Hohenlimburg. Kurz vor dem Bürgerentscheid zur Bäderlandschaft warben beide Lager erneut um Zustimmung. Kostenschätzung für Lennebad-Sanierung sorgt für Kritik

Ob das Richard-Römer-Lennebad saniert oder das Freibad in Henkhausen zum Ganzjahresbad ausgebaut wird, diese Entscheidung liegt am kommenden Sonntag bei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. Zum Endspurt eine Woche vor dem Entscheid warben am Wochenende noch einmal beide Lager mit Infotreffen im Bezirk öffentlich für ihre Sache.

Am Freitag lud die Lennebad-Familie in den Werkhof. Zu Wort kamen Vertreter vom Schwimmverein Hagen 94, H2O Tauchsport Hagen und der DLRG Hohenlimburg, die das Lennebad seit Jahren nutzen. „Das Lennebad ist für euch mehr als ein bisschen Wasser“, wendete sich Frank Schmidt an die Vereinsvertreter, „ihr findet dort ideale Bedingungen für eure Angebote.“

Als Vorsitzender des Fördervereins Richard-Römer-Lennebad und ein Initiator des Bürgerentscheids führte Schmidt durch den Abend und warb für die Vorzüge des Lennebades. Dafür ließ er auch Architekt Heinrich Blass zu Wort kommen. Blass hatte vor gut einem Jahr im Auftrag der Hagener Versorgungs und Verkehrsgesellschaft einen Sanierungsplan für das Bad samt Kostenschätzung vorgelegt. Diesen Planungsstand, den er im April letzten Jahres auch in der Bezirksvertretung vorgetragen hatte, wiederholte er am Freitag vor den Gästen im Werkhof.

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Lennebad Hohenlimburg: Kritik an Kostenschätzung

Demnach koste die Sanierung des Bades unterm Strich rund 7,8 Millionen Euro, einkalkuliert bereis mögliche Einsparungen. „Ich will nicht schwarzmalen, aber es wäre töricht anzunehmen, wenn man ein Bad 2020 plant, kriegt man es 2023 zum selben Preis“, räumte Blass ein. Rund 6 Prozent Preissteigerung waren in den Kalkulationen enthalten.

Viel zu wenig, kritisierte Fachkollegin Petra Hocks-Rabe. Weil Fragen zum Vortrag öffentlich nicht vorgesehen waren, ließ sich die Architektin und frühere Wasserball-Nationalspielerin zu empörten Zwischenrufen von ihrem Platz hinreißen. Man müsse allein beim Material inzwischen von 20 bis 25 Prozent höheren Kosten ausgehen, so Hocks-Rabe. „Er hat diese Preissteigerungen nicht bedacht“, so die Hohenlimburgerin. Außerdem arbeite man beim Lennebad im Bestand, weshalb man von weiteren Kosten ausgehen müsse. Blass ließ die Rufe unkommentiert und stand später für Rückfragen von Gästen nicht mehr zur Verfügung – anders als die Vertreter der Vereine.

Infotreffen im Freibad Henkhausen

Am Samstag öffnete dann das Freibad Henkhausen seine Pforten für ein Infotreffen des Hohenlimburger Schwimmvereins (HSV). Der Vorstand hatte Interessierte eingeladen, um für ein „Nein“ zum Erhalt des Lennebades und damit für den Ausbau zum Ganzjahresbad in Henkhausen zu werben. Karsten Menzel, Vorsitzender des HSV, betonte, dass in Hohenlimburg bei einer Pro-Lennebad-Abstimmung keine zwei Bäder existieren werden. „Es muss unser Anliegen sein, das Konzept durchzusetzen. Wenn das Lennebad saniert wird, drehen wir in Henkhausen den Schlüssel um. Das können wir vielleicht noch ein, maximal zwei Saisons durchstehen. Auch ein idyllisches, ehrenamtliches geführtes Bad kostet Geld. Ohne Edelstahl-Becken endet die Geschichte des Freibads.“

Von rechts: Peter Suberg (DLRG Hohenlimburg), Antonia Stumpo (SV Hagen 94), Frank Schmidt (Förderverein Lennebad) und Wolfgang Schürhoff, Tauchsport H20
Von rechts: Peter Suberg (DLRG Hohenlimburg), Antonia Stumpo (SV Hagen 94), Frank Schmidt (Förderverein Lennebad) und Wolfgang Schürhoff, Tauchsport H20 © WP Hagen | Marcel Krombusch

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Zudem erwähnte er die 3,5 Millionen Liter Wasser, die das marode Becken im letzten Jahr in acht Wochen verloren habe. Oberbürgermeister Erik O. Schulz stieß in dasselbe Horn und erklärte, eine Sanierung von zwei Bädern sei nicht möglich. „Was meinen Sie, wie diese Debatte geführt würde. Wir kriegen zwei Bäder nicht hin. Wer beim Bürgerbegehren mit Ja stimmt, stimmt gleichzeitig für die Schließung des Freibads.“ Erik O. Schulz warb leidenschaftlich für die Variante in Henkhausen und sagte, dass die Debatten im Internet „teilweise unterirdisch“ und ohne Faktenbasis diskutiert würde.

„Wir als Politiker stehen bei den Bürgern nicht immer hoch im Kurs. Aber ich bin jetzt seit acht Jahren Oberbürgermeister und es gab wenig Dinge, bei denen es eine solche intensive Beschäftigung mit dem Thema gab.“ Ferner sagte er zu den über 100 Anwesenden, dass „wir“ jetzt die einmalige Chance hätten, ein ganzjähriges Schwimmangebot in Hohenlimburg entstehen zu lassen. „Damit haben wir auf lange Sicht Ruhe und ich glaube, dass es wirklich die beste Lösung für Hohenlimburg ist.“