Hagen. Die Sorge vor einem großen Stromausfall bleibt. Wie sich Krankenhäuser, Versorger, Polizei und Stadt Hagen auf so ein Krisenszenario vorbereiten:
Wir haben nachgefragt: Wie gut ist Hagen auf einen möglichen Blackout im Winter vorbereitet? Und welche Maßnahmen werden ergriffen, um sich bestmöglich zu präparieren?
Die Hagener Krankenhäuser, die Polizei, die Stadtverwaltung, Feuerwehr und Enervie/Mark-E geben Einblicke:
Stadt und Feuerwehr
„Die kritischen Infrastrukturen bei der Stadt Hagen (wie zum Beispiel die Feuerwehrgerätehäuser) sind zum größten Teil mit Notstrom versorgt. Auch externe Notstromeinspeisungen sind möglich. Die Feuerwehr hat zusätzlich einen größeren Anteil zur Betankung der eigenen Notstromversorgung bevorratet“, sagt Stadt-Sprecherin Clara Treude mit Blick auf einen möglichen, großflächigen Stromausfall in der Stadt. So könne die Feuerwehr im Bedarfsfall zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern ergänzend tätig werden. Die Stadt ist zudem Teil des Katastrophenschutz Notstrom Versorgungszuges NRW (FwA-Notstrom). Mit diesem Fahrzeug kann (neben dem Energieversorger) an zahlreichen kritischen Infrastrukturen extern Strom eingespeist und so eine Versorgung sichergestellt werden.
Zurzeit findet in der Stadt eine Aufrüstung der Sirenensysteme statt. Ziel sei es, eine autarke Sireneninfrastruktur auch bei Ausfall der Stromzufuhr zu schaffen und gegebenenfalls die Sirenen auch mit Textansagen zu betreiben. „Zusätzlich könnten Warnfahrzeuge der Feuerwehr mit Textansagen in das Stadtgebiet entsendet werden“, gibt Treude Einblicke, wie eine Kommunikation mit den Bürgern im Notfall ablaufen könnte. Hierzu wurden vom Land entsprechende Fahrzeuge zur Verfügung gestellt (schon 2020 und 2021). Die neueren Mannschaftstransportfahrzeuge seien ohnehin mit einer Lautsprecherfunktion ausgerüstet, teilt die Stadtverwaltung mit. Einsatzeinheiten der Polizei und des Ordnungsamtes könnten hier ebenfalls unterstützend tätig werden.
Die Stadtverwaltung selbst wäre „bei einem flächendeckenden Blackout nicht mehr vollständig arbeitsfähig“, so Treude. In solch einem Fall käme der Krisenstab der Stadt Hagen in der Feuerwehrwache Ost zusammen und nähme seine Arbeit von dort auf. Die Feuerwehr hingegen kann arbeitsfähig bleiben.
Auf zeitweise, partielle Stromausfälle, die es in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Gründen mehrfach in der Stadt gegeben hat, sieht sich die Stadt Hagen gut vorbereitet. Ein Blackout hingegen bedeutet einen vollständigen Zusammenbruch der Infrastruktur. Einem solchen Szenario könne man nur bedingt auf kommunaler Ebene begegnen.
Lebensmittelversorgung
Das Versorgungskonzept mit Lebensmitteln befindet sich zurzeit in der Überarbeitung. „Grundsätzlich können in Hagen aber über Großlebensmittelbetriebe auch im Katastrophenschutz-Einsatz Lebensmittel entnommen werden“, gibt Clara Treude Einblicke (zum Beispiel ist das bei der Hochwasserlage im Juli 2021 erfolgt). Im Rahmen eines Wasserversorgungskonzeptes könne zudem auch Brauch- und Trinkwasser in Verbindung mit dem Energieversorger bereitgestellt werden (ebenfalls beim Hochwasser erfolgt). Weitere Maßnahmepakete sind laut der Verwaltung in Vorbereitung.
Die Polizei
Auch bei der Polizei wurde bereits im April eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich mit einem möglichen „Blackout“ beschäftigt. „Diese Arbeitsgruppe hat unter anderem einen Schwerpunkt auf die innerbehördliche Organisation und mögliche Dienstplanung für den Fall eines solchen Szenarios gelegt“, sagt Sprecher Tim Sendler. Hierbei sind Einsatzkonzepte erarbeitet worden, die u.a. Regelungen für die interne und externe Kommunikation im Falle eines „Blackouts“ beinhalten.
Sendler betont zudem: „Bei der Polizei NRW werden der Ausbau der Notstromversorgung polizeilicher Einrichtungen und die Schaffung notwendiger Tankkapazitäten weiter vorangetrieben. Hierzu gehört auch die landesweite Beschaffung mobiler Kraftstofftanks zur Gewährleistung der Mobilität.“ Detailliertere Angaben zur Infrastruktur könnten darüber hinaus nicht gemacht werden.
Im Falle eines langanhaltenden und flächendeckenden Stromausfalls „liegen die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, der Gewährleistung der Kommunikation, der Absicherung der polizeilichen Liegenschaften sowie der Versorgung der Einsatzkräfte“, gibt die Polizei ihre Einschätzung ab. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Polizeipräsidiums Hagen seien sensibilisiert und würden fortlaufend über Aktualisierungen informiert.
Sendler betont: „Die Polizei Hagen sieht sich für den Fall eines möglichen Blackouts unter Berücksichtigung einer nur bedingt vorhersehbaren Entwicklung insgesamt gut vorbereitet.“
Die Krankenhäuser
Das Thema Energie steht auch bei allen Hagener Kliniken zurzeit im Fokus: „Alle Krankenhäuser sind mit Notstromaggregaten ausgerüstet, die innerhalb von 20 Sekunden anspringen, um im Fall der Fälle begonnene OPs zu Ende zu bringen“, sagt Sprecherin Astrid Nonn stellvertretend für das Katholische Krankenhaus Hagen, das Agaplesion Allgemeines Krankenhaus Hagen (AKH) und das Ev. Krankenhaus Hagen. „In allen Hagener Krankenhäusern wurden zudem Energie-Krisenstäbe gebildet. Das heißt, Klinikleitung plus Experten und Expertinnen arbeiten zurzeit an weiteren Energiesparmaßnahmen“, so Nonn weiter.
Gleichzeitig setzten sich diese Gremien mit allen möglichen Krisen-Szenarien auseinander und erarbeiten kurz-, mittel- und langfristige Lösungen. „Und aus den Erfahrungen der Corona-Krise wissen wir: Im Extremfall sitzen alle Hagener Kliniken und die Verantwortlichen der Stadt gemeinsam an einem Tisch und werden für die bestmögliche Versorgung der Menschen in Hagen sorgen.“
Enervie/Mark-E
Der Netzbetreiber Enervie Vernetzt ist im Versorgungsgebiet und somit auch in Hagen für eine sichere und zuverlässig funktioniere Versorgung mit Strom, Gas und Wasser zuständig.
„Für den Netzbetreiber gehört es natürlich zu den Kernaufgaben, auch im Falle eines Stromausfalls bzw. eines Blackouts handlungsfähig zu sein“, sagt Sprecher Alexander ten Hompel. Über ein eigenes Notfallmanagement sei das Vorgehen bei Störungen und Versorgungsausfällen im Vorfeld geregelt. „Dazu gehören klare Kommunikationsprozesse, festgelegte Verhaltensregeln und die Organisation und Durchführung von entsprechenden Krisenstäben. Je nach Fall arbeitet Enervie Vernetzt auch beispielsweise mit den Krisenstäben der Kommunen und örtlichen Feuerwehren zusammen“, so ten Hompel.
Man verfüge auch über technisches Equipment zur Batterie- und Notstromversorgung. Details zu den genauen Vorsorgeplänen veröffentliche man aus Sicherheitsgründen nicht.