Hagen. Es gab mal Dutzende Metzgereien in Hagen. Dann kamen die Discounter, der Personalmangel und der Vegetarismus. Ein Lagebild aus Hagen.
Das von über hundert Metzgereien in Hagen heute gerade einmal vier bis fünf übriggeblieben sind, ist eine bitterböse, allerdings keine große Überraschung. Die Tendenz gibt es seit Jahren. „Länger schon spürt man leider den Einfluss des Metzgerei–Sterbens. Wir sind einer der wenigen Betriebe, die in Hagen noch übrig geblieben sind“, blickt Fleischer Friedhelm Schnettler, der seit vielen Jahren den Familienbetrieb in Boele leitet, auf die aktuelle Situation. In einigen Stadtteilen wie Vorhalle und Haspe gibt es bereits gar keine Metzgereien mehr.
Zwar habe seine Metzgerei in Boele keine Probleme, allerdings seien Faktoren wie billigere Alternativen und zunehmender Vegetarismus definitiv Gründe für einen Rückgang von Fleischereien. „Es gibt kaum mehr Nachwuchs für diesen Beruf, und wenn, dann nur familiär. Ich bin froh, dass ich meine beiden Töchter habe, die im Unternehmen mitwirken!“
Generationenwechsel und fehlender Nachwuchs
Auch der Hagener Metzger Jörg Wittenstein betont, dass der Kundenverlust durch den Generationenwechsel und der fehlende Nachwuchs für Familienbetriebe ausschlaggebende Gründe dafür sind, dass es mittlerweile nur noch einen kleinen Kreis an Metzgereien in der Stadt gibt. Er hat das 1954 in Haspe gegründete Geschäft Wittenstein, das seit 1967 an der Eppenhauser Straße 84 ansässig ist, vor mehr als 30 Jahren von seinem Vater übernommen.
Konkurrenz machen den Metzgerein vor allem große Supermarkt-Ketten, die ihr Sortiment immer weiter ausbauen und deutlich günstigere Alternativen bieten, doch es gibt laut Friedhelm Schnettler einen aus seiner Sicht elementaren Unterschied: „Nein, wir sind nicht vergleichbar. Bei uns wird frisch produziert, wenn Kunden etwas kaufen möchten. Deshalb liegt nicht viel in der Theke.“ Ein breites Angebot gebe es in den Metzgereien aber dennoch. Schnettler ist außerdem überzeugt: „Fleisch muss seinen Preis haben“. Das Image des Berufs habe leider durch Skandale in einigen Großbetrieben in den letzten Jahren gelitten.
Liebe zur traditionellen Handwerkskunst
Für die wenig noch verbliebenen Metzger wie Schnettler, Regenbogen, Wittenstein, Lobert, Flügge und weitere in der Branche ist es aber immer noch ein besonderes Handwerk, bei dem vor allem auch die Qualität im Vordergrund steht. Fleischermeister Jörg Wittenstein: „Ein waschechter Metzger ist man, wenn man verantwortlich und mit Liebe zur traditionellen Handwerkskunst einwandfreie Fleischwaren für eine gesunde Ernährung herstellt.“
Die Umstände, dass es nur noch einige wenige verbliebene Einzelkämpfer in ihrer Branche gibt – denn nicht nur Hagen gibt es diese Probleme – lässt ihren Optimismus dennoch nicht trüben. Sie sind überzeugt, dass das Handwerk von Supermarktketten nicht gänzlich verdrängt werden kann, „denn die qualitätsbewussten Kunden kaufen weiterhin bei ,ihrem‘ Metzger ein“, so Wittenstein.