Breckerfeld. Ein Feuer hat das Zuhause der Familie Braun aus Breckerfeld zerstört. Wie sie die Hilfe überwältigt und was sie nun vorhat.

Sie deutet hinüber auf die Trümmer. „Da, wo jetzt dieses schwarze Loch ist“, sagt Melanie Braun. „Da war einmal unser Wohnzimmer.“ Ein behaglicher Ort, an dem die Familie mit zwei Hunden und zwei Katzen zusammengekommen ist – jetzt gibt es ihn nicht mehr.

Was nach der Katastrophe neben all den Sorgen bleibt, ist vor allem eines: Dankbarkeit. Unendliche Dankbarkeit. Nur deshalb treffen wir uns hier an jenem Ort, an dem Melanie, David und die kleine Zoe so viel verloren haben. „Wir wollen nicht mit unserem Schicksal in die Öffentlichkeit“, sagt Melanie Braun, „so etwas bräuchten wir nicht. Natürlich war das alles schlimm. Aber letztlich ist niemand verletzt oder getötet worden.“

Feuerwehr aus Nachbarstädten unterstützt

Den Schritt an die Öffentlichkeit gehen sie drei Monate später aus einem anderen Grund: „Es sind so viele Menschen die uns geholfen haben“, sagt David Braun, „da wird es höchste Zeit, noch einmal danke zu sagen.“

Ein Aufbau dürfte sich kaum lohnen: Das sind die Reste des Hauses der Familie Braun aus Breckerfeld.
Ein Aufbau dürfte sich kaum lohnen: Das sind die Reste des Hauses der Familie Braun aus Breckerfeld. © WP | Michael Kleinrensing

Das Schicksal und die Dankbarkeit lassen sich so ganz nicht trennen. Also braucht es zumindest einen kurzen Rückblick auf die Nacht vom 24. auf den 25. August. Auf einen Brand und einen Einsatz, der für die Feuerwehr Breckerfeld, die von Kameradinnen und Kameraden aus den Nachbarorten unterstützt wurden, wohl der größte und intensivste des Jahres war. Den Kampf gegen die Flammen im Doppelhaus in Boßel haben sie in jener Nacht verloren. Aber immerhin konnten sie verhindern, dass das Feuer auf andere Gebäude übergriff.

Poltern reißt Familie aus dem Schlaf

„Durch eine Art Poltern sind wir so gegen kurz nach 2 Uhr wach geworden“, sagt Melanie Braun, „es hat einen Moment gedauert, bis wir die Katastrophe realisiert haben. In dem Moment haben wir uns beide angeguckt und haben beschlossen: nichts wie raus hier.“

Vor den Trümmern ihres Hauses: Melanie und David Braun (mit Tochter Zoe) wollen in Breckerfeld an gleicher Stelle neu bauen.
Vor den Trümmern ihres Hauses: Melanie und David Braun (mit Tochter Zoe) wollen in Breckerfeld an gleicher Stelle neu bauen. © WP | Michael Kleinrensing

Melanie, David und Zoe bringen sich in Sicherheit. Sich und die beiden Hunde Buddy und Lotte. „Dann haben wir die Feuerwehr gerufen“, sagt David Braun. Flammen schlugen hoch aus dem Gebäude, Funken flogen durch die Luft. „Man steht da völlig hilflos, kann nur noch zugucken, wie das eigene Haus abbrennt.“

Die Welle der Hilfsbereitschaft

Ein Haus, eine Doppelhaushälfte, die das Paar vor vier Jahren gekauft hat, eingezogen ist und nach und nach renoviert hat. In Eigenleistung, mit der Unterstützung vieler Freunde. „Im Grunde waren wir gerade fertig“, sagt David Braun.

Asche und Trümmer, wo einst ein altes Bauernhaus in Boßel stand: Der Traum der Familie Braun ist geplatzt.
Asche und Trümmer, wo einst ein altes Bauernhaus in Boßel stand: Der Traum der Familie Braun ist geplatzt. © WP | Michael Kleinrensing

Eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft nimmt noch in der Nacht ihren Anfang. „Nachbarn haben uns erst einmal ein Dach über dem Kopf gegeben“, sagt Melanie Braun. „Wir haben da gesessen und versucht zu realisieren, was da gerade passiert.“

In Schlafanzug und Nachthemd

Nachbarn sind es auch, die Kleidung bringen. „Wir sind ja in Nachthemd und Schlafanzug raus“, sagt Melanie Braun. Auf einem Gasgrill macht jemand die Milch für Tochter Zoe heiß. „Das ganze Dorf war ja durch das Feuer ja ohne Strom.“

Bei einem Feuer in Breckerfeld haben am 25. August zwei Familien ihr Zuhause verloren.
Bei einem Feuer in Breckerfeld haben am 25. August zwei Familien ihr Zuhause verloren. © WP | Jens Stubbe

Über eine Whatsapp-Gruppe wird ein Kindersitz für Zoe organisiert. Die Feuerwehr selbst organisiert ein Kinderbett, dazu Kleidung, Pampas – das Nötigste für die kleine Zoe. Und Hundefutter, „damit wir über die ersten Tage kommen“.

Familie kommt auf 15 Quadratmetern unter

Die Nachricht von der Katastrophe verbreitet sich, wenn man das so sagen darf, wie ein Lauffeuer. „Nach und nach haben sich immer mehr Freunde bei uns gemeldet“, sagt Melanie Braun, „sie haben gefragt, wie sie unterstützen können.“ Hinzu kommen die Berichte in den Medien, auf der Homepage dieser Zeitung, im Fernsehen, in den sozialen Netzwerken.

Bis in die frühen Morgenstunden hat der Einsatz der Feuerwehr Breckerfeld in Boßel gedauert.
Bis in die frühen Morgenstunden hat der Einsatz der Feuerwehr Breckerfeld in Boßel gedauert. © WP | Jens Stubbe

„In den ersten Tagen sind wir bei meiner Mutter untergekommen“, sagt David Braun, „allerdings in einem 15 Quadratmeter großen Zimmer. Das war nichts auf Dauer.“ Dann ergibt sich die Möglichkeit, in eine freie Ferienwohnung umzuziehen.

Spendenkonto für die Familien

Parallel richtet Nicole Kolb von der Feuerwehr Breckerfeld bei der Sparkasse ein Spendenkonto ein, auf das die Familien – neben den Brauns ist noch eine Familie betroffen, die in der anderen Doppelhaushälfte zur Miete wohnte – Zugriff haben. „Davon haben wir erst gar nichts gewusst“, sagt David Braun, „die Spendenbereitschaft hat uns wirklich überwältigt. Vielleicht ist das der Unterscheid zwischen einer großen Stadt und einem Ort auf dem Land – der Zusammenhalt.“

Das Löschwasser musste im August über lange Schlauchleitungen bis an den Einsatzort gebracht werden.
Das Löschwasser musste im August über lange Schlauchleitungen bis an den Einsatzort gebracht werden. © WP | Jens Stubbe

Von ihrem Zuhause, von dem alten Bauernhaus, das irgendwann Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut worden sein muss, ist nur noch eine Ruine übrig. Die Untersuchungen der Versicherung ziehen sich hin. „Aber es sieht danach aus, das ein Abriss die einzige Alternative ist“, sagt Melanie Braun.

Familie will an gleicher Stelle neu bauen

Wenn es so kommt – dann haben Melanie und David Braun, die eine Wohnung in Aussicht haben, schon einen Plan: „Wir wollen an derselben Stelle wiederaufbauen – ein neues Zuhause.“ An Hilfe und Unterstützung wird es nicht mangeln.