Lennetal. Der Ministerpräsident besucht Weltmarktführer Waelzholz in Hagen. Was er sagt und was er nicht sagt – das Protokoll eines Besuches.
Wenn es um die Themen Energie für die Industrie, die Vision einer Wasserstoffversorgung und Innovation geht, dann gibt es kaum einen besseren Ort zum Zuhören für einen NRW-Ministerpräsidenten als das Hagener Unternehmen C.D. Waelzholz. Ein Weltunternehmen, das diesen Ausdruck wohl nicht nur verdient, weil es auf der ganzen Welt agiert, sondern auch, weil es Innovation vorantreiben will, von der die ganze Welt profitiert. Zuletzt hatte das Unternehmen eine 100-Millionen-Euro-Investition am Hagener Standort zurückgestellt. Wegen energetischer Unwägbarkeiten, für die das Unternehmen nicht verantwortlich ist. Bei seinem Besuch im Waelzholz-Werk legte der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst seinen Fokus allerdings auf das Verhindern eines Gas-Mangels und den Aufbau neuer Lieferbeziehungen.
2400 Mitarbeiter weltweit. Produktionsstandorte in Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Eine Milliarde Euro Umsatz und mit den eigenen Produkten Weltmarktführer in Sachen Innovation und Technologie. Die Kompetenz von C.D. Waelzholz, Hersteller von kaltgewalzten und wärmebehandelten Stahlbändern und einer der größten Hagener Gewerbesteuerzahler in Hagen, ist gerade beim Bau von Elektromotoren in der Automobilindustrie hoch gefragt. Denn Waelzholz kann die hochwertigen Elektrobänder herstellen, die für die elektrischen Antriebe notwendig sind.
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Um vom weltweiten Mehrbedarf profitieren zu können, will Waelzholz für etwas mehr als 100 Millionen Euro eine neue Ofenanlage nebst Werk errichten. In Hagen gäbe es Platz und Fläche dafür. Doch die Elektroband-Produktion ist hoch energieintensiv. „Die Frage ist: Zu welchen Konditionen können wir Gas und Strom in 30 Jahren am Standort Hagen beziehen?“, sagte Dr. Hans-Toni Junius, Vorsitzender der Waelzholz-Geschäftsführung zuletzt schon gegenüber unserer Zeitung. Die europäische CO-Bepreisung und dabei insbesondere der deutsche Alleingang würden zu einer massiven Verschärfung der Wettbewerbsnachteile führen.
Das Unternehmen will mittel- bis langfristig seine energieintensiven Arbeitsprozesse mit Wasserstoff statt mit Erdgas bewerkstelligen. Es helfe nichts, die CO2-Preise zu erhöhen, wenn keine Alternativen vorhanden seien“, heißt es bei Walezholz. Die Frage: Wie schafft es das Unternehmen, mit einer Veränderung der Energiebasis die Dekarbonisierung anzuschieben. Also die Abkehr vom Kohlenstoff. Benötigt wird Wasserstoffversorgung im industriellen Maßstab.
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Wasserstoff spricht er nicht aus
Im Hier und Jetzt, so beschrieb es NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst vor einem Teil der Waelzholz-Belegschaft, gehe es angesichts des Ukraine-Kriegs erstmal darum, den „energiehungrigen Industrie-Standort NRW“ produzierfähig zu halten. Das Wort Wasserstoff sprach er nicht aus, dafür erklärte er, kürzlich mit der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) getagt zu haben. „Wir haben besprochen – und das ist ja auch für Unternehmen wie Walezholz wichtig, was passiert, wenn wir durch Lieferstopps eine Gas-Mangellage kriegen.“
Während das Bundeswirtschaftsministerium seinen Fokus auf die schnelle Installation von Flüssiggas-Terminals an der Nordküste Deutschlands lege, seien für Waelzholz und Co.in NRW die westlichen Häfen, zum Beispiel der in Rotterdam, weiterhin sehr wichtig. „Unser und euer kurzer Weg wird nach Westen bleiben“, sagte Wüst und wandte sich auch an Waelzholz-Vorstand Dr. Toni Junius.
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Am Vorabend ging es um Wasserstoff
Was Wüst nicht erzählte, war, dass es am Abend zuvor Gespräch im Hagener Tagungshotel Arcadeon gegeben hatte, wo auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart mit am Tisch saß, bei dem Waelzholz mehrfach seine Wasserstoffwünsche hinterlassen hatte. Toni Junius: „Diese Gespräche laufen weiterhin und wir sind an dem Thema dran.“ CDU-Landtagskandidat Dennis Rehbein versprach: „Wenn ich gewählt werde, werde ich Sie mit dem Wasserstoff-Thema quälen, Herr Wüst.“
Klar ist angesichts der Kriegslage auch, wie Heino Buddenberg, Mitglied der Waelzholz-Geschäftsführung erklärt, dass die stabile Versorgung mit Gas aktuell Vorrang habe. Nur mal als Beispiel: Für den neuen Elektrobandofen würde man bis zu 100 Lkw-Ladungen Wasserstoff am Tag benötigen.
Wüst, der von Dennis Rehbein eingeladen worden war und den Toni Junius gleich mal in eine Waelzholz-Jacke steckte, ergänzte seine Energie-Vorstellungen um die erneuerbaren Energien und wandte sich an den anwesenden Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Denn: Auch Hagen hat Waldflächen, die der Borkenkäfer zerstört hat. „Auf zehn Prozent dieser Waldflächen wollen wir es möglich machen, dass Windkraftanlagen entstehen. Das ist mein Angebot an den OB. Wie, das ließ er offen.