Wehringhausen. Die Stadt Hagen wird in diesem Jahr die verbliebenen Schrottimmobilien an der Wehringhauser Straße abreißen – denn 2022 läuft die Förderung aus.

Nachdem im Spätsommer 2020 bereits die ersten drei Schrottimmobilien an der Wehringhauser Straße von einem Abrissunternehmen dem Erdboden gleichgemacht wurden, sind jetzt die übrigen angrenzenden Häuser den Baggerschaufeln geweiht. Denn die Finanzierungschance, die aus einem Förderprogramm des Landes gestemmt wird, läuft in diesem Jahr endgültig aus. Im Dezember vergangenen Jahres hat die Stadt Hagen endlich das letzte Objekt aus der bröckelnden Reihe zwischen Aldi-Discounter und S-Bahn-Linien-Unterführung erworben und im Februar aufgrund eines Rattenbefalls letztlich endgültig leerziehen können.

Das absehbare Ende eines äußerst zähen Prozesses, der sich schon seit Jahren hinzieht. Immerhin nimmt die Stadt bereits seit 2017 an dem Förderprogramm „Modellvorhaben Problemimmobilien“ teil, das die Landesregierung explizit mit Blick auf die Zuwanderungsproblematiken aus Südosteuropa aufgelegt hat. Die Stoßrichtung: Durch die Beseitigung des reichlich leerstehenden, äußerst schlichten Wohnangebots soll es für diese Gruppen unattraktiver werden, durch Tiefstmieten angelockt nach Hagen umzusiedeln. Das Programm ermöglicht es, sowohl den Immobilienerwerb, Ingenieur- und Statiker-Beauftragungen, den eigentlichen Abriss sowie die Herrichtung der Flächen zu finanzieren.

+++ Lesen Sie auch: Eine letzte Spurensuche in den Hagener Schrottimmobilien +++

Tonnenweise Unrat ausgeräumt

Mit den Hausnummern 95 bis 99 gegenüber dem Hawker-Betriebsgelände ist dieses Vorgehen bereits gelungen, nachdem dort zunächst 40 Tonnen Unrat aus den Wohnungen und Kellerräumen geborgen werden mussten. Zuletzt hatte sich in den zum Teil herrenlosen Objekten eine linke Partyszene eingenistet und die Nächte zum Tag gemacht. Zudem fanden dort Junkies und Obdachlose Unterschlupf, bevor sich im großen Stil die Metalldiebe bedienten. Bei den angrenzenden Häusern tat sich die Stadt mit dem Erwerb allerdings lange schwerer, weil die Vorbesitzer wahre Mondpreise abseits jeglicher Marktrealitäten für die Schrott-Unterkünfte aufriefen. Vor allem bei dem mittleren Objekt wurde der Ankauf aufgrund zahlreicher Eigentumswohnungen und einer entsprechend komplexen Besitzerstruktur zu einer Sisyphusaufgabe, die letztlich Ende 2021 ihren Abschluss fand.

Nach Rattenbefall leergezogen

Prompt schickte die Stadt den verbliebenen 29 Bewohnern, darunter Familien mit Kindern, eine Kündigung zum 31. März. Doch als dort plötzlich von einem Schädlingsbekämpfer massiver Rattenbefall festgestellt wurde, musste plötzlich zum Schutz der Menschen aus Infektionsschutzgründen plötzlich alles sehr schnell gehen. Zwei Familien fanden inzwischen in Eigenregie eine neue Bleibe, zwei weitere wurden seitens der Stadt untergebracht.

Im nächsten Schritt müssen der Unrat und Bauschutt aus den Häusern verschwinden, damit der Kammerjäger erfolgreich gegen die dortige Rattenpopulation vorgehen kann. Erst wenn die Nager dort verschwunden sind, kann mit der Entkernung sowie dem eigentlichen Abriss begonnen werden.

Zukunft der Fläche noch ungewiss

Die künftige Nutzung der entstehenden Freifläche, die aus städtebaulicher Sicht durch die Nähe zu den Gleisen und der Hauptverkehrsstraße für Wohnprojekte völlig ungeeignet ist, steht noch völlig in den Sternen.

Die ursprüngliche Idee, dort den alteingesessenen Wehringhauser Reifenhändler Bartelheim anzusiedeln, um dessen jetziges Betriebsgelände an der unteren Pelmkestraße in einen Bürgerpark zu verwandeln, hat sich längst erledigt.

Alternativkonzepte sind bislang nicht überliefert. Allerdings ist der angrenzende Discounter bereits seit Jahren bemüht, die in seinen Augen unterdimensionierte Dependance deutlich zu erweitern.

Bislang hat sich für diesen Schritt allerdings noch kein neuer Standort gefunden.