Hohenlimburg. Norbert Höhne, Macher des Werkhofs in Hagen-Hohenlimburg entdeckte Siiri auf der Straße. Nun stellt sie im Werkhof ihre erste CD vor.

War es nur ein purer Zufall oder vielmehr eine besondere Fügung, dass Norbert Höhne, Motor und Ideengeber des Kulturzentrums Werkhof, vor mehr als zwei Jahren beim Besuch der Iserlohner Innenstadt auf eine junge Straßenmusikerin traf, von deren Stimme und deren Ausstrahlung er so begeistert war, dass er sie mit der gebotenen Zurückhaltung ansprach, ob sie einmal im Werkhof auftreten wolle? Gemeint ist Siiri (Schlichting), Landwirts-Tochter aus Werdohl, die damals als Straßenmusikerin durch Iserlohn, Hemer oder Arnsberg tourte.

„Ich habe ihr Talent erkannt, war fasziniert“, sagt Höhne heute mit einem Schmunzeln, denn aus dem ersten lockeren Gespräch „auf der Iserlohner Wermingser“ könnte sich der Start zu einer große Karriere entwickeln. Am 23. September möchte die 27-Jährige nämlich im Hohenlimburger Kulturzentrum mit einer Releaseparty ihre erste CD vorstellen: „Independence“.

Künstlerin Siiri
Künstlerin Siiri © blacksally | Blacksally

Dieser Titelsong mit dem gleichnamigen Video findet bereits großen Anklang und wurde im weltweiten Netz schon mehr als 75.000 Mal aufgerufen. Die Chronologie: Die Idee von Norbert Höhne, Siiri für einen Auftritt im Kulturzentrum zu gewinnen, bescherte der jungen Frau mit der rauchigen Stimme von nunmehr zwei Jahren im Rahmen der Werkhof-Reihe „Der Hut geht rum“ den direkten Draht zu Michael Danielak, Tonstudioinhaber und Musiker in Personalunion. Dieser schlug der damals 25-Jährigen vor, mit ihm und seinem Freund Franky Kühnlein (Musiker und Schauspieler) eine CD zu produzieren.

+++ Lesen Sie auch: Ein Besuch an der sagenumwobenen Hünenpforte in Hagen +++

Doch dann kam die Pandemie und im Juli 2021 die Jahrhundertflut, die Michael Danielak schwer traf. Die gesamte Obernahmer stand unter Wasser – so auch das ehemalige Krupp-Werk 2, in dem er sein Tonstudio betreibt. Zusammen mit unzähligen Helfern aus dem gesamten Bundesgebiet stand auch die Werdohlerin mehrere Tage mit Schaufel und Eimer im mehr als knöchelhohen Schlamm, um die Werkhof-Immobilie von diesem zu befreien und wieder begehbar und somit nutzbar zu machen. „Das konnte ich nicht mit ansehen“, begründet sie ihren tagelangen Einsatz rund um Werk 2, der für viele Helfer bis an die Grenzen der körperlichen Erschöpfung ging.

Michael Danielak unterstützt „Siiri“ als Mann im Tonstudio.
Michael Danielak unterstützt „Siiri“ als Mann im Tonstudio. © Heike Thomese-Osthoff

Die Texte selbst geschrieben

Doch diese Tage sind jetzt nur noch Erinnerung. Somit gibt es jedoch eine Vorgeschichte für ihren Song „Rain is falling“ (Regen fällt), der sich auf der Erstlings-CD wiederfindet. Die Texte zu dieser CD hat Siiri mit einer Ausnahme selbst geschrieben. Ideen dafür sammelte sie über Monate und Jahre („das älteste Lied ist mehr als zehn Jahre alt. Da war ich noch Schülerin am Gymnasium Letmathe“) in den Gesprächen und somit in der Verbindung mit den Menschen dieser Region und in der Natur. Aber auch die aktuelle Situation, die sie aufgrund der Covid-19-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der galoppierenden Inflation als Dauerkrise bezeichnet, inspiriert sie bei der Textproduktion.

+++ Auch interessant: Wie geht es mit der exklusiven Wohnung im Hohenlimburger Schloss weiter? +++

Die Songs der CD hat sie mit Michael Danielak und Franky Kühnlein im Tonstudio in der Obernahmer aufgenommen, das Video dazu in der Hohenlimburger Innenstadt und vor dem Werkhof gedreht. „Am Ostermontag“, erinnert sie sich. „Dafür hat Norbert Höhne noch einige Komparsen zusammengetrommelt, damit die Innenstadt belebter wirkt.“ Zur Releaseparty hat sie die Band neu zusammengestellt. Denn Michael Danielak, der auf der CD Schlagzeug spielt, ist an diesem Abend für den Ton verantwortlich.

Perspektivisch zeichnen sich die Aufnahmen für ein zweites Album ab. Denn Ideen hat die Sängerin, die mir ihrer Stimme auch an die legendäre Rock- und Blues-Ikone Janis Joplin erinnert, genug. Dabei hat Siiri für ihre Karriere kein spezielles Vorbild und möchte sich auch keinem Musik-Genre zuordnen lassen. „Ich mache Country-Pop, aber auch Rock und sogar Punkrock.“ Am Freitag, 23. September, können sich die Werkhof-Besucher in der Katakombe davon überzeugen.

Einlass ist ab 19 Uhr. Übrigens: Der Eintritt ist frei. Aber: Der Hut geht rum. „Eine Anmeldung“, so Norbert Höhne, „ist unter www.werkhof-kulturzentrum.de sinnvoll.“