Hagen. Die Stadt hat einen Wiederaufbauplan nach der Flut vorgelegt. Ein Überblick, wo die größten Schäden entstanden sind und was es noch zu tun gibt.
Es ist die Nacht vom 14. auf den 15. Juli, als die heftige Regenflut Hagen trifft. In der Nacht und am Tag darauf werden weite Teile der Stadt von den Wassermassen geflutet. Straßen, Brücken, Kitas, etliche Wohnhäuser, Autos, aber auch städtische Einrichtungen und Geschäfte werden zerstört oder schwer beschädigt – besonders schwer trifft es Hohenlimburg und die Gebiete im gesamten Verlauf der Volme.
„Der vorläufig festgestellte Schaden an städtischem Eigentum beläuft sich auf rund 82,5 Millionen Euro“, sagt Stadt-Sprecherin Clara Treude mit Blick auf die Starkregenflut. Die Schäden – bis heute längst nicht beseitigt. Aber dokumentiert. In einem Wiederaufbauplan.
94 Maßnahmen in der gesamten Stadt
Dieser Plan, der insgesamt 94 Maßnahmen umfasst, muss der Bezirksregierung vorgelegt werden. Die wiederum entscheidet darüber, ob das Wiederaufbau-Budget zur Verfügung gestellt wird. Clara Treude erklärt: „Der Schaden wird gedeckt über Fördermittel nach der Förderrichtlinie Wiederaufbau NRW, der bereits vereinnahmten Soforthilfe über 6 Millionen Euro und der ebenfalls bereits vereinnahmten Bedarfszuweisung in Höhe von 688.424 Euro. Es gibt also keine Differenz, wenn man davon ausgeht, dass alle aufgeführten Positionen des Wiederaufbauplans vom Land als förderfähig anerkannt werden.“ Die gute Nachricht also: Hagen bleibt nicht auf den Kosten sitzen.
Dabei hat die Stadt gleich an mehreren Stellen Schäden in Millionenhöhe zu verzeichnen. So wurde zum Beispiel durch das Hochwasser das Rechenzentrum im Rathaus vollständig zerstört. Ein Ersatzneubau ist deutlich günstiger als eine umfängliche Sanierung. Allein hier belaufen sich die voraussichtlichen Gesamtausgaben (brutto) auf 7,65 Millionen Euro.
Aber es sind noch weitere Schäden am Rathaus entstanden: So wurde das Untergeschoss von Rathaus I/Bürgeramt überflutet, es entstanden gravierende Heizungs- und Elektro- sowie Feuchtigkeitsschäden. Allein hierfür werden weitere 6,1 Millionen Euro für Reparatur und Sanierungsarbeiten angesetzt, am Rathaus II am Berliner Platz (Verlagerung Archiv, Entsorgung Möbellager nach Überflutung der Räume, Sanierung) müssen weitere 2,3 Millionen investiert werden.
Eine Übersicht zu allen Flutschäden im Detail gibt es hier.
Schäden an Gemeindestraßen betragen 5,7 Millionen Euro
Noch mehr kosten wird der Ersatzneubau der Brücke Nahmerbach in Hohenlimburg. Aufgrund eines zu geringen Durchflusses soll hier ein Neubau entstehen – vorwiegend mit dem Ziel „zur Vermeidung künftiger Schadensereignisse“ im Nahmertal. Geschätzte Kosten: 8 Millionen Euro (Anmerkung: die Schäden, die an der Brücke entstanden sind, sind vergleichsweise gering. Um aber Schäden im Nahmertal bei künftigen Starkregenereignissen zu reduzieren, soll ein Ersatzneubau entstehen. Dazu müssen noch Nachweise zur Risikominimierung durch die Maßnahme erbracht werden).
Für die Wiederherstellung von Gemeindestraßen rechnet die Stadt mit Kosten von rund 5,7 Millionen Euro (Sammelposition). Wobei sich im Wiederaufbauplan auch einzelne Straßen finden, die es besonders schwer getroffen hat. So zum Beispiel die Straße „Zur Priorlinde“ in Priorei, in der es zu einem Hangabrutsch kam. Der Neubau hier kostet 3,2 Millionen Euro.
5,6 Millionen Euro allein für Entsorgungskosten
Private Spenden würden nicht dafür verwendet, städtische Infrastruktur wieder aufzubauen. „Spenden gingen bei der Stadt vorrangig zur Unterstützung privater Haushalte ein, die durch das Hochwasser getroffen wurden“, erklärt Treude den Hintergrund. Ausnahme: eine Zweckbindung. „Spenden mit der Zweckbestimmung ,Ersatzbeschaffung von städtischem Eigentum’ gab es nur wenige“, so Treude weiter. Diese Spenden und natürlich Versicherungsleistungen (beispielsweise bei Schäden an städtischen Fahrzeugen) müssten gegengerechnet werden.
Unabhängig vom Wiederaufbauplan konnte zudem bereits ein vorgezogener Antrag auf Erstattung der durch das Hochwasser verursachten Entsorgungskosten (Sperrmüll, Bauschutt, Geröll, Treibgut, Schlämme, kontaminierte Böden) in Höhe von mehr als 5,6 Millionen Euro gestellt werden. Die Bezirksregierung hat bereits eine hundertprozentige Förderung zugesagt.
Diverse Maßnahmen aus dem Wiederaufbauplan sind bereits abgeschlossen: So zum Beispiel die Beseitigung nicht mehr fahrbereiter Autos von den Straßen, Wiederaufbaumaßnahmen im Stadtgarten und im Volkspark.
Der Plan legt aber auch ungeschönt offen: Fast ein Jahr nach der Flut gibt es immer noch eine Menge zu tun. Wann die Schäden alle beseitigt werden: offen.