Fley. Der Petitionsausschuss des Landtags trifft sich zu einem Ortstermin am Vincke-Grab in Hagen. Beraten wird über eine Verlegung der Gruft.

Die angekündigte Sanierung des Vincke-Grabes im Fleyer Wald lässt auf sich warten. Immerhin hat der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) jetzt bekannt gegeben, dass die Anlage wahrscheinlich im kommenden Jahr instand gesetzt werden kann. 330.000 Euro stehen dafür zur Verfügung. Doch langfristig wird das Denkmal mit dieser Summe kaum zu retten sein.

Parallel zur angepeilten Sanierung bahnt sich zudem eine Alternativlösung an, die von den verantwortlichen Behörden bislang jedoch vehement abgelehnt wird: die Translozierung (Umsetzung) der Gruft aus dem Fleyer Wald zum Friedhof am Loxbaum.

Argumente für die Translozierung

Dieser Vorschlag stammt von dem pensionierten Lehrer Werner Hense, der in Jens Bergmann, Vorsitzender des Hagener Heimatbundes, einen ausgewiesenen Experten an seiner Seite hat. „In diese Ruine sollte man kein Geld mehr stecken“, so Bergmann klipp und klar.

In der zerbröselnden Einfassungsmauer sprießen junge Triebe.
In der zerbröselnden Einfassungsmauer sprießen junge Triebe. © WP | Michael Kleinrensing

Denkmal heißt sich erinnern“, sagt wiederum Hense: „Also mal nachzudenken, ob es nicht eine Lösung gibt, die dem Vincke-Grab nachhaltig eine bessere Zukunft als den weiteren Verfall ermöglicht.“

Der ehemalige Pädagoge argumentiert, eine nachhaltige Lösung für den Erhalt der Grablege sei an dem isolierten Standort im Fleyer Wald gar nicht möglich, jede Sanierung letztlich nichts anderes als Flickschusterei. Am Loxbaum wäre das Vincke-Erbbegräbnis dagegen nicht nur besser vor Vandalismus geschützt, sondern würde den Friedhof als immaterielles Erbe der Friedhofskultur nachhaltig bereichern: „Der Loxbaum hätte ein besonderes Alleinstellungsmerkmal mit einer Strahlkraft, die Vincke wieder etwas mehr in den westfälischen Mittelpunkt rücken würde.“ Platz genug biete der Waldfriedhof mit seinen vielen Freiflächen allemal.“ Mit Mut und Ausdauer sollte eine Translozierung für die Grabplatten, die Stele und Tafeln zu erreichen sein.

Bezirkspolitiker orientieren sich an Fachleuten

Zwar war Mirjam Kötter, Leiterin des Denkmalamtes der Stadt Hagen, für eine aktuelle Stellungnahme nicht zu erreichen, doch hatte sie sich bereits im Herbst gegen eine Translozierung ausgesprochen: „„Das Denkmal verliert dadurch die städtebaulichen, siedlungs- und sozialgeschichtlichen Bezüge, in denen es entstanden ist.“

Die uralte Grabstätte beherbergt die letzte Ruhestätte vieler Mitglieder aus der Familie von Vincke.
Die uralte Grabstätte beherbergt die letzte Ruhestätte vieler Mitglieder aus der Familie von Vincke. © WP | Michael Kleinrensing

Die Mitglieder der Bezirksvertretung Nord haben sich dieser Auffassung angeschlossen und eine Verlegung der Gruft ebenfalls abgelehnt. Zwar ist sich Bezirksbürgermeister Kohaupt bewusst, dass der Anlage der Verfall droht, doch möchte er sich nicht über die Kompetenz der Fachbehörden hinwegsetzen.

Petitionsausschuss des Landtages vor Ort

Derweil hat Werner Hense den Petitionsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages angeschrieben und erreicht, dass sich die Landtagsabgeordneten am 17. August zu einem Ortstermin an der Vincke-Grabstätte einfinden. Unter ihnen befindet sich der Hagener Wolfgang Jörg: „Wir werden dort mit allen Experten zusammenkommen und beraten.“ „Er habe für sich selbst denn auch noch kein endgültiges Urteil über eine mögliche Translozierung gefällt, so der SPD-Politiker: „Ob das sinnvoll ist und ob es für solch eine Maßnahme sogar Vorbilder gibt, das wollen wir im Laufe des Verfahrens herausfinden.“

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Der WBH hat bei mehreren Ortsterminen mit Architekten, die in Sachen Denkmalschutz bewandert sind, eine Begutachtung durchführen lassen. Nun müsse ein Sanierungskonzept erarbeitet werden, so Uwe Goertz, beim WBH zuständig für strategische Planung und Koordination: „Die Obere und die Untere Denkmalbehörde sind eng in den Abstimmungsprozess mit eingebunden.“

Die Einfassung droht umzustürzen

Der Sanierungsbedarf ist immens. Vor allem die Mauer, die die altehrwürdige Gruft umgibt, muss unbedingt saniert werden, denn sie droht einzustürzen. Zwar würde alle zwei Jahre gemessen und geprüft, ob das Gemäuer noch standfest sei, berichtet Martin Kümper, Fachleiter für Friedhofsunterhaltung beim WBH: „Doch aktuell besteht kein Grund zur Besorgnis. Die Mauer hält sich so schief, wie sie ist.“

Trotzdem haben Kümper und Kollegen bei der angepeilten Sanierung vor allem die Einfassung der 1827 errichteten Grablege im Visier. Die Klinkersteine, die behelfsweise eingesetzt wurden, um Löcher zu schließen, sollen gegen passendes Mauerwerk ausgetauscht werden.

So oder so muss etwas geschehen

Einige Abschnitte müssen aber vermutlich komplett bis zum Boden abgetragen und erneuert werden. Im schlimmsten Fall, wenn sich nämlich herausstellen sollte, dass das Fundament die Mauer nicht mehr tragen kann, muss die komplette Wand abgerissen werden. Ende August soll eine weitere Besprechung mit den an der Sanierung beteiligten Experten mehr Klarheit bringen.

Ob die dafür zur Verfügung stehenden 330.000 Euro – 170.000 stammen aus diversen Denkmalfördertöpfen, 160.000 steuert der WBH selbst bei – ausreichen, um darüber hinaus auch noch die Grabsteine, die Kapitelle oder das Eisentor zu sanieren, daran hegt Kümper doch erhebliche Zweifel.

Aber dass etwas geschehen muss – ob nun Sanierung oder Translozierung –, um das Erbbegräbnis zu retten, darüber sind sich alle Beteiligten einig.