Hagen. Nicht nur Menschen aus Ukraine kommen nach Hagen – im Winter könnte die Zahl weiter steigen. Die Stadt will daher neuen Wohnraum anmieten:
Während in diversen anderen deutschen Städten die Unterbringungsmöglichkeiten schon knapp werden und Turnhallen behelfsweise wieder als Flüchtlingsunterkünfte umgebaut werden müssen, ist in Hagen die Lage noch nicht ganz so dramatisch: „Für die Unterbringung der Schutzsuchenden stehen städtische Gemeinschaftsunterkünfte sowie angemieteter städtischer Wohnraum zur Verfügung. Zurzeit hat die Stadt ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten für die Betroffenen“, sagt Stadt-Sprecherin Franziska Michels auf Nachfrage der Redaktion.
Gleichwohl beobachte man auch in der Volmestadt, „dass die Zahl der Zuweisungen steigt. Für den Zeitraum vom 26. September bis 12. Oktober sind 70 Personen zugewiesen worden beziehungsweise die Zuweisung wurde durch die Bezirksregierung angekündigt. Bezogen auf den relativ kurzen Zeitraum ist diese Anzahl hoch“, gibt Michels Einblicke.
In einer Stadt wie Hagen, in der der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (41,9 Prozent) ohnehin so hoch ist wie in kaum einer anderen Stadt in NRW, und in der angesichts der anhaltenden Zuwanderung bereits jetzt ein großer Mangel an Schul- und Kitaplätzen besteht, lässt die aktuelle Situation viele aufhorchen.
401 Asylbewerber in der Stadt
Aktuell leben in Hagen rund 5178 anerkannte Flüchtlinge sowie 401 Asylbewerber (Erst- und Folgeverfahren). Damals, nach der ersten großen Flüchtlingswelle im Dezember 2015, waren es noch 1609 Asylbewerber, ein Jahr später 1157. Parallel ist nach Angaben der Stadt die Zahl der ausreisepflichtigen Menschen in der Stadt gestiegen: Waren es im Dezember 2015 noch 403 Personen (2016: 359), sind es mittlerweile 584 Menschen, die Hagen verlassen müssten.
Die 70 zuletzt zugewiesenen Personen seien aus unterschiedlichsten Herkunftsländern, nach Angaben der Stadt aber fast ausschließlich nicht aus der Ukraine. Und auch wenn die Unterbringungssituation aktuell noch relativ unproblematisch ist, plant man bei der Verwaltung parallel, weiteren Wohnraum anzumieten. „Interessierte können ihre Wohnungsangebote gerne per E-Mail an integration@stadt-hagen.de senden“, so Franziska Michels.
Stadt will weitere Wohnungen anmieten
Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW, hatte zuletzt gegenüber dieser Zeitung gewarnt, dass der Krieg im Winter weitere Tausende Menschen nach Deutschland treiben könnte. Um sicherzustellen, dass die Geflüchteten ein Dach über dem Kopf haben, müsse das Land einen Puffer schaffen, mit dem die Menschen für einige Wochen aufgefangen werden können. Bei den aktuellen Zugangszahlen laufe das auf mehrere tausend zusätzliche Plätze hinaus, sagte Sommer weiter. Auch das nordrhein-westfälische Flüchtlingsministerium bereitet sich auf einen vermehrten Zuzug im Winter vor. Bislang hätten nur einzelne Kommunen signalisiert, dass sie keine weiteren Menschen aufnehmen könnten.
Zwar könne man noch keine verlässlichen Prognosen über zukünftige Zuweisungen geben oder abschätzen, wie viele Menschen aus der Ukraine oder anderen Herkunftsländern in den nächsten Monaten nach Hagen kommen. Man versuche aber, „sich durch die Anmietung von weiterem Wohnraum auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten“, sagt Michels.