Hagen. Die Personalnot bei der Feuerwehr Hagen ist so groß, dass Fahrzeuge nicht besetzt werden können. Das sagen Stadt und Feuerwehrverband.
Die Personalnot bei der Hagener Feuerwehr ist so groß, dass selbst Feuerwehr-Chef Veit Lenke zuletzt wieder mit zu Einsätzen raus gefahren ist. Das bestätigt Clara Treude, Sprecherin der Stadt Hagen, auf Anfrage der Redaktion. „Teilweise mussten auch Fahrzeuge außer Dienst gesetzt werden, weil nicht genügend Leute verfügbar waren“, so Treude weiter. Allerdings betont sie, dass es sich lediglich um einzelne Tage gehandelt habe und nicht etwa über Wochen oder gar Monate hinweg einzelne Funktionen nicht besetzt werden konnten.
Hintergrund der angespannten Situation sei ein in Teilen hoher Krankenstand sowie die Urlaubszeit. „Es ist jedoch gelungen, durch das Einbinden der Freiwilligen Feuerwehr die Ausfälle zu kompensieren“, so Treude. Der Brandschutz in Hagen sei nicht gefährdet. Auch der Rettungsdienst sei in vollem Umfang einsatzfähig.
Rettungsdienst hat Priorität
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Um die Probleme weiß auch der Stadtfeuerwehrverband, die Interessenvertretung der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehrleute in Hagen. „Es gibt eine Personalknappheit bei der Berufsfeuerwehr“, so Vorsitzender Christian Sommer, „allerdings muss man sagen, dass es sich um ein Phänomen handelt, dem sich viele Berufsfeuerwehren in größeren Städten gegenüber sehen. Uns liegt es fern, irgendjemandem dafür persönlich die Schuld in die Schuhe zu schieben.“
Tatsache aber ist: Immer wieder gibt es Tage, an denen die für Hagen festgelegte Funktionsstärke nicht erreicht werden kann. „Mal bleibt nur eine Funktion übrig, es haben aber auch schon bis zu elf Kollegen in einem Dienst gefehlt“, macht Sommer die Defizite konkreter. Rettungsdienst, die Leitstelle, technische Hilfe und Brandschutz müssten täglich abgedeckt werden. „Wenn es dann zu Ausfällen kommt, hat zunächst der Bereich des Rettungsdienstes Priorität. Technische Hilfe oder der Brandschutz fallen dann zunächst hinten runter.“
22 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr
„Bislang konnten diese Ausfälle durch die Freiwillige Feuerwehr kompensiert werden“, sagt auch Sommer, der darauf verweist, dass dem Verband kein Einsatz bekannt sei, bei dem der Personalmangel tatsächlich dafür gesorgt habe, dass das Geschehen nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte: „Mit 22 Löschgruppen sind wir in Hagen auch im Vergleich zu anderen Großstädten in diesem Bereich gut aufgestellt.“
Gleichzeitig macht bei den Freiwilligen Einheiten die unmittelbare Verfügbarkeit Sorgen. „Da“, so sagt es Sommer, „hat es in den letzten Jahren durchaus Verschiebungen gegeben. Die Tagesverfügbarkeit ist nicht mehr so hoch, wie sie einmal war. Es ist eben nicht ohne weiteres möglich, auf Knopfdruck große Mengen an freiwilligen Kräften für einem Großeinsatz zusammenzubekommen.“
Und das, obwohl es in Hagen zumindest in der Vor-Corona-Zeit entgegen dem Trend durchaus gelungen sei, die Zahl an Freiwilligen Feuerwehrleuten zu halten. „Im Grunde brauche es aus unserer Sicht aber eine Steigerung der Kräfte“, so Sommer.
Politik und Verwaltung gefordert
Auch wenn er nicht mit dem Finger auf einen Schuldigen zeigen wolle – eine Lösung des Personalproblems brauche es allemal. „Auch die Kommune ist aufgefordert, den Beruf des Feuerwehrmanns wieder attraktiver zu gestalten“, so Sommer, „dazu gehört auch die Aufhebung des Beförderungsstaus. Politik und Verwaltung sind gleichermaßen gefordert. Und zwar sowohl auf kommunaler als auf Landesebene.“ Weil bei der Berufsfeuerwehr viele Kameraden auch von außerhalb zum Dienst in die Stadt kämen und die Spritpreise stiegen, führe das dazu, dass sich Feuerwehrleute nach Stellen umsähen, die näher an ihrem Wohnort liegen.
Während ein neuer Brandschutzbedarfsplan in Hagen seit dem 1. Januar 2020 in Kraft ist, muss der Rettungsdienstbedarfsplan aus dem Jahr 2017 nun wieder überarbeitet werden. „Fahrzeuge und Personal sind im vor fünf Jahren festgelegten Umfang vorhanden“, sagt Sommer, „im Grunde merken wir aber gerade, dass das nicht ausreichend ist. Hinzu kommt, dass wir über die Standorte reden müssen, damit die Zeiten, in denen der Rettungsdienst vor Ort sein muss, auch eingehalten werden können.“