Vorhalle. Was der Initiativkreis „Lebendiges Vorhalle“ in nur zwei Jahren aus dem Ortskern gemacht hat, ist bemerkenswert. In einer Stadt voller Sparzwänge.
Was der Initiativkreis „Lebendiges Vorhalle“ in nur zwei Jahren aus dem Ortskern zwischen Europaplatz und evangelischer Kreuzkirche gemacht hat, übersteigt in der Theorie eigentlich das, was Privatmenschen neben in ihren eigenen Verpflichtungen und Berufen zu leisten im Stande sind. Das Engagement der beherzten Vorhaller zieht noch dazu bauliche Veränderungen und Verbesserungen nach sich. Ein bemerkenswertes Beispiel bürgerschaftlichen Engagements in einer Stadt, deren finanzielle Fesseln derartige Entwicklungen aktuell nicht möglich machen. (Lesen Sie auch: Wie „Lebendiges Vorhalle“ nach dem Ende des Vorhaller Forums entstand)
Als die Redaktion vor zwei Jahren erstmals mit Tina Kramps (60) im Schatten des Kriegerdenkmals sprach, da war ihr kleiner Kreis gerade erst aus der Taufe gehoben worden. Und neben viel Optimismus und Herzblut für den eigenen Kiez schwebte auch hier ein bisschen die Gefahr mit, dass die Kraft der guten Gedanken an den Mauern des Machbaren in Hagen geschwächt werden könnte. Doch: Pustekuchen.
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„Wir tun die Dinge, die in unserer eigenen Verantwortung liegen“, sagt Kramps. „So entmutigt uns auch nichts. Wir wollen viele Dinge einfach immer einmal mehr und glauben an das Gute. Und wenn man sieht, was wir hier geschafft haben, dann können wir ziemlich stolz auf uns sein.“
Lassen wir die Auflistung für sich sprechen: Hochbeete, Bücherschrank, Picknicktische, 45 Nistkästen, Fitnessgeräte im Wert von 10.000 Euro, Blockhäuser auf dem Marktplatz, Spielzeugboxen, Schachkisten, Spieltische aus Findlingen. Dazu improvisierte Tempo-30-Schilder, Liegebänke, künstlerisch bemalte Mülleimer und Verteilerkästen, Boulespielabende, Weihnachtssingen, Trödelmärkte, Stadtteilrallyes, Kräuterwanderung, ein Tag am See, Klavierkonzert, Müllsammelaktionen, Feierabendmärkte, Mitsing-Feten. Auch die fest installierte Beleuchtung des Ehrenmals geht auf „Lebendiges Vorhalle“ zurück. Die Verlegung der Elektronik dafür haben sie selbst gemacht. Auch auf dem Europaplatz gibt es nun eine feste Beleuchtung im Zentrum der Fläche.
Neuer Spielplatz im Zentrum
Dass der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) den Spielplatz am Ehrenmal komplett neugebaut hat, zieht so viele Familien mit Kindern an, dass es an sonnigen Tagen richtig voll hier wird. Eisdiele, Vorhaller Stadtteilhaus inklusive „Vorhaller Wohnzimmer“, die gut gehende Trinkhalle – städtebaulich wirkt das Areal nun einfach rund. „Und wenn wir dann so Szenen sehen wie die eines älteren Mannes, der hier neulich mit einer Müllgabel Dreck aufgesammelt hat, dann sehen wir, welche Wertschätzung die Vorhaller den geschaffenen Dingen hier entgegenbringen“, sagt Tina Kramps.
Der Initiativkreis besteht aus einem guten Dutzend Vorhallern, die sich Gedanken machen, wie man mit kleinen Dingen Verbesserungen erzielen kann, die das Gemeinschaftsgefühl im Stadtteil heben. Ein Ortsteil, der in den vergangenen Jahren eigentlich immer nur mit seinen vier großen Negativ-Themen öffentlich in Erscheinung trat: Autobahn-Lärm, Zug-Lärm, einer Geschäftswelt auf dem Rückzug und ein fehlender Discounter. „Sicher, alles richtig“, sagt Initiativkreis-Mitglied Carsten Tillmann. „Aber man muss auch auf die Dinge blicken, die der Stadtteil hat und die ihn wertvoll machen.“
Das tun sie hier. Unermüdlich. Sie zapfen Fördertöpfe an, sammeln Sponsorengelder, opfern Freizeit und bringen Menschen zusammen. Was allein schon örtlich betrachtet eine Herausforderung ist, weil die Weststraße den Ortsteil in zwei Hälften teilt – auch was die Zusammensetzung der Gesellschaft angeht. Hier, an der Schnittstelle, an der „Lebendiges Vorhalle“ so viel verändert hat, kommen sie zusammen. Nächstes Ziel übrigens: Ein Feierabendmarkt, bei dem sich Vorhaller Händler und Gastronomen präsentieren können. „Wir bleiben mutig“, sagt Tina Kramps.