Marcel KrombuschHohenlimburg. Weil es kaum regnet, sinken die Pegel der Flüsse. Die Lenne führt Niedrigwasser. Seit 2009 war jedes Jahr zu trocken, beziffert der Ruhrverband.

Viel niedriger wird es wohl nicht: Mit 32 Zentimetern (Stand 25. Juli) befindet sich der Wasserstand der Lenne auf einem Tiefpunkt. „Die Lenne führt aktuell Niedrigwasser“, sagt Markus Rüdel, Sprecher vom Ruhrverband. Dort ist man angesichts der Trockenheit dieser Tage bemüht, über die Talsperren einen Mindestabfluss an Wasser in die Ruhr zu gewährleisten. „Wir stützen die Ruhr mit dem Wasser aus den Talsperren. Zugleich wollen wir den Wasservorrat der Talsperren möglichst lange erhalten, um vorbereitet zu sein, falls die Trockenheit noch bis September oder gar Oktober andauert.“

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Talsperren gut gefüllt

Grund für Alarmismus sei das aber bislang nicht, schließlich handelt es sich bei dem Niedrigwasser dieser Tage nicht um einen Rekord-Tiefstand, vor drei Jahren etwa war es noch deutlich trockener. „Außerdem wurden die Speicher im vergangenen Winter gut gefüllt.“ Im Januar und Februar gab es viel Regen, der die Talsperren füllte. Aktuell liege der Füllstand laut Ruhrverband bei rund 80 Prozent und damit etwa 3 Prozent unter dem Füllstand, den die Talsperren der Ruhr normalerweise im Juli haben.

Mindestpegel soll gesenkt werden

Dass sich die Trockenheit jedoch gerade in jüngster Vergangenheit zugespitzt hat, das zeigt ein Blick in die Historie: „Unsere Aufzeichnungen über den Niederschlag gehen mehr als 100 Jahre zurück. Dabei erleben wir nun vermutlich das 14. Trockenjahr in Folge, in dem weniger Niederschlag als im langjährigen Durchschnitt fällt“, berichtet Rüdel. Für den Juni notierte der Ruhrverband nur 54 Prozent der Niederschläge, die normalerweise im Juni fallen würden. Im März waren es nur 24 Prozent des langjährigen Durchschnitts und auch der Juli, der in ein paar Tagen endet, ist bisher viel zu trocken. An der Bigge, dessen Talsperre ihr Wasser an die Lenne abgibt, sind bisher nur 28 Prozent der durchschnittlichen Niederschläge eines Julis gefallen.

„Wir haben einen ausreichenden Wasservorrat, aber mit Blick auf die Trockenheit werden die Füllstände aktuell auch von Tag zu Tag geringer.“

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Landtag muss entscheiden

Um langfristig mit weniger Wasser in den Talsperren besser haushalten zu können, befindet sich der Ruhrverband bereits seit vier Jahren in Gesprächen mit dem Umweltministerium, um langfristig eine Gesetzesänderung zu erwirken, in der der gesetzlich festgeschriebene Mindestabfluss der Ruhr in Villigst und Hattingen verringert wird. „Es gab dazu mehrere Gutachten, die aus ökologischer Sicht diese Maßnahme als unbedenklich betrachten. Wir hoffen, dass eine Gesetzesänderung in dieser Legislaturperiode vom Landtag beschlossen wird.“

Trinkwasserversorgung sichern

Sollte der Landtag in Düsseldorf die Änderung beschließen, dürfte in trockenen Zeiten künftig weniger Wasser aus den Talsperren abgezapft werden, um die Flüsse zu füllen. Angedacht ist seitens des Ruhrverbandes, dass künftig rund drei Kubikmeter pro Sekunde weniger Wasser aus den Talsperren geliefert werden muss, als es die gesetzlichen Mindestanforderungen aktuell vorsehen. Für den Ruhr-Pegel in Villigst bei Schwerte, wo aktuell mindestens 8,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen müssen, bedeute dies eine Absenkung auf noch 5,5 Kubikmeter pro Sekunde.

„Wenn drei Kubikmeter Wasser jede Sekunde aus den Talsperren abgelassen werden, dann kommen sehr schnell sehr große Wassermengen zusammen. Deshalb ist für uns als Ruhrverband zur Aufrechterhaltung der Trinkwasserversorgung für 4,6 Millionen Menschen diese Gesetzesänderung auch so wichtig.“

Kanuten-Training läuft weiter

Die Folgen dieser Absenkung, die auch die Lenne als Zufluss der Ruhr betreffen würde, seien etwa für die Kanuten und Schwimmer hier vor Ort nicht relevant. Wie genau es sich auf die Lenne auswirkt, sollte künftig weniger Wasser durch das Gewässer strömen als bisher, wird auch Holger Gerdes genau beobachten. Der Vorsitzende vom Kanu-Club Hohenlimburg hat den Pegel der Lenne auch dieser Tage im Blick, fußt darauf doch der Sportbetrieb der Kanuten im Wildwasserpark. Er gibt sich gelassen. Aktuell seien die Bedingungen bei Niedrigwasser zwar nicht ideal, aber noch in Ordnung. Der Trainingsbetrieb läuft ohne Einschränkungen und auch Rafting läuft weiter.

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Mit Turniertagen abstimmen

„Wir hatten die vergangenen drei Jahre ähnlich niedrige Pegel“, sagt Gerdes. „Schwierig wird es dann nur, wenn die Talsperren weniger Wasser abgeben, während Turniere und Wettkämpfe bei uns stattfinden.“ So stehe an der Kanustrecke etwa am 15. Oktober eine Veranstaltung an der Kanustrecke an – „und wir sind auf Wasser angewiesen.“

Wettkämpfe im Frühjahr ansetzen

Angesichts des Klimawandels macht sich der Verein auch Gedanken, wie der Trockenheit in Zukunft besser begegnet werden kann. Dazu gehört auch die Frage, ob man Großveranstaltungen an der Kanustrecke nicht früher im Jahr ansetzt. „Im Oktober sind die Wasservorräte bereits gut aufgebraucht, eine bessere Zeit für Wettkämpfe wäre da etwa im Frühjahr nach der Schneeschmelze.“

Mindestpegel sichern

Das Jahr 2018 war ein extremes Trockenjahr. Da wäre die Ruhr bei Schwerte ab Juli an drei Vierteln aller Tage trockengefallen, hätte sie kein zusätzliches Wasser aus den Talsperren bekommen. Der Ruhrverband ist gesetzlich verpflichtet, einen Mindestabfluss in der Ruhr zu gewährleisten. Heißt: Damit der Pegel an bestimmten Stellen nicht zu weit absinkt, muss aus Talsperren oberhalb Wasser abgelassen werden. Wie viel Wasser aus den Talsperren abgelassen werden muss, das regelt das Ruhrverbandsgesetz von 1990. Darin sind Mindestabflüsse an den Ruhrpegeln Villigst bei Schwerte und in der Gewässerstrecke von Hattingen bis zur Ruhrmündung vorgeschrieben. Der vorgeschriebene Mindestabfluss soll angesichts der anhaltenden Trockenheit weiter abgesenkt werden, über die Gesetzesänderung muss der Landtag noch entscheiden.