Hagen-Mitte. Die Gewalt-Szenen in der Nacht zu Allerheiligen in Hagen wirken nach. Polizei und Politik reagieren auf die schwierige Lage an Halloween.
Die gewalttätigen Szenen aus der Nacht zu Allerheiligen in der Hagener Innenstadt wirken nach. Und immer mehr schockierende Details kommen ans Licht. Mehrere Personen hatten in der Badstraße in Hagen randaliert, Kartonagen brannten, Einkaufswagen wurden gegen Busse geschmissen. Und in gleicher Nacht kam es wenige Meter weiter in der Potthofstraße zu einer Gewalttat.
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0.45 Uhr in jener Nacht: Zwei Frauen (25 und 33) und ein Mann (29) gehen zu diesem Zeitpunkt die Dahlenkampstraße in Richtung Potthofstraße entlang. Etwa 20 Personen – nach Zeugenaussagen zwischen 15 und 20 Jahre alt und mit südländischem Erscheinungsbild – kommen ihnen entgegen und greifen sie ohne erkennbaren Grund an. Die 25-Jährige wird in eine Hecke geschubst, die Angreifer schlagen und treten auf sie und die anderen ein. Dann flüchtet die Gruppe.
Dreier-Gruppe wird überfallen
Der 29-Jährige erkannte wenig später zwei Tatverdächtige (14 und 17) am Märkischen Ring wieder. Fahndungsmaßnahmen der Polizei zu weiteren Tätern blieben aber erfolglos.
Wenige Stunden zuvor schockierende Randale-Szenen in der Badstraße: Zu den Unruhestiftern gesellten sich rund 200 schaulustige Gleichaltrige hinzu. Die größtenteils Jugendlichen stellten Einkaufswagen auf die Fahrbahn und brannten in diesen Kartons ab. Zeugen berichteten vom Zünden von Pyrotechnik. Es kam zu Eierwürfen gegen Fahrzeuge, auch solcher der Einsatzkräfte. Die Randalierer stammten ersten Ermittlungen zufolge auch hier überwiegend aus Südosteuropa.
Zuletzt Schüsse auf Busse
Trotz des respektlosen und aggressiven Auftretens gegenüber den rasch eingetroffenen Polizeikräften leisteten die Personen den erteilten Platzverweisen Folge. Nach einer halben Stunde hatte sich die Gruppe durch das Einschreiten der Beamten aufgelöst und verteilt.
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Die sich aktuell in sozialen Netzwerken verbreitenden Videoaufnahmen werden durch die Ermittler bereits ausgewertet. Aktuell prüft die Polizei Hagen, welche Straftatbestände neben einer Nötigung im Straßenverkehr und Landfriedensbruch durch die Randalierer noch erfüllt wurden. Diese sollen konsequent verfolgt werden.
Polizei bezieht Position
Zuletzt hatte es an gleicher Stelle Schüsse auf einen fahrenden Bus der Hagener Straßenbahn AG gegeben. In Altenhagen war ein Busfahrer von einer Jugendgruppe vor vier Tagen mit dem Tod bedroht worden.
Die Polizei erklärt auf Nachfrage, dass das Zusammentreffen der 200 Personen in der Badstraße zufällig gewesen sei. Man sei mit sieben Streifenwagen und zwei Motorrädern vor Ort gewesen. Polizeipressesprecher Tino Schäfer kündigte an, dass die Polizei in den nächsten Tagen sämtliche Videos auswerten werde und verwies auf eine Null-Toleranz-Strategie.
Busfahrer äußert sich nicht
„In der Regel sind Bedrohungen und Übergriffe kein Thema für unsere Busfahrer“, erklärt Straßenbahn-Sprecherin Alicia Pieper. „Nach wie vor arbeiten wir eng mit den Sicherheitskräften zusammen.“ Der betroffene Busfahrer stand nicht zu einem Gespräch bereit.
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Aus der Politik gab es die erste Reaktion. Und zwar von der CDU. „Fassungslosigkeit und Empörung“ würden herrschen: „Leider ist auch das Zentrum unserer Stadt wieder einmal Schauplatz von randalierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen geworden.“
Auch in anderen Städten
Die CDU sehe hier aber kein Hagen-spezifisches Problem, sondern ein gesellschaftliches insgesamt. Denn auch viele andere Städte in Deutschland seien von Ausschreitungen betroffen gewesen.
„Dies macht es jedoch nicht besser, im Gegenteil,“ sagt der CDU-Kreisvorsitzende Dennis Rehbein und ergänzt: „Hagen soll als Stadt für eine offene Gesellschaft stehen. Damit dies möglich ist, müssen die Gewalttäter identifiziert und bestraft werden. Wir werden konkrete Vorschläge machen.“
Die in Hagen oft von Ausschreitungen begleitete Silvesternacht wirft ihre Schatten voraus.