Hagen. Im Haus St. Martin wurde für die Männer aus der Ukraine kurzerhand eine Wohnung eingerichtet. Über eine ganz besondere Wohngemeinschaft.

Mittlerweile haben sich die sieben jungen Männer in ihrer Wohngemeinschaft eingelebt. Sie öffnen sich und fassen langsam Vertrauen. Vor wenigen Wochen sind sie gemeinsam mit ihrer Betreuerin aus der Ukraine nach Hagen gekommen. „Die Männer sind alle zwischen 19 und 25 Jahren alt und haben eine geistige Behinderung“, sagt Annegret Lepis vom Sozialdienst des Haus St. Martin des Caritasverbandes Hagen. In einer zufällig frei stehenden Wohnung in der oberen Etage des Altenpflegeheims St. Martin wurde kurzerhand für die Männer eine Wohnung eingerichtet.

Die Männer kennen sich untereinander, denn sie kommen alle aus einer Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Kiew. Von der polnischen Grenze sind sie erst nach Meschede und dann nach Hagen gekommen: „Meinhard Wirth, der Leiter der St. Laurentius-Werkstatt, war mit einem weiteren Fahrer und zwei Bullis in Meschede, um sie abzuholen, aber die Gruppe hat sich nicht trennen lassen. Die Männer wollten alle in einem Bus fahren, dieses Zusammensein hat ihnen in dem Moment Halt gegeben“, erinnert sich Annegret Lepis.

Belastende Situation für Menschen mit Behinderung

Für Menschen mit geistiger Behinderung sei die Kriegs- und Fluchtsituation besonders belastend, weil sie viele Zusammenhänge einfach nicht verstehen würden. Dabei seien einige von ihnen politisch sehr interessiert, sie hätten viele Fragen zum Thema Krieg in ihrer Heimat. „Sie betonen auch immer wieder, wie stolz sie sind, dass sie Ukrainer sind“, sagt Annegret Lepis. Immer an der Seite der jungen Männer ist ihre Betreuerin Olga.

+++ Lesen Sie auch: Ankommen in Deutschland – ukrainischer Journalistin schreibt über Hagen +++

Sie kümmert sich seit der Ankunft in der Volmestadt rund um die Uhr um die Gruppe. „Das ist eine große Belastung für die Betreuerin. Denn auch sie hat natürlich ihre Heimat verlassen und großen Redebedarf.

Kontakte und Beziehungen entstehen langsam

Mitarbeitende aus anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe sprechen russisch, sie dolmetschen ab und zu und sie versuchen auch die Betreuerin Olga ein wenig zu entlasten, ihr auch mal einen freien Nachmittag zu ermöglichen. Aber wir wollen natürlich auch nicht zu viel in deren Strukturen reinreden“, sagt Lepis.

„Die Zusammenarbeit zwischen unseren verschiedenen Einrichtungen und Diensten klappt sehr gut, neue Kontakte und Beziehungen sind entstanden”, freut sich Annegret Lepis. Besonders groß sei die Unterstützung auch seitens der Stadt Hagen gewesen, berichtet sie: „Das hat alles total unkompliziert geklappt. Die Mitarbeitenden der Stadt sind für die Registrierung zu uns gekommen, so war alles viel einfacher, vor allem für die sieben Männer.“

Wie geht es weiter? „Wir schauen von Tag zu Tag“

Annegret Lepis ist froh, dass sie und ihr Team vom Haus St. Martin den jungen Ukrainern und ihrer Betreuerin helfen kann: „Ich muss zugeben, sie haben sich direkt in mein Herz geschlichen.” Es sei schön zu sehen, dass sie sich nach nur wenigen Wochen hier so wohl fühlen, Vertrauen aufbauen und Beziehungen entstehen konnten. „In den ersten Tagen haben wir sie kaum gehört, sie waren zurückgezogen in ihrer Wohnung. Das ist nun anders, jetzt erwarten sie immer schon, dass wir sie auch mal besuchen“, sagt Annegret Lepis mit einem Lächeln. Wie lange die Männer bleiben werden, weiß noch niemand. Annegret Lepis und ihre Mitarbeitenden planen von Tag zu Tag.

+++ Lesen Sie auch: Ukrainer in Hagen – Tatjana und ihre Familie: „wir wollen hier ankommen“

„Es gibt Überlegungen, ob die Männer möglicherweise in einer Werkstatt des Caritasverbandes arbeiten können, so dass sie eine Beschäftigung und noch mehr Struktur bekommen.“ Sie könne sich aber auch vorstellen, die Menschen mit Behinderungen und die Bewohner des Altenpflegeheims zusammen zu bringen und gemeinsame Ausflüge zu machen. Wichtig sei ihr in erster Linie, dass sie in Hagen eine gute und friedliche Zeit erleben.