der 2019 gegründeten Stadtschulpflegschaft, die in einem Schreiben an Schulz ihr Unverständnis über die Verzögerungen zum Ausdruck gebracht hatte. Schließlich sei es doch eines der Wahlversprechen von Schulz gewesen, „die Hagener Schulen nach vorn zu bringen“, so Veneziano.
Spürbare Auswirkungen für die Eltern
Der Stadtschulpflegschaft, die die Interessen der Eltern in Hagen vertritt und der inzwischen Mitglieder von 40 Hagener Schulen angehören, dass die Umsetzung der Baumaßnahmen der Verwaltung derartige Probleme bereite. „Zweieinhalb Jahre nach Veröffentlichung und anderthalb Jahre nach Beschlussfassung ist bis heute nicht ein Bauantrag gestellt und kein rechtsverbindlicher Vertrag unterschrieben worden“, so Veneziano.
Die fehlende Umsetzung der politischen Planung in Hagen werde bereits im kommenden Schuljahr für die Eltern spürbare Auswirkungen haben, wenn zum Beispiel zu wenig neue Plätze im Offenen Ganztag zur Verfügung ständen, so Natascha Veneziano. Dass dem fehlenden Schulraum in Hagen nun durch die Anschaffung von Containern sowie die Anhebung der Klassenstärke in den Grundschulen begegnet werden solle, hält sie mit Blick auf die Qualität des Unterrichts für kontraproduktiv: „Wir laufen nicht, nein, wir rennen sehenden Auges in ein Desaster.“
Container am Ischeland
Tatsächlich möchte die Stadt auf dem Sportplatz des Post SV am Ischeland Container aufstellen, um dort Grundschüler unterzubringen. Zudem hatte Horst Hermann, im Rathaus zuständig für Schulentwicklungsplanung, erklärt, die Planungsgrundlage von maximal 25 Kindern pro Klasse werde durch die zeitlichen Verzögerungen bei den dringend erforderlichen Bauprojekten konterkariert.
Die Zahl der Schüler steigt in Hagen seit sieben Jahren stark an. Nach wie vor ist Hagen das Ziel von zahlreichen Flüchtlingen, unter denen sich viele schulpflichtige Kinder befinden. Durch den Krieg in der Ukraine und die vielen Kriegsflüchtlinge hat sich die Lage zugespitzt.