Breckerfeld. Der größte Drescher des Herstellers Claas beackert die Felder in Breckerfeld. Über moderne Feldarbeit und die Verwendung des Weizens.

Könnte er schöner sein, dieser Tag? Die Sonne steht hoch am blauen Himmel über dem beschaulichen Schöpplenberg. Die hohen Bäume werfen ihren Schatten auf den Gutshof und die nahen Stallungen. Und über das Feld, auf dem der Weizen steht, rollt nahezu lautlos dieser Koloss: Claas Lexion – ein Drescher mit Raupenantrieb vorn. Das Herz des Landwirts schlägt in Breckerfeld höher.

„Schneiden Sie auch unter Zeitdruck optimal ab“ – mit diesem Slogan wirbt der Hersteller aus Ostwestfalen für sein größtes Gerät dieser Art. Für ein Gerät, das eigentlich sogar zu groß für die Flächen, auf denen der Lexion hier unterwegs ist. Auch wenn man die der Nachbarn, die diesen Hightech-Drescher ebenfalls auf ihren Feldern nutzen, mit hinzurechnet. „Im Grunde bräuchte man gut 500 Hektar“, sagt Udo Baumeister, „wir selbst haben 150, dazu die anderen Höfe, mit denen wir schon seit Jahren gut zusammenarbeiten. Aber an eine solche Fläche kommen wir nicht heran.“

23 Tonnen und den Weizen im Rücken

Dass der Lexion hier trotzdem Meter für Meter den Weizen von den Feldern frisst, hat mit Lieferproblemen zu tun. „Wir hatten eigentlich einen anderen Drescher geordert“, sagt Baumeister, „eine Nummer kleiner. Dann aber gab es Lieferprobleme, was ich so noch nie erlebt habe. Da hat man uns dann den Lexion zur Verfügung gestellt.“

Der Weizen wird direkt aus dem Drescher auf einen Anhänger verladen.
Der Weizen wird direkt aus dem Drescher auf einen Anhänger verladen. © WP | Michael Kleinrensing

Der Mann, der am Steuer sitzt, ist die Ruhe selbst. 23 Tonnen Gewicht im Rücken und unter dem Hinterteil. Plus das, was der Weizen wiegt, der unablässig im großen Gefäß hinter ihm landet. Noch einmal bis zu sieben Tonnen. Hendrik Wulf blickt durch die große Glasfront nach vor auf das Schneidwerk. Mit Argusaugen achtet er darauf, dass sich keine Fremdkörper verfangen.

Drescher lenkt sich selbst

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Er ist die Ruhe selbst, weil dieses Gefährt so ruhig vor sich hingleitet. „Wenn man das mit Dreschern vor 50 Jahren vergleicht, die nicht mal ein Dach und eine Kabine hatten“, sagt Wulf. „Das ist ein riesiger Unterschied.“ Auf einem Tablet landen die wichtigsten Daten. Ab der zweiten Bahn kann Wulf die Hände vom Steuern nehmen. Der Drescher orientiert sich an der Schnittkante, lenkt sich selbst. „Vielleicht sage ich das, weil ich in diesem Bereich arbeite – aber in meinen Augen ist die Landwirtschaft der Bereich, die in Sachen Automatisierung in den letzten Jahren den größten Sprung gemacht hat.“

Landwirt Hendrik Wulf steuert den Drescher auf den Feldern in Breckerfeld. Landwirtschaft Agrar 
Landwirt Hendrik Wulf steuert den Drescher auf den Feldern in Breckerfeld. Landwirtschaft Agrar  © WP | Michael Kleinrensing

Er ist die Ruhe, aber er hat als Landwirt eine Botschaft, die ihm wichtig ist und die nur bedingt mit dem Koloss zu tun hat, den er nur auf der ersten Bahn gesteuert hat und nun vor allem überwacht. „Brot oder Trog – es gibt immer wieder Leute, die sich darüber aufregen, dass wir Getreide an Tiere verfüttern, statt daraus Mehl zu machen, mit dem Gebacken werden kann“, erzählt Hendrik Wulf, „aber dazu muss man wissen, dass die Qualität unseres Weizens gar nicht ausreicht. Das hat mit der reduzierten Düngung und der anhaltenden Trockenheit zu tun.“

Weizen für den Hühnerstall

Der Weizen, den Wulf und der Lexion ernten, landet zu großen Teilen im Hühnerstall. Ein Anteil wird verkauft. Auf einem Markt, der auch durch den Krieg in der Ukraine völlig überhitzt ist. „Das ist mittlerweile ein reiner Spekulationsmarkt“, sagt Wulf, „da geht es zu wie an der Börse. Kleinste Nachrichten nehmen sofort Einfluss auf den Preis.“

Raupenantrieb vorn: Der Drescher gleitet so ruhig über die Felder in Breckerfeld.
Raupenantrieb vorn: Der Drescher gleitet so ruhig über die Felder in Breckerfeld. © WP | Michael Kleinrensing

15 bis 20 Tage (und manchmal auch halbe Nächte) verbringt Wulf auf dem Drescher. „Zwischen 2500 und 3000 Tonnen Weizen ernten wir in dieser Zeit“, sagt er. Für die Ernte sei die Witterung momentan optimal. „Wir haben nicht mal Tau auf den Feldern, können gleich morgens starten. Wir liegen rund zwei Wochen vor der eigentlichen Erntezeit.“

Filigran Technik

Zwischenstopp. Wulf springt aus der Kabine. Erde hat sich in das Schneidwerk geschoben. „Hier ist im Winter ein Auto ein Stück von der Fahrbahn abgekommen. Die Erde hat sich an einer Stelle angehäuft“, sagt Wulf, „was das für Folgen haben kann – darüber machen sich Autofahrer keine Gedanken. Diese Messerbalken vorn – das ist eine ganz filigrane Technik.“

Weizenernte in Breckerfeld: Der Drescher Lexion der Firma Claas ist einer der größten seiner Art.
Weizenernte in Breckerfeld: Der Drescher Lexion der Firma Claas ist einer der größten seiner Art. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Könnte er schöner sein, dieser Tag? Ein Traktor mit Hänger fährt neben den Drescher. Der frisch geerntete Weizen wird umgeladen. Erst auf den Traktor, später am Rande des Felds auf einen großen Lastwagen. Der Lexion setzt an zur nächsten Bahn. Das Herz des Landwirts schlägt höher.