Hagen-Mitte. Acht Wochen nachdem die Volme durch das Hagener Rathaus spülte, zeichnet sich noch kein Ende der Sanierungsarbeiten ab. Hier der aktuelle Stand:

Der Strom ist zurück – zumindest provisorisch. Auch die ersten Besucher sind in den oberen Etagen des Rathauses an der Volme wieder willkommen. Doch die Kellerräume sowie das Erdgeschoss des modernen Verwaltungsbaus im Herzen der Innenstadt, wo in den Abendstunden des 14. Juli sich die Fluten des Stadtflusses unaufhaltsam ausbreiteten, gelten weiterhin als Sperrgebiet für städtische Bedienstete und den Publikumsverkehr. Absehbar wird es noch „mehrere Wochen oder gar Monate dauern“, so Stadtsprecherin Clara Treude, bis dort – zumindest vordergründig – ein Normalbetrieb wieder möglich ist.

Immerhin ist eine verlässliche Stromversorgung des Gebäudes inzwischen über eine externe Trafoanlage an der Rathausstraße wieder gesichert. Parallel dazu wird aber auch eine neuer Standort für den zuletzt im Keller platzierten Niederspannungshauptverteiler gesucht, der künftig möglichst oberhalb möglicher Volmefluten montiert werden soll.

Zumal der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) zuletzt unmissverständlich deutlich gemacht hat, dass die Prognosen für hundertjährige Hochwasserereignisse im Vorfeld durchaus gezeigt hätten, dass der Fluss sich bis zum Friedrich-Ebert-Platz ausbreiten könnte. Eine Hochrechnung auf dem Reißbrett, für die es keinerlei Garantie gibt, dass sie sich tatsächlich erst in 100 Jahren wiederholt.

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Schimmelausbreitung verhindern

Das Rathaus an der Rathausstraße wurde durch die Hochwasserkatastrophe stark beschädigt. Hier zu sehen: Das Bürgeramt.
Das Rathaus an der Rathausstraße wurde durch die Hochwasserkatastrophe stark beschädigt. Hier zu sehen: Das Bürgeramt. © WP | Michael Kleinrensing

Genauso dringend erscheint es, das sogenannte Backup-Rechenzentrum der Stadt (der schadlos gebliebene Hauptrechner steht auf dem WBH-Areal in Eilpe) zu ersetzen, das ebenfalls im Kellergeschoss des Verwaltungskomplexes komplett unter Wasser stand. Hier läuft zurzeit der Abbau, um die abgesoffenen Räumlichkeiten zunächst einmal zu räumen und systematisch zu trocknen. Ziel ist es, hier einer drohenden Schimmelausbreitung zu begegnen.

Gleichzeitig ist man im Rathaus bemüht, klare Laufwege für die in den Kellerräumen beschäftigten Dienstleister festzulegen, um einer möglichen Ausbreitung der Schimmelsporen in den übrigen Gebäudeteilen über das Schuhwerk vorzubeugen. Wo das Backup-Datenhirn der Kommune künftig trockenen Fußes wieder seinen Betrieb aufnimmt, ist allerdings noch offen.

Unklar ist ebenso der Zustand der Heizungsanlage, die angesichts des bevorstehenden Herbstes bald wieder eine zentrale Rolle einnehmen dürfte. „Die Gasanlage hat Wasser gezogen und muss daher durch den Energieversorger zunächst überprüft werden“, beschreibt Treude die Situation. Mit Blick auf das Wohlfühlklima in den Bürofluren hält sich die Stadt die Option offen, eventuell zunächst mit mobilen Heizgeräten in den Amtsstuben zu operieren.

Wasser in der Bodenkonstruktion

Völlig unklar ist zurzeit obendrein die Situation im Zentralen Bürgeramt. Dort ist das Volme-Wasser in die Bodenkonstruktion eingedrungen, durch die zahlreiche Versorgungs- und Datenleitungen verlegt sind. Inwieweit diese weiterhin genutzt werden können, soll nach der vollständigen Trocknung zunächst einmal begutachtet werden. Zudem geht es auch hier um eine mögliche Belastung durch Schimmelsporen, der die Rathausbediensteten künftig womöglich ausgesetzt sein könnten. „Hier muss zunächst ein Baubiologe die Situation einschätzen“, verweist Treude auf den längst noch nicht abgeschlossenen Schadensbegutachtungsprozess.

Zudem sind an zahlreichen Wänden des Rathauses noch die Wasserschäden sichtbar. Dabei geht es nicht bloß um Dreckränder durch den Flussschlamm, sondern auch abgeschlagenen Putz, um das durchnässte Mauerwerk trockenzulegen. Im Foyer des Oberbürgermeister-Sitzes wurde bereits die Empfangstheke in Richtung Holzmüllerstraße verlegt, weil die Trennwand zur ebenfalls abgesoffenen Freiwilligenzentrale komplett erneuert werden muss.

Der filigrane Parkettboden des Hagener Standesamtes kann vermutlich gerettet werden.
Der filigrane Parkettboden des Hagener Standesamtes kann vermutlich gerettet werden. © WP | Michael Kleinrensing

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der filigrane Parkettboden des Hagener Standesamtes kann vermutlich gerettet werden – immerhin.