Hohenlimburg. Das Ensemble begeistert 250 Zuschauer: Anspruchsvolles Bühnenwerk und besondere Atmosphäre zum Start im Schloss-Hof.
„Irgendwann werden sie diesen Bericht finden und dann erfährt die ganze Welt die Wahrheit“. Mit diesen Worten von Victoria Milton endete am Samstagabend die Uraufführung von „Das Herrenhaus im Moor“. Zuvor hatten rund 250 Gäste das Schicksal der jungen Adeligen aus gutem englischen Hause auf der Theaterbühne im Hof von Schloss Hohenlimburg verfolgt.
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Eröffnet hatten den Premieren-Abend der Schloss-Spiele traditionell wieder mehrere Böllerschüsse – diesmal sogar mehr als üblich. Denn Salutschüsse gab es auch für Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg, der an jenem Premierenabend seinen Geburtstag feierte und in den Publikumsreihen saß. Es gab ein Ständchen und einen Geschenkkorb vom Freundeskreis Schloss-Spiele.
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Uraufführung von „Das Herrenhaus im Moor“
Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch die Uraufführung von „Das Herrenhaus im Moor“. Eine Geschichte, die in zwei Zeitepochen spielt. Verwebt wird die Lebzeit von Victoria Milton im viktorianischen England mit jener ihres Nachfahren Frank Milton, der in der Gegenwart – mehr als 120 Jahre später – ermordet wird. Dessen Frau Laura begibt sich auf Spurensuche nach dem Mörder und taucht dabei in die Geheimnisse der Familie Milton ein.
Dramaturg Stefan Schröder hat den Roman eigens für die Schloss-Spiele in ein Bühnenstück gegossen. Aus mehr als 400 Seiten Lesestoff wurde ein rund zweistündiges Theaterwerk (plus Pause).
Die Zuschauer sahen knapp zwanzig Darstellerinnen und Darsteller, manche in doppelter Besetzung – schließlich galt es, in zwei Zeitepochen hin und herzuhüpfen. So schlüpfte etwa Annette Hollnack einerseits in die Rolle einer rüstigen Wirtin (Gegenwart) und führte andererseits als strenge Schwester ein hartes Regiment in einer Frauenanstalt (im viktorianischen England). Und Ingo Löwen warb einerseits als aufdringlicher Adeliger um die Hand von Victoria Milton, schlüpfte zudem aber auch in die Rolle ihres Anwaltes und wetzte als Koch die Fleischermesser in einem englischen Gasthaus.
Anspruchsvolle Inszenierung mit Krimi-Momenten
Es entstand eine anspruchsvolle Inszenierung mit überraschenden Wendungen, die den Zuschauern ebenso spannende Krimimomente bot wie auch ein bisschen Grusel und Romantik. Wer die Romanvorlage nicht kannte, der war angesichts dieser Fülle gut beraten, gut hinzuhören, um der Erzählung bis zum Schluss folgen zu können. Um tief in die Atmosphäre eintauchen zu können, halfen neben akzentuierten Klaviertönen von Martin Brödemann auch zig Lichtstrahler im Schlosshof. Je nach Szene malte die Technik um Dirk Hering und Stefan Sasse den Hof in warmen oder kalten Farben. Ein Effekt, der mit zunehmender Dunkelheit am Abend immer stärker zur Geltung kam.
Gekrönt wurde das mehr als zweistündige Bühnenwerk von einer gekonnt orchestrierten Schlussszene, die Vergangenheit und Gegenwart versöhnt und dabei in seiner Emotionalität und Dramaturgie fast an Shakespeare erinnerte. Bewusst hatte sich Indra Janorschke im Vorfeld die Proben zu dem Theaterstück nicht angeschaut, wollte sich bei der Premiere am Samstag überraschen lassen, wie ihr Roman „Das Herrenhaus im Moor“ von Dramaturg Stefan Schröder auf der Bühne umgesetzt würde. Nach letztem Akt und Schlussapplaus gab sie sich verzückt: „Alles, was mir im Roman wichtig war, hat Stefan eingebunden. Das Stück ist richtig gut gelungen.“ Persönlich habe sie es sich dagegen nicht zutrauen wollen, das Buch auf die Bühne zu bringen. „Stefan ist Dramaturg, er kann die Texte verdichten – und das hat er hier fantastisch gemacht.“
„Das muss man erstmal auf die Bühne bringen“
Viel Text zu lernen gab es dennoch, wie Schauspielerin Anna-Christina Reske weiß. Im Stück spielt sie Laura Milton, eine der Hauptrollen, die sich mit Rucksack und Taschenlampe auf Spurensuche nach dem Mörder ihres Mannes macht. „Ich bin zufrieden, es ist alles rund gelaufen“, blickte sie nach der Premiere auf ihren Auftritt zurück. Nie zuvor stand sie auf der Bühne bei den Schloss-Spielen. Von der Stimmung im Team zeigt sie sich begeistert. „Es ist unfassbar, wie nett die Leute alle sind“, sagt Reske. „Immer wird gefragt, ob alles in Ordnung ist, wir was essen wollen oder irgendetwas brauchen – alle sind sehr gastfreundlich.“
Ebenfalls erstmals bei den Schloss-Spielen zu Gast war Rada Radojcic. „Der Roman ist schon ein Brocken, den muss man erstmal auf die Bühne bringen“, sagt die Theaterpädagogin, die das Theater „Fletch Bizzel“ in Dortmund leitet. „Mir hat es gut gefallen und die Atmosphäre im Schlosshof ist auch sehr schön.“