Hohenlimburg. Im Hasselbachtal dringt aus der Drainage einer alten Deponie der Dolomitwerke basisches Sickerwasser aus. Rheinkalk plant neue Reinigungsanlage

Auch wenn die Dolomitwerke längst Geschichte sind, sorgen die Altlasten im Oberen Hasselbachtal für Probleme. Denn aus der Hangdrainage einer alten Deponie der Firma Rheinkalk, wo bis Anfang der 1970er-Jahre Abfallstoffe von Dolomit und Kalkstein abgelagert wurden, tritt basisches Sickerwasser aus. Eine Art Lauge mit hochkonzentriertem Kalk. „Wir sehen da keine Gefahr für Spaziergänger, aber dieses Wasser ist nicht ganz unbedenklich“, räumt Mario Burda, Sprecher Rheinkalk, ein. Auch wenn man schon direkt in Kontakt kommen müsse, könne gebrannter Kalk basisch sein. Genauere Analysen liefen und man befinde sich in enger Abstimmung mit den Behörden.

Abgepumpt: Der Auffangteich für das Sickerwasser im Oberen Hasselbachtal. An dem milchig-weißen Farbton ist das basische Sickerwasser mit hochkonzentriertem Kalk zu erkennen.
Abgepumpt: Der Auffangteich für das Sickerwasser im Oberen Hasselbachtal. An dem milchig-weißen Farbton ist das basische Sickerwasser mit hochkonzentriertem Kalk zu erkennen. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Sickerwasser wird abgepumpt

Die Stadt Hagen hat angeordnet, dass das Sickerwasser durch den Betreiber abzupumpen und ordnungsgemäß zu entsorgen ist. Der betroffene Bereich im Hasselbachtal ist nur dürftig abgesperrt. Zwei Din-A4-Blätter am Wegesrand weisen auf „Wartungs- und Reparaturarbeiten“ hin und mahnen: „Durchgang verboten“.

Bereich nicht betreten

Ein aufgehängtes Flatterband wurde bereits durchtrennt und hängt am Wegesrand. Von der Stadt heißt es auf Anfrage, Spaziergänger im Umfeld müssten keine Gefährdung durch das austretende Sickerwasser befürchten – soweit sie den abgesperrten Bereich nicht betreten.

„Eine Gefährdung besteht nur bei unmittelbarem Kontakt.“ Das Abwasser sei in seiner ätzenden Wirkung mit frischem Beton vergleichbar, also nicht harmlos. „Die basischen Bestandteile reagieren aber an der Luft allmählich zu unschädlichen mineralischen Verbindungen, so dass für die Umwelt keine dauerhaften Beeinträchtigungen zu befürchten sind.“

Übergangslösung eingerichtet

Grund für den Austritt ist laut Rheinkalk, dass die bestehende Anlage nicht mehr ordnungsgemäß funktioniere. „Was dort passiert ist, das ist ein außergewöhnlicher Fall, der so nicht passieren sollte“, sagt Mario Burda, Rheinkalk, und fügt hinzu, dass man schnell reagiert habe. Als Übergangslösung wird ein bereits vorhandener Absatzteich mit Folie verkleidet und über eine Leitung das austretende Sickerwassers in dieses Auffangbecken geleitet.

Neue Reinigungsanlage geplant

Das Wasser der Deponie werde gereinigt und abschließend in die städtische Kanalisation geleitet. Ein Vorgang, der mit nachfließendem Abwasser der Deponie regelmäßig wiederholt werden solle, bis langfristig vor Ort eine neue Reinigungsanlage den Betrieb aufnehmen kann. Und das wird wohl frühestens im nächsten Jahr der Fall sein. „Wir hoffen, dass wir im ersten Quartal des kommenden Jahres anfangen und die Anlage Mitte nächsten Jahres in Betrieb nehmen können“, so Mario Burda, Rheinkalk.

Laut Stadt sei der entsprechende Genehmigungsantrag am 9. Mai 2022 eingegangen. Erste Pläne für die Anlage, deren Kosten Rheinkalk auf rund eine Millionen Euro beziffert, gehen zurück auf 2021.

Ökologische Begleitung

Die Arbeiten vor Ort werden von einer Artenschutzgutachterin begleitet. Von ihr vorgefundene Amphibien wurden eingefangen und aus dem potenziell gefährdeten Bereich umgesiedelt, so die Stadt. Nennenswerte Schäden der Umwelt habe man nicht festgestellt. Die Basizität des Sickerwassers werde mehrmals pro Woche durch das Umweltamt kontrolliert und zeige sich stabil. Eine Fachfirma habe das Wasser untersucht und eine Säurekapazität beziehungsweise Basenkonzentration von 20 Millimol pro Liter ermittelt. „Das entspricht ungefähr einem Verhältnis von einem Teilchen in 3000 Teilchen Wasser.“

Biologische Station beteiligt

Auch die Biologische Station beobachtet die Abwässer. Leiter Ralf Blauscheck kennt die Deponie im Hasselbachtal seit Jahrzehnten, wie er sagt. „Man sollte den Ball flach halten“, will er keinen Alarmismus betreiben. Dennoch bestehe Handlungsbedarf. Denn das basische Wasser, das weiß-milchig aussieht, fließt auch über den Wanderweg. Beim Barfuß-Laufen über die Lauge seien Hautreizungen möglich. Er plädiert sicherheitshalber für Absperrungen und Amphibienzäune um den betroffenen Bereich.

Die Natur und umgebenden Wälder im Oberen Hasselbachtal zeige aber auch Selbstheilungskräfte. Je weiter die Lauge an der Oberfläche entlang fließt, desto niedriger die basische Konzentration.