Wehringhausen. Parking Day in der Lange Straße in Hagen: Am dritten Septemberwochenende sollen sich die Menschen die Straße vor ihrer Haustür zurückholen.
Die Lange Straße, eine der wichtigsten Verkehrsadern in Hagen-Wehringhausen, an der zudem viele Einzelhandelsgeschäfte liegen, wird am dritten Septemberwochenende auf einer Länge von 230 Metern für den Verkehr gesperrt. Nur Linienbusse dürfen an diesen Tagen passieren, auch Lieferverkehr ist erlaubt.
Ansonsten gehört die Straße den Anwohnern sowie Organisatoren und Besuchern des „Parking Days“. Denn an diesem Tag ist die Lange Straße zwischen Mauer- und Bachstraße autofreie Zone. Fahrzeuge dürfen nicht abgestellt werden, die Parkplätze sind für Sitzgruppen, Informationsstände und Kinder-Mitmachaktionen reserviert. „Wir wollen eine Vision davon abbilden, was man aus einer Straße machen könnte, wenn man effiziente Mobilitätskonzepte hätte“, beschreibt Roman Krüger vom Nachhaltigkeitszentrum, der beim Parking Day gemeinsam mit seiner Kollegin Jessica Bönn die Fäden zieht, das Konzept.
Sitzgelegenheiten statt parkender Autos
Anstatt parkender Autos wird es also an diesem Wochenende Vorträge, Kultur, Sitzgelegenheiten, Infos zu nachhaltiger Mobilität und viel Begegnung geben. Der Schwerpunkt liege auf umweltpolitischer Bildung, die Lange Straße solle „Messecharakter“ annehmen, sagt Jessica Bönn: „Der nachbarschaftliche Gedanke wird gewiss nicht zu kurz kommen, aber wir wollen vor allem inhaltlich etwas anbieten.“
Den Parking Day gibt es seit 2005 in vielen Städten, er findet stets am dritten Septemberwochenende statt. Weltweit verwandeln Menschen an diesem Tag Parkplätze in individuelle Freiräume und Begegnungszonen. Damit soll aufgezeigt werden, wie Verkehrsflächen anders genutzt werden können und zugleich in Frage gestellt werden, wie viel Fläche dem Autoverkehr eingeräumt werden soll.
Erster Parking Day in Hagen
Hagen feiert mit der Veranstaltung Premiere. „Wir wollen mit der Aktion nicht unbedingt auf eine autofreie Stadt hinaus“, betont Jessica Bönn. „Aber wir denken, und das ist hoffentlich jedem klar, dass wir die Mobilitätswende brauchen.“ Als Stichworte führen Bönn und Krüger „shared mobility“ (geteilte Mobilität, z.B. car-sharing) und „micro mobility“ (hin zu kleinen Fahrzeugen, Förderung von E-Scootern, Rollern, Fahrrädern und E-Bikes als Teil des urbanen Mobilitätsmix) an.
Sie wollen zeigen, was man auch in Hagen aus Parkflächen machen könnte bzw. was durch Parkflächen verhindert wird: die Entsiegelung von Flächen oder die Nutzung des Straßenraumes für Spielplätze zum Beispiel. „Und Bepflanzung, die hilft, einen Stadtteil abzukühlen und damit die Klimafolgen abzumildern“, sagt Krüger.
Auswirkungen auf den Einzelhandel
Von der „Essbaren Stadt“, wie sie Andernach repräsentiert, wo die Grünflächen unter Aspekten der Nachhaltigkeit attraktiv und erlebbar gemacht worden sind, ist Hagen weit entfernt. Dennoch: „Das ist ein geniales Konzept, auf das die Stadt Hagen aufspringen sollte“, findet Krüger. Es gebe Studien, die besagten, dass es sich für die kleinen Händler vor Ort langfristig auszahle, wenn die Straße vor der Geschäftstür dem Menschen mehr und dem Auto weniger Platz einräume.
Bei den Einzelhändlern in der Lange Straße sei der Parking Day weitgehend auf Zustimmung gestoßen, nur wenige Inhaber ständen der Aktion kritisch gegenüber, berichtet Jessica Bönn: „Ich hoffe, es gelingt uns, das Leben auf die Straße zurückzuholen, die Aufenthaltsqualität zu steigern und Dinge zu tun, für die man sonst gar keinen Platz hat.“