Hagen. Sabrina Paul ist Coach für Achtsamkeit und Resilienz in Hagen. Sie will jungen Menschen helfen, die stark unter psychischem Druck stehen.

Es ist der Drang nach Aufmerksamkeit, nach Komplimenten. Der Drang nach Schönheit und Perfektionismus. Alles dreht sich um das ideale Foto auf Plattformen wie Instagram oder Facebook.

Der Druck, der durch die soziale Medien entsteht, wird für viele Jugendliche immer größer. Immer häufiger trifft Sabrina Paul aus Hagen junge Leute, die stark unter emotionalem Druck leiden.

Als Coach für Achtsamkeit und Resilienz unterstützt sie Menschen in besonderen Lebenssituationen und will auf das Thema aufmerksam machen. Denn die Folgen dieses psychischen Drucks bei Kindern und Jugendlichen sind häufig Antriebslosigkeit, Motivationslosigkeit oder Essstörungen.

Kaum Freizeitaktivitäten, kaum soziale Kontakte

Die Pandemie habe die Situation noch verschärft, so Paul. Kaum Freizeitaktivitäten, kaum soziale Kontakte. „Viele Jugendliche konnten sich in dieser Zeit unbemerkt zurückziehen, ohne dass jemand merkt, dass es ihnen schlecht geht“, sagt sie.

In den Gesprächen mit den Jungen und Mädchen gehe es immer wieder um die eigenen hohen Ansprüche, Angst vor dem Versagen, hohen Leistungsdruck, aber auch um ein geringes Selbstwertgefühl. Der ständige Vergleich mit anderen führe schnell zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. „Der Druck ist riesig, denn verglichen wird sich nicht mehr nur mit irgendwelchen fremden Menschen, sondern auch mit dem Mädchen oder dem Jungen aus der Nachbarklasse, die in den sozialen Medien ein perfektes Bild abgeben“, berichtet Sabrina Paul: „In der Pubertät sind die Jugendlichen ohnehin schon in einem Entwicklungsprozess, in dem sie sich viel mit anderen vergleichen und erst dabei ihre eigene Persönlichkeit entdecken.“

Kleine und große Krisen

Vielen von ihnen fehlten noch das Wissen und die Fähigkeit, wie man kleine und große Krisen bewältigt und mit widrigen äußeren Umständen umgeht. „Eltern wissen oft nicht, wie sie ihre Kinder in solchen Situationen unterstützen und ihnen helfen können”, weiß Sabrina Paul.

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Hinzu käme, dass gerade während der Corona-Pandemie viele Eltern durch Homeoffice und Homeschooling an ihre eigenen Grenzen gestoßen seien. „Und auch wenn Mama und Papa gute Ratschläge geben können, fällt es Kindern und Jugendlichen oft leichter, mit einer fremden Person über ihre Sorgen zu sprechen.”

Das müsse nicht gleich ein Therapeut sein, so die Hagenerin: „Junge Menschen bekommen dann häufig den Eindruck, dass sie krank sind. Doch darum geht es nicht. Durch Gespräche sollen sie ihren Blick wieder auf die positiven Dinge richten, auf das, was sie gut können.”

Möglichst früh auf Warnsignale achten

Eltern sollten möglichst früh auf bestimmte Warnsignale achten und sie ernst nehmen: „Natürlich haben Jugendliche während der Pubertät Stimmungsschwankungen, aber man sollte aufmerksam werden, wenn sie sich beispielsweise über Wochen zurückziehen, über einen längeren Zeitraum müde oder antriebslos wirken.”

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Es sei wichtig, so Sabrina Paul, die jungen Menschen wieder in Bewegung zu bringen: „Es ist bewiesen, dass Sport eine ähnliche Wirkung wie Antidepressiva aufzeigt, allerdings ohne die Nebenwirkungen der Medikamente. Beim Sport entstehen Glückshormone, die Betroffenen fühlen sich gut und es entsteht das Gefühl, dass sie die Macht über ihren Körper haben.”

Maßgeblich sei, ihnen ihre Stärken bewusst zu machen und sie zu ermächtigen, eigene Probleme selbstständig lösen zu können und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. „Wenn sie erfahren, dass jemand an sie glaubt und sie in der Lage sind, ihre Herausforderungen zu meistern, verleiht es ihnen Selbstvertrauen und psychische Widerstandskraft.“ Die Grundlage für ein gelingendes Leben.