Hagen. Die Stadt Hagen stellt im nächsten Jahr an ihren Grundschulen 368 zusätzliche Plätze im Offenen Ganztag zur Verfügung – und das ohne Neubauten.
Die Zahl der Plätze im Offenen Ganztag (OGS) der Grundschulen wird sich nach den Sommerferien deutlich erhöhen. Nach Auskunft der Schulverwaltung können zum Schuljahr 2022/23 368 zusätzliche OGS-Plätze in Hagen bereitgestellt werden. „Das ist natürlich erfreulich, allerdings können wir den Bedarf auch mit dieser Erweiterung des Angebots noch nicht abdecken“, bilanziert Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung.
Derzeit gibt es an den Grundschulen in Hagen 2819 Plätze im Offenen Ganztag. Angesichts von rund 7000 Grundschülern in der Stadt ist das eine bescheidene Quote, zumal die Bundesregierung einen Rechtsanspruch auf Betreuung im OGS beschlossen hat. Ab August 2026 sollen zunächst alle Kinder der ersten Klasse das gesetzlich verbriefte Recht haben, ganztägig gefördert zu werden. Dieser Anspruch soll in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet werden, damit ab August 2029 jedes Grundschulkind einen Anspruch auf ganztägige Betreuung hat.
OGS in Hagen: Hunderte Kinder auf der Warteliste
Derzeit stehen in Hagen hunderte von Kindern auf der Warteliste für den Offenen Ganztag. Allerdings stellt sich die Situation von Schule zu Schule unterschiedlich dar. An der Mehrzahl der Grundschulen in Hagen gibt es mehr Interessenten als Plätze, an einigen wenigen Lehranstalten übersteigt das Angebot jedoch die Nachfrage. Deshalb könnte die Stadt derzeit noch jeder Familie, bei der der OGS oberste Priorität besitzt, einen Platz anbieten, auch wenn das Kind dann möglicherweise eine relativ weit von seinem Wohnort entfernte Schule besuchen muss.
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Dass die Stadt ihr OGS-Angebot im Sommer um stattliche 368 Plätze erweitern kann, hat vor allem damit zu tun, dass immer mehr Grundschulen in Hagen den Rhythmisierten Ganztag (ROG) einführen. Dieses Modell, das faktisch einer verpflichtenden Ganztagsschule nahekommt, ist durch einen Wechsel von Unterricht und Betreuung gekennzeichnet, die beide im Klassenraum stattfinden. Es müssen daher keine eigenen OGS-Räume geschaffen werden.
Rhythmisierter Ganztag: Immer mehr Schulen ziehen nach
Die rhythmisierte Schule versteht sich als Lebensraum und bietet den Kindern in einem pädagogisch durchdachten Tagesablauf einen steten Wechsel – also eine Rhythmisierung – von schulischem und sozialem Lernen. Die in der Innenstadt gelegene Goldbergschule war eine der ersten Grundschulen, an denen der Rhythmisierte Ganztag als Pilotprojekt eingeführt wurde: „Wir können die Kinder nicht nur besser fördern, sondern endlich unser OGS-Angebot ausweiten“, bilanzierte Rektorin Friederike Knoblauch.
Um die Klassen aufteilen und den Klassenraum sowohl für den Unterricht als auch für spielerische Angebote nutzen zu können, werden multifunktionale Möbel angeschafft, zum Beispiel Schränke auf Rollen.
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Zudem geht die Stadt mit ihrer Umsetzung des Rhythmisierten Ganztags den „Hagener Weg“. Jede Schule überlegt individuell, wie sich das Konzept vor Ort am besten umsetzen lässt.
Die ehemalige Bildungsdezernentin Margarita Kaufmann hatte stets für den Rhythmisierten Ganztag geworben und betont, dass sie dieses Modell aus pädagogischer Perspektive besonders für sozial benachteiligte Kinder für wertvoll halte. Dass der Ganztag für Kinder mit Migrationshintergrund sehr wichtig sei und sich positiv auswirke, stehe außer Zweifel.
Inzwischen wird der Rhythmisierte Ganztag an acht Grundschulen in Hagen praktiziert, im nächsten Schuljahr kommen sieben weitere hinzu. Allerdings gibt es an jeder Schule weiterhin das herkömmliche Modell von Unterricht (morgens) und OGS-Betreuung (nachmittags), so dass Familien die Wahl haben.