Haspe. Der Zirkus Basinastak aus Hagen ist mehr als ein Zirkus. Er ist eine Familie. Und er ist undenkbar ohne Leute wie Gabi Loddo und Viktor Bleiker.
Gabi Loddo (59) ist so etwas wie die Mutter der Kompanie. Der gute Geist der Truppe. Schutzengel und Seelentrösterin, Köchin und Faktotum. Eines der Gesichter im Zirkus Basinastak, dieser AG an der Gesamtschule Haspe, die über sich selbst hinausgewachsen ist. „Du bist wie eine Mutti für uns“, sagten die Kinder bisweilen zu ihr, berichtet sie.
Am Wochenende ist wieder Zirkus-Zeit. Im Pädagogischen Zentrum (PZ) der Schule präsentiert der Zirkus sein neues Programm. Und feiert sein 25-jähriges Jubiläum, obwohl er doch schon 1996 ins Leben gerufen wurde. Aber ein Corona-Jahr wurde getilgt aus der Zirkus-Vita, schließlich durfte während der Pandemie auch kein Zirkus gemacht werden.
Dem Zirkus Basinastak hat die unfreiwillige Pause in Hagen nicht geschadet. Er ist lebendig wie eh und je, und Gabi Loddo ist nach wie vor die Zirkus-Mutti. Kocht für die Kinder, versorgt kleine Wehwehchen, zieht Splitter aus der Haut. „Die Kinder kommen mit ihren Freuden und Sorgen zu mir“, sagt sie.
Wie aus Gabi Loddo die Zirkus-Mutti wurde
Gabi Loddo weiß noch, wie all das angefangen hat vor 13 Jahren. Ihre Tochter Alessandra wollte trotz Empfehlung nach der Grundschule partout nicht aufs Gymnasium, sondern zur Gesamtschule Haspe, weil es dort diesen schon damals bekannten Zirkus gab.
Und da wollte Alessandra unbedingt mitmischen. Als die Zirkustruppe ins dreitägige Trainingscamp nach Gevelsberg reiste, fuhr Gabi Loddo frühmorgens hinterher, weil ihre Tochter Diabetikerin war und sie ihr beim Insulin spritzen helfen wollte. „Und da habe ich gedacht: Wenn ich schon hinfahre, kann ich den Kindern auch frische Brötchen mitbringen.“ Am Abend fuhr sie wieder hin, diesmal hatte sie für alle gekocht. Bald war sie nicht mehr wegzudenken, aus Gabi Loddo wurde die Zirkus-Mutti.
Kinder werden zu Persönlichkeiten geformt
Dieser Zirkus, er sei ja wie eine Familie, sagt Ansgar Franz, Leiterin der Gesamtschule Haspe. Was die Schüler dort lernten – die Auftritte vor Publikum, das freie Sprechen vor anderen Menschen –, das forme sie zu echten Persönlichkeiten. „Dieser Zirkus ist viel mehr als ein nettes Hobby oder eine AG. Und was fast noch wichtiger ist: Die Kinder halten zusammen.“
Gegründet und geformt hat den Zirkus Basinastak vor 26, pardon 25 Jahren Viktor Bleiker, Mathematiklehrer in Haspe. Eigentlich sei der Zirkus als einwöchige AG geplant gewesen, doch diese habe bis heute nicht aufgehört zu existieren. In Bleikers Person vereinen sich die Liebe zum Beruf und die Liebe zum Jonglieren, der Pädagoge gilt auch als Erfinder des Zirkusnamens: „Basinastak ist ein Fantasiebegriff. Hört sich gut an und ist leicht auszusprechen.“
Der Name ist reine Fantasie
Eines Tages traf er in einer Unterrichtspause am Kopierer mit seiner Kollegin Verena Voß (unterrichtet ebenfalls Mathematik!) zusammen. Sie erzählte ihm von einem privaten Besuch in irgendeinem berühmten Zirkus, er berichtete ihr von seiner nicht enden wollenden AG mit dem fantastisch klingenden Namen. 17 Jahre ist das jetzt her, so lange leitet das Pädagogen-Duo mittlerweile gemeinsam die ewige AG namens Basinastak.
+++Lesen Sie auch: Security-Mitarbeiter während des Unterrichts in der Schule+++
Nie habe er sich träumen lassen, dass aus einem aus dem Bauch heraus entstandenen Projekt einmal eine solch langlebige, sich selbst fortsetzende Reihe werden könne, sagt Bleiker: „Wir wollen nicht der beste Zirkus werden. Wir wollen den Kindern etwas geben, und die Kinder geben uns etwas zurück. Dieses Etwas nennt man Herzblut.“
Alessandra Loddo tritt 13 Jahre nach ihrem Debüt noch immer auf im Zirkus Basinastak. Mittlerweile ist sie 22, hat das Abitur in der Tasche und studiert. Doch wie andere Ehemalige zieht es sie immer wieder zurück in den Schulzirkus, der wie eine Familie ist und in dem ihre Mutter nach wie vor die Mutti von über 30 Kindern ist.