Wehringhausen. In Hagen soll ein Areal für 29 Wohnungen verkauft werden. Es gibt aber Zweifel, ob der Neubau Modellcharakter hat. So entscheidet die Politik.
In Wehringhausen wird ein Grundstück an der Lange Straße/Ecke Pelmkestraße jetzt von der Stadt Hagen an eine Investorengemeinschaft veräußert. Entstehen soll auf dem Areal ein mehrgeschossiger Komplex, den die Planer als ganz besonderes Projekt anpreisen. Wie besonders allerdings das Vorhaben ist und ob es daher zu rechtfertigen ist, auf eine Ausschreibung zu verzichten – das zumindest ist in der Politik hochgradig umstritten.
In nichtöffentlicher Sitzung hat sich nach Informationen unserer Zeitung am Ende eine Mehrheit dafür ausgesprochen, den Deal zwischen Stadt und den Investoren um den Wehringhauser Benno Lüke abzusegnen. Damit kann der Bau mit 29 Wohneinheiten nach den Plänen des Architekturbüros PASD Feldmeier-Wrede nun Wirklichkeit werden.
Gewinn-Maximierung nicht im Vordergrund
Um den Entschluss war zuvor in öffentlicher Sitzung heftig gerungen worden. Benno Lüke hatte zunächst die Pläne präsentiert und von einem Modell erzählt, das sich an einem genossenschaftlichen Ansatz orientiert. „Es geht nicht darum, den Gewinn zu maximieren“, erklärte Lüke und verwies darauf, dass sich als Investoren Menschen zusammengefunden hätten, denen etwas an Wehringhausen liege. So soll auf eine Mischung der Mieter geachtet werden. Zwei Wohnungen sind behindertengerecht, sechs Wohnungen sind dem Bereich sozialer Wohnungsbau zuzuordnen.
Auch die Mieten – so zumindest der Ursprungsplan – sollen zwischen 8 und 9 Euro pro Quadratmeter liegen und damit für einen Neubau vergleichsweise niedrig sein. „Wir wollen eine langfristige Bezahlbarkeit sichern“, so Lüke. Ob sich allerdings angesichts der Inflation und der erheblichen Kostensteigerungen im Bausegment dieses Ziel halten lasse, sei derzeit offen.
Zweifel an einem Modellprojekt
Eine genossenschaftliche Orientierung müsste dem Wort nach zumindest den Genossen am Herzen liegen. Was den Inhalt des Projekts angeht, hegt die SPD auch keine großen Zweifel, allerdings stellen die Vertreter im Hauptausschuss sehr wohl das Verfahren in Frage. „Die Frage für uns ist: Was macht dieses Vorhaben so besonders?“, erklärte Ratsherr Jörg Meier, selbst Architekt von Beruf. „Was macht es so besonders, dass es gerechtfertigt ist, das Grundstück direkt zu vergeben und nicht auszuschreiben? Eine Anlehnung an ein Genossenschaftsmodell ist für uns nicht greifbar. Das Modellhafte gegenüber anderen, die so einen Bau ebenso gut an dieser Stelle umsetzen könnten, wird einfach nicht deutlich.“
Die SPD befürworte daher eine Ausschreibung. „Und ich würde mir wünschen“, so Meier an Lüke gerichtet, „dass Sie sich daran beteiligen.“
Sorge vor Präzedenzfall
Skeptisch blickt auch Dietmar Thieser (SPD) auf das Verfahren: „Wenn wir eine solche Direktvergabe hier im HFA ermöglichen, dann stehen schon in der nächsten Woche jede menge Investoren auf der Matte, die Ähnliches fordern. Wir schaffen hier einen Präzedenzfall.“
Eine Mehrheit allerdings hat die Bedenken am Ende offenbar nicht geteilt: „Meine Fraktion findet die Projektidee gut“, so Jörg Klepper, Vorsitzender der CDU-Fraktion. „Man muss einfach anerkennen, wenn jemand zuerst auf einen solchen Gedanken kommt. Wir werden das Modellprojekt Wehringhausen unterstützen.“