Hagen. Der WBH vergrößert Baumscheiben in der Innenstadt, um bessere Bedingungen für die Bäume zu schaffen. Weitere Standorte sollen folgen. Die Details

„Baumscheibenvergrößerungen sind die einzige Möglichkeit, Bäumen im städtischen Bereich mehr Lebenskraft und Ausdauer zu verschaffen“, betont Nils Böcker, Fachleiter Verkehrssicherung städtische Bäume beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). Derzeit arbeiten Böcker und sein Team gemeinsam mit der Straßenunterhaltung des WBH an den ersten Baumscheibenvergrößerungen in der Innenstadt. Rund 70 weitere Standorte sollen dort noch folgen.

26.000 Bäume in Hagen – und Verbesserungsbedarf überall

In Hagen gibt es rund 26.000 Einzelbäume – und der Bedarf einer Baumscheibensanierung und -vergrößerung ist bei nahezu jedem gegeben. „Die Baumscheiben aus den vergangenen Jahrzehnten entsprechen zumeist nicht den heutigen Normen hinsichtlich ihrer Größe und Gestaltung. Früher hat man Bäume gepflanzt, ohne eine entsprechende bauliche Vorbereitung des Baumumfeldes beziehungsweise ohne den Platzbedarf der Baumart an den Standort anzupassen“, erklärt Nils Böcker.

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Die Folge: der durchwurzelungsfähige Raum ist zu klein. Durch Versiegelung und Verdichtungen wird der Sauerstoffaustausch der Bodenluft zusätzlich eingeschränkt, diese ist jedoch wesentlich für die Lebensund Funktionsfähigkeit der Wurzeln. So müssen die Wurzeln, um das wenige dem Baum zur Verfügung stehende Oberflächenwasser nutzen zu können, insbesondere die oberen Bodenschichten durchwurzeln. Die dadurch entstehenden Verwerfungen in den Geh- und Straßenbelägen werden zur Stolpergefahr für Fußgänger und Radfahrer. Das Wasser in Form von Niederschlägen oder durch Bewässerung kann zudem nicht gründlich einsickern und fließt an der Baumscheibe vorbei.

Bäume werden krankheitsanfällig

Durch langanhaltenden Wasserstress werden Bäume an solchen Orten krankheitsanfällig und sterben im schlimmsten Fall ab. Um das Oberflächenwasser besser nutzen und speichern zu können, vergrößert der WBH nun die Baumscheiben. Bei Neuanpflanzungen wird außerdem bereits darauf geachtet, die Baumarten an die jeweiligen Verhältnisse anzupassen.

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„Bevor der Standort saniert und vergrößert werden kann, müssen wir verschiedene Faktoren berücksichtigen. So müssen beispielsweise Rettungswege, Belange der Stadtplanung, des Artenschutzes und der weiteren Unterhaltung und Nutzung der Flächen durch die verschiedenen Fachgruppen beachtet werden. Dafür beziehen wir städtische Ämter und Fachgruppen des Wirtschaftsbetriebs in die Planung mit ein“, erläutert Böcker.

Prioritätenliste wird abgearbeitet

Zugleich gibt es für die zu vergrößernden Bäume eine Prioritätenliste, da einige Standorte aus Gründen der Verkehrssicherung vorrangig behandelt werden müssen. Sind alle Voraussetzungen gegeben, kann es losgehen. „Unsere Auszubildenden entfernen die Pflasterflächen um die Baumstandorte sowie die Metallgitter, die früher unter den Baumscheiben als Träger für die Abdeckungen dienten. Dann werden die Kantensteine gesetzt und anschließend die Pflasterflächen mit Kleinpflaster ergänzt“, erklärt Sascha Heiermann, Bauleiter in der Straßenunterhaltung beim WBH.

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„Da sämtliche Arbeiten im unmittelbaren Baumumfeld stattfinden, ist ein sorgfältiges und umsichtiges Arbeiten erforderlich, um die Verletzungen der Bäume so gering wie möglich zu halten. Die Auszubildenden sind entsprechend geschult worden und setzen das Erlernte in hoher Qualität um“, so Heiermann weiter.

Fläche so groß wie möglich gestalten

So hebt sich die vergrößerte Baumscheibe später optisch von anderen Verkehrsflächen ab und mindert die Stolpergefahr. Laut aktueller DIN-Norm sind zwölf Kubikmeter für den neuen Standort vorgesehen. „Da diese Größe aber bei der Bestandsbaumsanierung kaum einzuhalten ist, ist es unser Ziel, die Fläche im Rahmen der Voraussetzungen so groß wie möglich zu gestalten“, so Böcker.

Im Anschluss an die baulichen Veränderungen unterpflanzt der Fachbereich Grün des WBH die vergrößerte Baumscheibe oder befüllt diese mit Mulch. Die gesamten Arbeiten vom alten bis zum neuen Baumstandort dauern rund zwei Wochen. Bäume: Schattenspender, Luftreiniger, Sauerstoffproduzenten – „Bäume haben so viele positive Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Tier – mit der Baumscheibenvergrößerung sorgen wir dafür, dass diese Effekte auch zukünftig bleiben“, macht Böcker die Wichtigkeit deutlich.