Hagen. Die Familienbüros in den Vierteln sollen mit Personal aufgestockt werden: Der Hilfebedarf ist seit Corona und dem Ukraine-Krieg immens gewachsen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie und vor allem auch seit Beginn des Ukraine-Kriegs suchen immer mehr alleinstehende Personen die Familienbüros in den verstärkt von Armut betroffenen Quartieren auf und bitten dort um Unterstützung. Aufgrund der hohen Bedarfe der Familien mit Kindern können die Kümmerer vor Ort die Beratung nicht mehr alleine leisten – daher soll nun das Personal in den Büros in Wehringhausen, Zentrum/Remberg, Altenhagen, Haspe-Zentrum und Eilpe-Zentrum aufgestockt werden. Denn genau diese Quartiere sind es, die „stark von Armut, Arbeitslosigkeit und einer multikulturellen Einwohnerschaft geprägt sind“, erklärt die Verwaltung die Vorgehensweise.

Sozialräume mit Hilfebedarf

Zum Hintergrund: Bereits vor längerem hatte die Politik beschlossen, Anlaufstellen mit Quartierskümmerern einzurichten und die Stadt damit beauftragt, entsprechende Fördertöpfe anzuzapfen, um das Projekt „Städtische Präsenz im Quartier“ perspektivisch auf sichere Beine zu stellen und bei Bedarf auch auszubauen. Eine Untersuchung der Stadt in den Vierteln hatte vorab ergeben, dass es nicht nur Angebote und Maßnahmen für Kinder und Jugendliche bedarf, um die Lebenssituation für die Menschen in den betroffenen Quartieren zu verbessern. Vielmehr bedürfe es einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle Menschen im Sozialraum, die die Verwaltung unter anderem über entsprechende niederschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote erreichen möchte.

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Denn in allen fünf Sozialräumen leben gleichzeitig neben zahlreichen Familien, die auf Hilfe angewiesen sind, auch alleinstehende oder kinderlose Menschen in unterschiedlichen Altersklassen, die zusätzlich zu ihren finanziellen Sorgen „mit einer Fülle unterschiedlicher sozialer Probleme wie zum Beispiel Suchterkrankungen, Vereinsamung, mangelnde Bildung oder fehlende Unterstützung belastet sind“, zeichnet die Verwaltung ein Bild von der Problematik.

Anspruch gerecht werden

Für hilfesuchende Familien mit minderjährigen Kindern ist bereits ein Unterstützungssystem in Form einer niederschwellig angelegten Familienbegleitung in den entsprechenden Sozialräumen eingerichtet. Die Büros der Familienbegleitung befinden sich zentral und stehen allen Familien offen. Die Familienbegleitung bietet versierte Beratung an und vermittelt und begleitet ggf. in andere Hilfesysteme wie Jobcenter, oder Beratungsstellen. Für die oben genannte Personengruppe hingegen sind nur eingeschränkte Angebote direkt vor Ort vorhanden.

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Um Synergieeffekte zu nutzen und Parallelstrukturen zu vermeiden soll nun eine Aufgabenausweitung der Familienbüros vorgenommen werden. Es sollen deshalb in den fünf besonders belasteten Sozialräumen in Kürze weitere vier Stellen (in den großen Sozialräumen Zentrum/Remberg, Altenhagen und Wehringhausen jeweils eine Vollzeitstelle; in Haspe-Zentrum und Eilpe-Zentrum jeweils eine halbe Stelle) eingerichtet werden, um dem Beratungsanspruch gerecht zu werden. Die Gesamtkosten pro Jahr belaufen sich auf rund 324.500 Euro – davon können 264.500 Euro über Mittel aus dem Landeskinderschutzgesetz gedeckt werden, der Eigenanteil der Stadt beläuft sich auf rund 60.000 Euro pro Jahr.