Hohenlimburg. Austretendes Kalkwasser aus einer alten Deponie der Dolomitwerke im Hasselbachtal war nun Thema im Umweltausschuss. Rheinkalk arbeitet an Lösung

Das im Hasselbachtal aus einer alten Deponie dringende Sickerwasser sorgt in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit weiter für Sorgen. Denn wie berichtet tritt aus der Hangdrainage einer alten Deponie der Firma Rheinkalk, wo bis Anfang der 1970er-Jahre Abfallstoffe von Dolomit und Kalkstein abgelagert wurden, basisches Sickerwasser aus.

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„Gefährlich und ätzend“

„Es ist alkalisch, gefährlich und ätzend“, bestätigte Ordnungs- und Umweltdezernent Sebastian Arlt nun im Umweltausschuss. Die Politik stellt kritische Fragen. Unterdessen laufen im Wald zügige Bauarbeiten an.

Die Bürger für Hohenlimburg (BfH) haken nach: Um was für eine Anlage, die als Drainage der Rheinkalk-Deponie im Hasselbachtal fungiert, handele es sich? Um was für eine Art technischen Versagens handele es sich? Sei es absehbar gewesen? Welche Gefahr bestehe für Menschen und Tiere? Wer trage die Kosten? Daneben verweisen die BfH auf eine Berichterstattung dieser Zeitung, in der 1988 mit Blick auf die Deponie von einer „Zeitbombe“ geschrieben wurde.

Oberhalb eines Wanderweges im Hasselbachtal tritt Sickerwasser aus einer alten Deponie aus. Derzeit wird an einer Zwischenlösung gearbeitet.
Oberhalb eines Wanderweges im Hasselbachtal tritt Sickerwasser aus einer alten Deponie aus. Derzeit wird an einer Zwischenlösung gearbeitet. © Diana Leboch

Wollen dauerhafte Lösung

Der Umweltausschuss beschloss, dass die Fragen beantwortet und die Verwaltung alle Anstrengungen unternehmen müsse, den Austritt weiteren Wassers zu stoppen. Das tue sie auch, so Dezernent Sebastian Arlt. „Wir sind Herr der Lage. Das austretende Wasser darf nicht ins Grundwasser geraten. Wir fangen es deshalb auf. Wir haben eine Interimslösung gefunden, aber wir wollen eine dauerhafte.“

Der Eigentümer der Fläche, der anonym bleiben will, erklärt auf Anfrage: „Die angekündigten Messungen des austretenden Sickerwassers können von unabhängigen Leuten überprüft werden.“ Das Wasser sei gefährlicher als Rheinkalk es behauptet, verweist er unter anderem auf die frühere Berichterstattung über eine „Zeitbombe“.

Erhöhter PH-Wert

Auf Anfrage erklärt Rheinkalk, das austretende Sickerwasser weise zwar einen erhöhten PH-Wert auf, der zwischen 9 und 12 schwanke, aber ansonsten enthalte es keine kritischen Bestandteile oder andere Gefahrenstoffe. „Das Sickerwasser ist letztlich Regenwasser, das durch die Deponie versickert und aufgrund der kalkhaltigen Stoffe zu dem erhöhten PH-Wert führt“, so Mario Burda, Sprecher Rheinkalk. Das Wasser werde nun fortlaufend kontrolliert, die Werte an die Stadt weitergegeben.

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Kontrollierter Austritt

Das Sickerwasser, das heute aus der Deponie austritt, sei im Grunde das gleiche wie noch in den 1980er-Jahren, als vor einer „Zeitbombe“ gewarnt wurde. Allerdings habe sich die Menge, die austritt, deutlich verringert. Früher sei das Wasser unkontrolliert versickert, aber im Zuge der Berichterstattung damals habe man eine Anlage gebaut, die bis zum Ausfall zuletzt zu einer kontrollierten Abführung des Wassers geführt habe.

Nahe der Drainage laufen Bauarbeiten für eine Leitung, über die das austretende Sickerwasser künftig in einen Container-Behälter geleitet werden soll.
Nahe der Drainage laufen Bauarbeiten für eine Leitung, über die das austretende Sickerwasser künftig in einen Container-Behälter geleitet werden soll. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Erste Planung verworfen

Burda betont, man befinde sich wegen des Austritts des Wassers in stetiger Abstimmung mit den Behörden. In dem Zuge habe man auch die zunächst angedachte Übergangslösung verworfen, den nahe gelegenen Teich am Wanderweg mit Folie zu verkleiden und als Auffangbecken zu nutzen.

„Die Stadt meinte, dies sei aufgrund bautechnischer Gegebenheiten zu komplex. Deswegen bauen wir stattdessen eine Container-Lösung“, so Burda weiter.

Container-Lösung im Blick

„Wir werden einen Container-Behälter aufstellen. Darin wird das Sickerwasser kontrolliert aus einem Schacht über eine Leitung, die gelegt wird, abgeführt“, so Burda. „Dieser Container wird fortlaufend geleert und das Sickerwasser ordnungsgemäß entsorgt, ohne dass Tiere und Umwelt zu schaden kommen. Die nötigen Leitungen werden bereits vor Ort verlegt.

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Reinigungsanlage wohl ab 2023

Auf Dauer soll dann eine neue Aufbereitungsanlage entstehen, die das Sickerwasser auffängt und reinigt. Ein entsprechender Genehmigungsantrag ist im Mai bei der Stadt eingegangen. Bis die neue Anlage steht, wird es voraussichtlich bis ins kommende Jahr dauern.

Geologe mahnt

„Das Grundwasser muss eigentlich komplett untersucht werden“, sagt Diplom-Geologe Volker Selter, der aus Hohenlimburg stammt und in Bochum sein Ingenieurbüro betreibt. Er kenne Gutachten, die ihm der heutige Besitzer der Fläche gezeigt habe. „Ich halte die für unvollständig. Man müsste die chemische Zusammensetzung des Wassers untersuchen. Das ist eine Altdeponie. Da kann vieles drin sein, und man kann eine Deponie nicht sanieren.“

Aufarbeitung nötig

Im schlimmsten aller Fälle, so Selter, könne eine Grundwasserreinigungsanlage im Wald errichtet werden mit Brunnen und Pumpensystemen. Die Reinigung dauere Jahrzehnte. Volker Selter: „Ohne Genauere zu wissen, kann ich aus eigener Erfahrung aber sagen, dass im Umweltamt der Stadt eine hohe fachliche Kompetenz herrscht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass denen etwas durchgeht.“