Meschede. Trockenheit: Der Ruhrverband lässt stetig Wasser aus dem Hennesee ab, um den Pegel der Ruhr zu halten. So lauten die Prognosen für den Herbst.

Der Wasserpegel im Hennesee sinkt täglich. Droht der Talsperre eine Trockenperiode wie im Herbst 2018? Ausgeschlossen ist das laut Ruhrverband nicht, aber die aktuelle Situation sei für diese Jahreszeit nicht außergewöhnlich, so Pressesprecherin Britta Balt.

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Nur 120 Liter pro Sekunde laufen in den See

Der Hennesee an der Mielinghauser Bucht im Jahr 2018: Der niedrige Wasserstand lässt die alte B55 wieder auftauchen und lädt zu Spaziergängen ein. Die Gefahren im feinschlammigen Sediment sind jedoch nicht zu unterschätzen.
Der Hennesee an der Mielinghauser Bucht im Jahr 2018: Der niedrige Wasserstand lässt die alte B55 wieder auftauchen und lädt zu Spaziergängen ein. Die Gefahren im feinschlammigen Sediment sind jedoch nicht zu unterschätzen. © Laura Nowicki

„Wir geben derzeit mehr ab als zuläuft“, erklärt Balt. In Zahlen: 120 Liter laufen pro Sekunde in die Talsperre, allerdings werden 1460 Liter pro Sekunde abgelassen – „also das gut 13-fache vom Zulauf“, so Balt. Die Folge: Der Pegel sinkt. Derzeit um etwa 60 Zentimeter pro Woche. Gut erkennbar ist dies an dem braunen Uferrand, der immer breiter wird. Oberflächenverdunstung, wie an den zurückliegenden heißen Tagen, spiele laut Balt jedoch kaum eine Rolle.

Zu 78,5 Prozent gefüllt

Die Hennetalsperre ist derzeit zu 78,5 Prozent gefüllt (Stand: Freitag, 22. Juli 2022), und liegt damit im Vergleich zum langjährigen Mittelwert bei 94,4 Prozent.

Kein Wasser in Schwerte

Die Hennetalsperre erfüllt gerade wie alle anderen Talsperren im Ruhrverband ihre Arbeit: Wasser abgeben, um die Trink- und Brauchwasserversorgung im Ruhrgebiet sicherzustellen. „Würden wir das aktuell nicht tun, wäre die Ruhr in Schwerte so gut wie trocken“, sagt Balt.

Das trockene Jahr 2018

Der Ruhrverband bewirtschaftet das Oberflächenwasser und hat die Pegel genau im Blick. „Ohne Not geben wir nicht mehr Wasser ab als gesetzlich vereinbart“, sagt Balt. Das Jahr 2018 habe sie noch gut vor Augen. Damals benötigte der Ruhrverband noch im November eine Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung, um die Wasserabgabe drosseln zu dürfen.

Mondlandschaft und Wüste

Die Luftaufnahme zeigt das Niedrigwasser im Hennesee 2018.
Die Luftaufnahme zeigt das Niedrigwasser im Hennesee 2018. © Hans Blossey

Der Hennesee glich damals an vielen Stellen einer Mondlandschaft oder einer trockenen Wüste. Der braune Boden zeigte große Risse. Viele Spaziergänger nutzten diese Zeit, um außergewöhnliche Fotos zu machen. Auf Luftbildern war sogar die Immenhauser Brücke unter der Wasseroberfläche zu sehen, die nach dem Bau der Talsperre im Wasser versank.

Lebensgefahr drohte

Gleichzeitig warnte der Ruhrverband vor Betreten der trockenen Flächen. Denn unterhalb der trockenen Oberfläche kann sich metertiefer Morast befinden. Es bestand Lebensgefahr. Anfang November 2018 war ein Mann mit seinem Rad eingesunken und musste von der Feuerwehr gerettet werden.

Nicht ausgeschlossen

Eine Situation wie 2018 kann der Ruhrverband noch nicht ausschließen. In 2018 war durchgängig jeder Monat zwischen Februar und November trockener als üblich. Auch dieses Jahr sei trocken. Vorräte sind genug vorhanden. Aktuell ist die Talsperre zu 79 Prozent gefüllt, im Herbst 2018 lag sie bei unter 35 Prozent. Hier eindrucksvoll in diesem Video zu sehen.

Zebramuscheln tauchen auf

Zebramuscheln am Hennesee.
Zebramuscheln am Hennesee. © Ute Tolksdorf
  • den vergangene zwanzig Jahren durch Wasservögel eingeschleppt.
  • Im Hennesee siedeln sich Zebramuscheln oder Dreikantmuscheln vor allem am felsigen Ufer an. Die Tiere leben für gewöhnlich in einer Tiefe von bis zu 30 bis 35 Metern. Sinkt der Wasserstand zu weit, können die Muscheln nicht mehr über ihre Kiemen atmen und sich ernähren. Sie sterben ab. Dabei kann es zu auch einem unangenehm-fischigen Geruch kommen.
  • Vor allem im Sommer ist Vorsicht geboten, wenn man barfuß am Ufer des Hennesees spaziert. Die scharfen, offenen Kanten bergen nämlich ein gewisses Verletzungsrisiko. Diese Gefahr besteht allerdings hauptsächlich an den Stellen, an denen das Baden sowieso offiziell nicht erlaubt ist, abseits der sandigen Badebuchten. Denn die eingeschleppten Meeresbewohner bevorzugen im Gegensatz zu den Badegästen eher felsigen Untergrund.